Deutsche Rentenversicherung

“Wir überstehen auch die aktuelle Krise”

Datum: 25.08.2021 Interview mit: Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund Quelle: Jörg Meyer, Soziale Sicherheit

Wie hat sich die gesetzliche Rentenversicherung unter den besonderen Herausforderungen der Pandemie entwickelt? Welche Hilfe bietet die Deutsche Rentenversicherung Menschen an, die an den Folgen einer Corona-Erkrankung leiden? Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, spricht im Interview über die Finanzlage der Rentenkasse - und verrät, welche Behandlungsmöglichkeiten die Deutsche Rentenversicherung in ihren Post-/Long-COVID-Rehabilitationsmaßnahmen anbietet.

Hinter uns liegen eineinhalb Jahre Corona. Wie geht es der Deutschen Rentenversicherung?

Positiv für die Rentenversicherung ist, dass sich die Wirtschaft in den letzten Jahren gut entwickelt hat und wir über eine Rücklage nahe an der Obergrenze von 1,5 Monatsausgaben, das heißt, von zurzeit rund 34 Milliarden Euro, verfügen. Wir stehen finanziell solide da. Die Beiträge aus Beschäftigung werden sich nach unseren Vorausberechnungen in diesem zweiten Corona-Jahr um rund zwei Prozent erhöhen. Der Beitragssatz wird danach in den nächsten zwei Jahren stabil bleiben, und die Renten können wieder erhöht werden. Die Pandemie hat gezeigt, dass die Sozial- und Rentenversicherung über funktionierende und belastbare Strukturen verfügen. Ich bin sehr optimistisch, dass wir auch die aktuelle Krise gut überstehen werden.

Die Finanzierungsbasis der Rentenversicherung sind die sozialversicherungspflichtigen Einkommen. Mit der massenhaften Kurzarbeit seit März 2020 sind die gesunken. Wie wirkt sich das auf die Rentenversicherung aus?

In der Corona-Pandemie hat sich das austarierte System der Sozialen Sicherheit in Deutschland gezeigt, denn auf Kurzarbeitergeld oder Arbeitslosengeld werden Beiträge zwischen 80 und 100 Prozent gezahlt. Dadurch wird die Krise für die Rentenversicherung deutlich abgefedert und die langfristig wirkenden Anwartschaften für die Versicherten gesichert.

Die Diskussion um die Zukunft der Rentenversicherung ist ein Dauerbrenner. Jüngst war in verschiedenen Medien unter Berufung auf einen Regierungsbeirat zu lesen, dass der Rentenversicherung ein „Finanzierungsschock“ drohe...

Aus meiner Sicht ist es wichtig, die Rentendiskussion ruhig und sachlich zu führen. Ich finde es problematisch, negative Prognosen zur Rentenversicherung herauszugeben, ohne den Menschen klar zu verdeutlichen, dass sie auf spekulativen Annahmen basieren, wie jüngst wieder geschehen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich viele negative Langfristvoraussagen zur Rente – gerade auch aus den 1980er und 1990er Jahren – nicht bewahrheitet haben. Die umlagefinanzierte Rentenversicherung hat sich gerade auch in schwierigen Zeiten bewährt, zuletzt in der Finanzkrise und nun auch während der Corona-Pandemie. Ihre Anpassungsfähigkeit ist ihre Stärke.

Wie stehen Sie zur verpflichtenden Absicherung von Selbstständigen?

Die Rentenversicherung weist schon seit Längerem auf Personengruppen hin, deren Absicherung im Alter stärker gefährdet ist. In Deutschland gibt es mehr als drei Millionen Selbstständige ohne eine verpflichtende Alterssicherung, oft sind das Solo-Selbstständige. Sie sind überdurchschnittlich stark auf Grundsicherung im Alter angewiesen. Wir merken jetzt gerade in der Corona-Krise, wie prekär deren Lage oft ist. Deshalb spricht viel für eine Altersvorsorgepflicht für Selbstständige.

Wie hat sich Corona auf die DRV Bund intern ausgewirkt? Können Sie ihre Leistungen wie gewohnt anbieten?

Wir haben uns in kurzer Zeit auf die Pandemie-Situation eingestellt und so unsere Arbeitsfähigkeit sichergestellt. Unsere Leistungen wurden und werden in der Corona-Pandemie pünktlich ausgezahlt und auch die neu beantragten Leistungen mit hoher Priorität bearbeitet. Sicherlich kommt es aber an der einen oder anderen Stelle zu verlängerten Laufzeiten. Dafür bitte ich um Verständnis. Die Beratung ist weiter gelaufen, sie ist für unsere Kund*innen unkompliziert telefonisch erreichbar und bei Bedarf ist ein Gespräch vor Ort möglich. Unsere Rehabilitationsleistungen bieten wir weiterhin an. Um dies auf jeden Fall sicherzustellen und die Gesundheit der Mitarbeiter*innen zu schützen, haben wir von Beginn der Krise an auch auf Homeoffice gesetzt. Die Anzahl der Arbeitsplätze im Homeoffice haben wir konsequent und mit hoher Priorität weiter ausgebaut, und unsere Beschäftigten haben davon rege Gebrauch gemacht. Für Beschäftigte, deren Arbeitsplätze vor Ort sind, haben wir umfassende Hygiene- und Gesundheitsschutzkonzepte umgesetzt.

Seit dem letzten Jahr bieten Sie eine Post-Corona-Reha für Menschen an, die an Langzeitfolgen nach einer Corona-Erkrankung leiden. Warum? Und wie kann sie Menschen helfen?

Nicht nur, wenn Menschen längere Zeit auf der Intensivstation gelegen haben, sondern auch bei leichtem bis mittelschweren COVID-19-Verlauf, können Langzeitfolgen auftreten. Eine spezielle Post-/Long-COVID-Rehabilitation der Rentenversicherung kann Betroffenen dabei helfen, wieder zu Kräften zu kommen und Schritt für Schritt ihr Berufs- und Alltagsleben wieder aufzunehmen. Wir bieten für viele Beschwerdebilder nach COVID-19 vielfältige Behandlungsmöglichkeiten an. Dies betrifft insbesondere pneumologische, kardiologische und psychische Erkrankungen. Da das Post-/Long-COVID-Syndrom eine Vielzahl an Krankheitsbildern vereint, setzen die Reha-Kliniken auf interdisziplinäre Therapieangebote. Im Zentrum stehen dabei Atemtherapien, kombiniert beispielsweise mit Ausdauer-, Bewegungs- und Krafttraining, Ergotherapie, Psychotherapie sowie Gedächtnistraining. Die Behandlungspläne werden jeweils auf das individuelle Krankheitsbild zugeschnitten. Die bisherige Beobachtung der Mediziner stimmen zuversichtlich, was die Post-/Long-COVID-Reha der Rentenversicherung angeht. Ob Atemnot, körperliche Leistungsfähigkeit, psychische Störungen oder Erschöpfung: Die Beschwerden bessern sich während der Reha deutlich.

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