Deutsche Rentenversicherung

Transferorientierte Versorgungsforschung

Sollten Sie Informationen zu den Projekten wünschen, kontaktieren Sie uns bitte hier per E-Mail.

Im Förderschwerpunkt „Transferorientierte Versorgungsforschung - Forschung und Ergebnistransfer für eine bedarfsorientierte Rehabilitation“ werden zwischen 2019 und 2026 Projekte in der Rehabilitationsforschung unterstützt, die ein hohes Potential zur Überführung in die Versorgungspraxis aufweisen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) führt diese Fördermaßnahme gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung (DRV Bund) durch.

Perspektive der Versicherten im Fokus

Die Digitalisierung von Dienstleistungen und in der Produktion verändert die Arbeitswelt zunehmend. Das stellt auch die Verantwortlichen für die Rehabilitation von Erwerbstätigen vor die Herausforderung, medizinische und organisatorische Verbesserungen schnellstmöglich für die Versicherten verfügbar zu machen und die Kosten dabei in Grenzen zu halten. Mit dem Förderschwerpunkt „Transferorientierte Versorgungsforschung - Forschung und Ergebnistransfer für eine bedarfsorientierte Rehabilitation“ werden Vorhaben in der Rehabilitationsforschung unterstützt, in denen die Versicherten- bzw. Nutzungsorientierung und der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis in den Fokus rücken.

Es konnten Projektanträge zu drei inhaltlichen Themenfeldern eingereicht werden:

  • Rehabilitation und Arbeit,
  • Erwerbsminderung und
  • Zugang sowie Bedarfsgerechtigkeit der Rehabilitation.

Es ist eine Gesamtförderdauer von sechs Jahren vorgesehen, die sich aufteilt in die vierjährige Studienphase (Modul 1) sowie eine anschließende zweijährige Phase (Modul 2), in der erfolgreiche Interventionsstudien konkret in die Praxis überführt werden können. Die Bekanntmachung des Förderschwerpunkts erfolgte im Dezember 2017. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund) setzen damit die erfolgreiche gemeinsame Förderung fort. Zwei Vorhaben werden vom BMBF, drei Vorhaben werden von der DRV gefördert. Der Schwerpunkt der Förderung liegt auf Studien, die die Wirksamkeit einer Intervention auf die Gesundheit der Erwerbstätigen untersuchen. Nach Abschluss der Studien kann für Maßnahmen, die sich als wirksam erwiesen haben, eine weitere Förderung für den wissenschaftlich begleiteten Transfer in den Versorgungsalltag beantragt werden.

In Modul 1 werden fünf Vorhaben gefördert, zu deren Fragestellungen bereits eine gute Evidenzlage vorliegt, die die Rehabilitationspraxis jedoch konkret weiterentwickeln und anschließend auf die Praxis übertragbar sind. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Interventionsstudien, d. h. kontrollierten klinischen Studien mit vorgegeben Studienbedingungen, um die Wirkung der Behandlung (Intervention) isoliert untersuchen zu können. Zwei Vorhaben werden vom BMBF, drei Vorhaben werden von der DRV gefördert. Nach Abschluss der Studien kann für Maßnahmen, die sich als wirksam erwiesen haben, eine weitere Förderung für den wissenschaftlich begleiteten Transfer in den Versorgungsalltag beantragt werden.

In Modul 2 wird bislang ein Projekt gefördert. Der Schwerpunkt in diesem Modul liegt auf der Implementierung der Interventionen in die Praxis.

Förderung durch die DRV (Modul 2)

Januar 2024 - Dezember 2025 - Implementierung von Praxisempfehlungen für die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation in psychosomatischen Rehabilitationseinrichtungen (MBOR-PRIME)

Prof. Dr. Matthias Bethge, Universität zu Lübeck

Prof. Dr. Markus Bassler, Hochschule Nordhausen

Ziele/Fragestellungen

Ziel dieses Projektes ist es, die MBOR möglichst homogen und konsistent in Einrichtungen der psychosomatischen Rehabilitation zu implementieren. Es erarbeitet damit den Praxis-Transfer des im Förderschwerpunkt mit dem BMBF seit Oktober 2019 laufenden Projektes „Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen (MBOR-P)“, das im März 2024 endet.

Dafür werden zunächst die MBOR-Praxisempfehlungen in einem multiperspektivischem Konsensprozess mit fünf bereits im Vorläuferprojekt beteiligten Reha-Einrichtungen für den Transfer in die Regelversorgung praxistauglich konkretisiert. Anschließend wird die MBOR-Implementierung in weiteren Einrichtungen mit Unterstützung von Implementierungsverantwortlichen vor Ort erprobt. Neben den gemeinsam entwickelten MBOR-Praxisempfehlungen wird ein Implementationsleitfaden erstellt.

