Die demografischen Veränderungen sind inzwischen deutlich an den Antragszahlen für Altersrenten ablesbar. Dies betonte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Westfalen, Prof. Dr. Volker Verch, vor der Vertreterversammlung. Das höchste Gremium des in Münster ansässigen Rentenversicherungsträgers tagte heute (16. Mai) in der Reha-Klinik Münsterland in Bad Rothenfelde. Der Vorstandsvorsitzende verdeutlichte die Entwicklung exemplarisch mit zwei Zahlen: Stellten im Jahr 2013 rund 32.000 Versicherte der DRV Westfalen einen Antrag auf Altersrente, so waren es im vergangenen Jahr bereits fast 45.000.
Prof. Dr. Verch verwies in seinem Bericht auf die aktuell noch gute Finanzsituation der Rentenversicherung – trotz der weltpolitischen Krisen und ihrer Spuren in der Entwicklung der Konjunktur. Gleichzeitig erinnerte der Vorstandsvorsitzende daran, dass die Bundesregierung die notwendige Sicherung der Finanzierung der Rentenversicherung für die Zukunft angekündigt habe. Als Beispiele nannte Prof. Dr. Verch Vorhaben wie die Einführung der sogenannten Aktienrente, die eine Abkehr von der reinen Umlagefinanzierung der Rente bedeuten würde und inzwischen auch als "Generationenkapital" bezeichnet wird. „Insgesamt bleiben nach dem jetzigen Stand noch viele Fragen offen. Fest steht jedoch, dass die von Finanzminister Lindner bisher öffentlich gemachten Pläne keine kurzfristige Entlastung der Rentenkasse bringen würden“, merkte der Vorstandsvorsitzende der DRV Westfalen vor der Vertreterversammlung an.
Die DRV Westfalen betreut rund vier Millionen Versicherte und zahlt jeden Monat 1,2 Millionen Renten. Die Vertreterversammlung ist das Parlament der DRV Westfalen und besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Versicherten und Arbeitgeber. Die Frühjahrstagung der Vertreterversammlung findet traditionell in einer der fünf eigenen Reha-Kliniken der DRV Westfalen statt.
Über die Entwicklung bei Rente und Reha im vergangenen Jahr berichtete im Detail der Erste Direktor der DRV Westfalen, Thomas Keck. Demnach war auch das Jahr 2022 im Bereich Rente von einem hohen Arbeitsaufkommen in der Sachbearbeitung geprägt, die insgesamt 95.050 Anträge auf Alters-, Erwerbsminderungs- oder Hinterbliebenenrente bearbeitete. Einher ging das mit einem starken Beratungsbedarf der Versicherten, wie Thomas Keck erläuterte: So wurden im Jahr 2022 in den acht Auskunfts- und Beratungsstellen der DRV Westfalen 87.866 Beratungen persönlich vor Ort, 22.652 Beratungen per Telefon sowie 2.347 Beratungen per Video durchgeführt.
Im Bereich der Reha-Maßnahmen zeigte sich nach dem extremen Rückgang der Antragszahlen im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nun in 2022 eine Stabilisierung im Antragsverhalten der Versicherten. „Die Gesamtzahl der Anträge auf Leistungen zur Rehabilitation ist um 2,2 Prozent auf 127.749 Anträge geklettert und befindet sich damit auf dem Niveau des Jahres 2015“, berichtete der Erste Direktor. Als Folge der demografischen Entwicklung ist der Anteil der Bewilligungen für Versicherte, die Leistungen zur Teilhabe in Anspruch nehmen und 55 Jahre und älter sind, in den letzten Jahren gestiegen. Verglichen mit dem Jahr 2015 sind die Bewilligungen von medizinischen Rehabilitationsleistungen im Jahr 2022 bei den 55- bis 59-Jährigen um 27,3 Prozent auf 13.851 Bewilligungen gestiegen. Bei den 60- bis 64-Jährigen fiel diese Steigerung mit einem Plus von 84,4 Prozent auf 11.135 sogar noch stärker aus. „Ursache für diese Entwicklung ist die deutlich höhere Erwerbsquote älterer Menschen“, erklärte Thomas Keck. In diesem Kontext betonte er, dass sich gerade die DRV Westfalen auch im Bereich der Prävention besonders engagiere.
Thomas Keck nannte dabei exemplarisch das Modellprojekt Ü45-Gesundheits-Check. „Wir gehen damit aktiv auf die Gruppe der über 45-jährigen abhängig Beschäftigten zu, um sie frühzeitig für eine stärkere Beachtung der eigenen Gesundheit zu sensibilisieren“, sagte der Erste Direktor. Nach dem Start in Münster hat die DRV Westfalen ihr Projekt auf die Regionen Gelsenkirchen, Dortmund, Minden, Paderborn und Bad Lippspringe ausgeweitet. Anfragen weiterer Regionen liegen bereits vor. Ziel ist die großflächige Ausweitung des Ü45-Gesundheits-Checks auf weitere Regionen in Westfalen-Lippe.
Quelle:Deutsche Rentenversicherung Westfalen
Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Volker Verch
Quelle:Deutsche Rentenversicherung Westfalen
Erster Direktor Thomas Keck