Der Rücken schmerzt, doch was tun, wenn Physiotherapie und Medikamente dauerhaft kaum Linderung bringen? Obwohl viele Betroffene unter andauernden Rücken-Problemen leiden, nehmen sie eine medizinische Rehabilitation gar nicht oder erst zu spät in Anspruch. Dadurch sinkt die Chance, ein Fortschreiten der Krankheit rechtzeitig einzudämmen. Mit dem gemeinsamen Projekt „Zugangsoptimierte Arbeitsfähigkeitsorientierte Rehabilitation“ (ZAR) wollen die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Nordbayern und die AOK Bayern gegensteuern.
Individuelles Angebot für Reha-Maßnahme
„Je länger sich ein chronisches Krankheitsgeschehen entwickelt, desto größer ist das Risiko späterer Langzeitarbeitslosigkeit und Erwerbsminderung“, sagt Dr. med. Harald Berger, Leiter der Abteilung Gesundheit und Teilhabe bei der DRV Nordbayern. Oftmals fehle es nur an Information oder es bestehe ein falsches Bild, was medizinische Reha-Maßnahmen bewirken könnten, so Dr. Berger. „Durch die systematische Analyse von vorhandenen Informationen können wir proaktiv Menschen mit unbekanntem Reha-Bedarf identifizieren und ihnen frühzeitig ein individuelles Angebot machen“, sagt Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern.
Spezieller Algorithmus entwickelt
Für die Auswertung nutzt die AOK Bayern Routine-Daten wie Diagnosen, Arbeitsunfähigkeitszeiten und Medikamentenverordnungen. Dazu wurde mit dem Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm ein spezieller Algorithmus entwickelt. Das neue Verfahren berücksichtigt die Vorgaben des Datenschutzes – so bleiben alle Daten bei der AOK Bayern und werden nicht an andere Institutionen weitergeleitet.
Die Kundenberaterinnen und Kundenberater bei der AOK Bayern können nun berufstätige Versicherte gezielt auf Reha-Maßnahmen hinweisen und bei Interesse bei der Antragstellung unterstützen. Das Verfahren bietet zudem den Vorteil, dass die Rentenversicherung Nordbayern durch die analysierten Daten den Reha-Bedarf schnell erkennen und damit den Antrag zügig bewilligen kann. Um Teilnehmende für das Projekt sowie eine Kontrollgruppe zu gewinnen, wird die AOK Bayern in den nächsten Wochen rund 1.000 Versicherte aus Nordbayern anschreiben. Die Teilnahme ist freiwillig und nur mit schriftlicher Zustimmung der Versicherten möglich.
Ausweitung auf weitere Diagnosen möglich
Das Projekt, das bis Ende Oktober 2026 läuft, beschränkt sich zunächst auf chronische Rückenbeschwerden. Langfristig ist eine Ausweitung auf weitere Diagnosen möglich. Das Projekt wird vom Bundesministerium Arbeit und Soziales (BMAS) unter dem Förderprogramm "rehapro" gefördert und von der Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften im Zentrum für Psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg wissenschaftlich begleitet und evaluiert.
„Sollten sich die erwarteten gesundheitlichen und ökonomischen Vorteile durch die begleitende Evaluation bestätigen, wird eine Übernahme in das reguläre Leistungsangebot angestrebt“, so Dr. Berger.
von links: Alexander Pröbstle, Geschäftsführer der AOK Würzburg, Jasmin Colga, stv. Geschäftsführerin der AOK Würzburg, Dr. med. Harald Berger, Leiter der Hauptabteilung Gesundheit und Teilhabe der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern, sowie Prof. Dr. Heiner Vogel, Uniklinikum Würzburg