Methoden

Die Studie ist in einem multizentrischen Mixed-Methods-Design mit drei Arbeitspaketen angelegt:

Mit Arbeitspaket (AP) 1, einem zweistufigen Delphi-Prozess, der drei Personengruppen einschließt (Ärzt*innen und Therapeut*innen der Studieneinrichtungen aus Modul 1; Wissenschaftler*innen und Träger; ehemalige Patient*innen) werden die MBOR-Praxisempfehlungen konsentiert und publiziert, die auch Schnittstellen zu anderen Sozialleistungsträgern wie Krankenversicherung und Arbeitsagentur berücksichtigen.

In AP 2 erfolgt die Entwicklung des Implementierungsleitfadens. Dazu werden die Praxisempfehlungen in fünf Rehabilitationseinrichtungen implementiert. Dafür wird für jede Einrichtung ein*e Implementierungsbeauftragte*r geschult, die/der die Implementierung vor Ort plant, steuert, überwacht und standardisiert dokumentiert. Auf Grundlage der Dokumentation wird der Implementierungsleitfaden erstellt.

AP 3 umfasst die quantitative Evaluation des Implementationsprozesses. Es erfolgt eine Datenerhebung mittels Fragebogen vor und nach der Implementierung. Erfragt wird die Erreichung erwerbsbezogener Rehabilitationsziele als primäres Zielkriterium. Als sekundäre Zielkriterien werden zum einen Merkmale der Implementation und Prozessqualität (erreichte Zielgruppe, erbrachte und wahrgenommene Behandlungsdosis, Behandlungstreue u.a.), zum anderen Arbeitsfähigkeit, arbeitsbezogene Ängste, gesundheitsbezogene Lebensqualität, psychosoziale Gesundheit sowie die sozialmedizinische Einschätzung des Leistungsvermögens erhoben. Darüber hinaus wird eine Aufwandsanalyse über den zusätzlichen Aufwand für die Durchführung der MBOR erstellt.

Nutzen und Verwendungsmöglichkeiten

Die im Projekt entwickelten MBOR-Praxisempfehlungen und der Implementierungsleitfaden werden frei publiziert. Der Implementationsleitfaden gewährleistet die Kompatibilität mit dem MBOR-Anforderungsprofil der DRV, operationalisiert die Therapieangebote inhaltlich und organisatorisch differenziert und soll über ausreichend Spielraum für individuell angepasste Interventionen verfügen.

Damit stehen nach Projektende praxiserprobte Tools zur Verfügung, die es ermöglichen, den Implementierungsprozess der MBOR-Praxisempfehlungen in psychosomatischen Reha-Einrichtungen selbstverantwortlich durchzuführen.

Förderung durch die DRV (Modul 1)

Oktober 2019 – März 2024 Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen (MBOR-P)

Prof. Dr. Matthias Bethge, Universität zu Lübeck

Hintergrund und Zielsetzung

Geprüft werden die Effekte der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) bei psychischen Erkrankungen im Vergleich zur herkömmlichen psychosomatischen Rehabilitation. Das primäre Zielkriterium der Studie ist die erstmalige stabile Beschäftigung innerhalb des 12-monatigen Nacherhebungszeitraums. Stabile Beschäftigung ist definiert als mindestens 4-wöchige Beschäftigung ohne Fehlzeiten. Zudem soll eine Website www.mbor-psychosomatik.de mit konkreten Umsetzungsbeispielen und verständlicher Darstellung und Begründung der Programme für Betroffene entwickelt werden. Diese Website soll sowohl von Rehabilitationseinrichtungen als auch von interessierten Patienten genutzt werden können.

Design und Methodik

Im Rahmen einer multizentrischen randomisierten kontrollierten Studie werden in sechs Rehabilitationseinrichtungen jeweils 300 Teilnehmende rekrutiert. Eingeschlossen werden 18- bis 60-jährige Rehabilitanden mit psychischen Erkrankungen, für die in den teilnehmenden Einrichtungen anhand eines standardisierten Screenings der Bedarf an einer MBOR festgestellt wird. Die Rehabilitanden der Interventionsgruppe erhalten eine Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation entsprechend dem Anforderungsprofil der Deutschen Rentenversicherung, die der Kontrollgruppe eine herkömmliche medizinische Rehabilitation. In den Auswertungen soll zunächst der Implementierungsgrad der Intervention anhand der dokumentierten therapeutischen Leistungen (erbrachte Behandlungsdosis) aus dem Entlassungsbericht erhoben werden. Zudem wird die wahrgenommene Behandlungsdosis aus Teilnehmersicht (Inhalte, Konsistenz, Zielerreichung) erfasst. Zur Untersuchung der Wirksamkeit der Intervention sollen Random-Effects-Modelle verwendet werden. Zusätzlich soll eine gesundheitsökonomische Evaluation anhand einer inkrementellen Kosten-Nutzwert-Analyse durchgeführt werden. Neben den quantitativen Erhebungen werden leitfadengestützte Fokusgruppen mit den Rehabilitationsteams und Teilnehmern der MBOR sowie Klinikvisitationen durchgeführt.

