Deutsche Rentenversicherung

Doppelt erfolgreich gegen Diabetes

Zwei Betroffene, zwei Diabetestypen, zwei Fachrichtungen – und ein Konzept, das Körper und Seele in Einklang bringt.

Fühlen sich durch die Gruppe für Diabetespatienten und -patientinnen gestärkt für den Alltag: Frank G. (l.) und Christin W.Quelle:DRV Westfalen Doppelt erfolgreich gegen Diabetes Fühlen sich durch die Gruppe für Diabetespatienten und -patientinnen gestärkt für den Alltag: Frank G. (l.) und Christin W.

Ihnen fehlt Insulin. Die Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus trat in ganz unterschiedlichen Phasen in das Leben von Frank G. und Christin W. Beide sind in der Klinik Rosenberg zur psychodiabetologischen Rehabilitation. Die Rehaklinik der Deutschen Rentenversicherung Westfalen behandelt mit einem speziellen Konzept seit über zwei Jahren erfolgreich Betroffene mit Diabetes Typ 1 und Typ 2. Zentral ist dabei die ganzheitliche Behandlung der Krankheit.

Einen Tag vor ihrem siebten Geburtstag nahm das Leben von Christin W. die entscheidende Wendung. „Wir lebten damals in der DDR, und die medizinische Aufklärung war mangelhaft“, erinnert sich die heute 40-Jährige. Zuerst nahm der Arzt ihre Symptome nicht ernst, doch ihre Mutter blieb hartnäckig. Als die Diagnose Typ-1-Diabetes klar war, wurde Christin W. sofort in ein Krankenhaus gebracht und dort mit Infusionen und Spritzen versorgt. Allerdings ohne dass sie oder ihre Familie darüber aufgeklärt wurde, was mit Christin los war. „Die Ärzte waren so wenig informiert, dass sie meinen Eltern sogar mitteilten, ich könne mit dem Diabetes nur etwa 20 Jahre alt werden“, erzählt Christin. Erst während einer Eltern-Kind-Kur in Kaiserslautern erfuhr die Familie, dass ein Diabetes gut behandelbar ist und die Lebenserwartung meist nur geringfügig verkürzt. Seitdem lebt die Pharmazeutisch-technische Assistentin mal besser und mal schlechter mit ihrer Erkrankung.

DIABETES
Es gibt zwei Typen von Diabetes: Typ 1 zeichnet sich durch einen Insulinmangel aus und beginnt meist im Kindes- und Jugendalter. Die verbreitetere Form ist Diabetes Typ 2. Dabei wird der Körper mit zunehmendem Alter dem Insulin gegenüber unempfindlicher. In Deutschland leben etwa 8 Millionen Menschen mit Typ 2 Diabetes. 400.000 Menschen haben Typ 1. Tendenz bei beiden: steigend.

Frank G. war Anfang 30, als er die Symptome bemerkte und damit seinen Hausarzt aufsuchte. Da es bereits andere Diabetes-Erkrankungen in der Familie gab, konnte die Diagnose schnell gestellt werden: Typ-2-Diabetes. „Da musste ich erst mal überlegen, wie das Leben jetzt weitergeht“, berichtet der 53-jährige Industriemechaniker. Durch sehr penibles Verhalten habe er versucht, den Diabetes zu kontrollieren, erzählt er. „Dieser Umgang mit der Krankheit hat mir das Leben oft schwer gemacht – das ist mir aber erst hier klar geworden.“ Hier in Bad Driburg liegt die Klinik Rosenberg. „Diabetes und psychische Erkrankungen sind komplexe Gesundheitsprobleme, die oft Hand in Hand gehen“, erklärt Harald Hense, Diplom-Psychologe, leitender Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut in der Klinik Rosenberg. „Stress, Angst und Depression können den Blutzuckerspiegel beeinflussen und die Fähigkeit zur Selbstfürsorge beeinträchtigen. Dieses wechselseitige Beziehungsgeflecht macht die Behandlung für Betroffene oft schwierig.“

„Stress, Angst, Depression können den Blutzuckerspiegel beeinflussen.“

Harald Hense,
leitender Psychologe in der Klinik Rosenberg

Genau hier setzt das psychodiabetologische Konzept der Klinik an. Mit Erfolg: „Das verbindende Element zwischen dem Diabetes und meinen psychischen Problemen wurde hier endlich verstanden“, erzählt Christin W. erleichtert. Privater Stress und berufliche Belastungen waren bei ihr zuletzt Auslöser für gesundheitliche Probleme mit dem Diabetes. In solchen Phasen achte sie nicht mehr ausreichend auf ihre Werte und die einhergehenden Symptome.

Für den Psychologen Harald Hense ist das nachvollziehbar: „Gerade wenn Diabetes im Kindesalter diagnostiziert wird, entsteht durch besorgte Eltern häufig eine extrem kontrollierte Umgebung für die Betroffenen. Diese frühen Erfahrungen lassen die Patienten immer wieder unbewusst gegen die Erkrankung rebellieren, da sie sich von ihr nicht bevormunden lassen wollen.“ Den Zusammenhang zwischen dem aktuellen Verhalten, der Lebensgeschichte und dem Diabetes zu erkennen, sei für die Betroffenen ein enorm wichtiger Schritt. „Ein realistischer Einstieg ist allerdings wichtig, sonst wirkt die Reha nicht lange nach“, betont Hense. „In festen Gruppen von acht bis zehn Personen werden spezielle Situationen besprochen, damit konkrete Ziele für zu Hause definiert werden können. Die Patientin oder der Patient kann sich so auch mal zurücknehmen und jemand anderes erzählt vielleicht genau ihre oder seine Geschichte“, erklärt Hense, der auf Diabetes spezialisiert ist. Diese gemeinsamen Erfahrungen verbinde die Betroffenen auch über die Gruppentermine hinaus.

„Wir gehen nach dem Programm in der Klinik oft gemeinsam spazieren“, bestätigt Frank G., „dabei führen wir viele Gespräche, bemerken auch Veränderungen bei den anderen und sprechen das an.“ Ergänzend werden medizinische Inhalte wie Blutzuckerbestimmung, Wissen über die Wirkungsweise von Insulinen und Ernährungsberatung vermittelt. Die Klinik Rosenberg zeichnet sich aber nicht nur durch ihre medizinische und psychotherapeutische Expertise aus, sondern auch durch das außerordentliche Maß an Engagement, das die Beschäftigten für ihre Rehabilitandinnen und Rehabilitanden aufbringen. In einer wöchentlichen Teambesprechung setzen sie alles daran, um die individuellen Bedürfnisse jeder Patientin, jedes Patienten zu erkennen und zu berücksichtigen. „Diese Unterstützung schafft eine Umgebung, in der sich Patienten wirklich verstanden und angenommen fühlen“, unterstreicht Hense. „Ich fühle mich umsorgt und kann mich ganz um mich kümmern“, bestätigt Frank G.

INFO: Klinik Rosenberg

Die Rehaklinik der Deutschen Rentenversicherung Westfalen verfügt über 199 Einzelzimmer. 163 Beschäftigte betreuen die stationäre und ganztägig ambulante Rehabilitation in den Fachabteilungen Stoffwechselerkrankungen und Psychosomatik. Die Klinik liegt am Rand des Teutoburger Waldes.

Klinik Rosenberg