Wieder mehr Lebensqualität
Stufenweise Wiedereingliederung: Studie der Klinik Sonnenblick zeigt positiven Effekt auch bei onkologischen Erkrankungen
Die stufenweise Wiedereingliederung nach dem so genannten Hamburger Modell ist bei vielen Indikationen und Erkrankungen ein sehr erfolgreiches Instrument für die Rückkehr zum Arbeitsplatz, dem „Return to work“. Verschiedene Studien haben einen positiven Effekt bei Patientinnen und Patienten mit orthopädischen und kardiologischen Erkrankungen nachgewiesen.
Aktuell unklar ist die Auswirkung der stufenweisen Wiedereingliederung bei onkologischen Patientinnen und Patienten. Aus diesem Grund hat die Klinik Sonnenblick in Marburg, Rehabilitationsklinik der Deutschen Rentenversicherung Hessen, eine Untersuchung durchgeführt, in der sie überprüft hat, wie effektiv eine stufenweise Wiedereingliederung bei onkologischen Rehabilitandinnen und Rehabilitanden ist.
Insgesamt wurden 45 onkologische Rehabilitandinnen und Rehabilitanden 4 bis 18 Monate nach dem Beginn einer stufenweisen Wiedereingliederung telefonisch zu ihrer aktuellen Arbeitsfähigkeit und der Zufriedenheit mit der Maßnahme befragt. Insgesamt gaben rund 87 Prozent der Befragten an, dass die Wiedereingliederung wie geplant durchgeführt wurde. Rund 13 Prozent haben die Wiedereingliederung aus verschiedenen Gründen nicht wie geplant beendet. Von den 45 befragten Rehabilitandinnen und Rehabilitanden waren demnach zum Zeitpunkt der Befragung rund 87 Prozent wieder arbeitsfähig und nur rund 13 Prozent arbeitsunfähig oder erwerbsunfähig. Diese Zahlen liegen deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt. Demnach gehen nur rund 67 Prozent aller Rehabilitandinnen und Rehabilitanden nach zwei Jahren wieder regelmäßig arbeiten. Aus diesem Grund erscheint die stufenweise Wiedereingliederung auch bei onkologischen Rehabilitandinnen und Rehabilitanden ein sehr effektives Instrument zu sein und sollte in einem höheren Maße eingesetzt werden als bisher.
Besonders hervorzuheben ist die Beobachtung, dass die Hälfte derer, die arbeiten gehen, sich dennoch ganz oder teilweise eingeschränkt fühlen, und nur rund 44 Prozent sagen, dass sie nicht mehr eingeschränkt seien. Aufgrund dieses bemerkenswerten Ergebnisses haben wir die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden gefragt, was ihre Hauptmotivation für die Rückkehr zur Arbeit sei. Rund 40 Prozent gaben an, dass der finanzielle Aspekt die Hauptmotivation gewesen sei. Für rund 60 Prozent standen allerdings soziale Aspekte wie Kontakte, Bestätigung der eigenen Person, Lebensqualität und ähnliches im Vordergrund.
Die Daten zeigen, wie wichtig es ist, die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden in den beruflichen Alltag zu reintegrieren – nicht nur mit dem Augenmerk auf ihre finanzielle Lage, sondern auch auf ihre soziale Situation. Dieser Befund zeigt, dass „Return to work“ für onkologische Rehabilitandinnen und Rehabilitanden die Lebensqualität über den rein finanziellen Aspekt hinaus verbessert.
Prof. Dr. Ulf Seifart, Teresa Muth, Klinik Sonnenblick
Quelle:DRV Hessen