Nutzen und Verwendungsmöglichkeiten

Das zu transferierende Produkt sind wirksame medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitationskonzepte. Diese sollen auf der Website des Projektes veröffentlicht werden (www.mbor-psychosomatik.de), um die Implementierung medizinisch-beruflich orientierter Behandlungsmodule für psychische Erkrankungen zu unterstützen. Die weitere Implementierung in die Praxis könnte durch Schulungen erfolgen, die von bereits geschulten Einrichtungen durchgeführt werden. 

Januar 2020 – August 2024 Zuweisung und Etablierung eines zielgruppenspezifischen Angebots für alleinerziehende Mütter in der stationären psychosomatischen Rehabilitation (wir2-Reha)

Prof. Dr. Matthias Franz, Universitätsklinikum Düsseldorf

Hintergrund und Zielsetzung

Das Projekt zielt ab auf eine Verbesserung der psychosozialen Versorgung alleinerziehender Mütter durch eine gezielte Zuweisung in ein zielgruppenspezifisches Angebot in der stationären psychosomatischen Rehabilitation. Geprüft werden soll, ob ein Elterntraining für alleinerziehende Mütter mit Begleitkindern („wir2-Reha“), kombiniert mit dem Standardangebot einer stationären Psychosomatischen Rehabilitation („treatment as usual“ TAU), die generelle psychische Belastung (Belastungsindex GSI der SCL-90-S) zum Entlassungszeitpunkt (T2) stärker reduziert als TAU. Weitere Fragestellungen betreffen den Nachweis von Interventionseffekten zum Katamnesezeitpunkt T3, z.B. auf den Grad der Depressivität, Nikotinkonsum, Arbeitsfähigkeit und emotionale Kompetenzen der Mütter sowie das Problemverhalten und den Impfstatus des Kindes. Zudem wird im Zuge einer gesundheitsökonomischen Evaluation das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Intervention untersucht.

Design und Methodik

Es wird eine cluster-randomisierte Studie in zwei Studienzentren durchgeführt. Die Cluster sind definiert als Patientengruppen in den beiden Behandlungsarmen (Experimentalgruppe: „wir2-Reha“ + TAU; Kontrollgruppe: TAU). Die Datenerhebung mittels standardisierter Fragebögen erfolgt zu drei Messzeitpunkten (T1: Beginn der stationären Rehabilitation, T2: Ende der Rehabilitation, T3: Katamnese nach 6 Monaten). Die Studienpopulation bilden alleinerziehende Mütter mit klinisch relevanter psychischer bzw. psychosomatischer Beeinträchtigung und Begleitkindern zwischen 3 und 10 Jahren. Angestrebt wird eine Stichprobengröße von N=160 (n=80 pro Gruppe).

Nutzen und Verwendungsmöglichkeiten

Das bereits erfolgreich im ambulanten Bereich eingesetzte wir2-Bindungstraining für alleinerziehende Mütter mit Begleitkindern wird in die stationäre psychosomatische Rehabilitation übertragen. Es dient der Verbesserung der psychosozialen Versorgung alleinerziehender Mütter.

Juli 2019 – April 2024 Steigerung der Langzeiteffekte onkologischer Rehabilitation durch eine Nachsorge-App (ReNaApp)

Prof. Dr. Ruth Deck, Universität zu Lübeck

Hintergrund und Zielsetzung

Das Ziel der Studie besteht in der Implementierung und Evaluation einer Reha-Nachsorge-App für Brustkrebspatientinnen. Die App basiert auf dem evaluierten Nachsorgekonzept ‚Neues Credo‘. Sie unterstützt die Rehabilitandinnen bei der langfristigen Steigerung ihrer körperlichen Aktivität mit dem Ziel, Teilhabe und Lebensqualität zu verbessern. Erwartet werden eine Steigerung der sozialen und beruflichen Teilhabe, eine häufigere und schnellere Rückkehr zur Arbeit, eine Steigerung der Lebensqualität sowie eine Reduktion der körperlichen, psychischen und beruflichen Belastungen, eine günstigere Prognose der Erwerbstätigkeit und eine bessere Arbeitsfähigkeit.

Design und Methodik

Das Mixed-Methods-Design der Studie umfasst die folgenden Elemente: (1) Quasi-randomisierte, prospektive Längsschnittstudie mit zwei Gruppen (jeweils N = 370) und drei Messzeitpunkten (Beginn und Ende der Rehabilitation, nach 12 Monaten). In die Studie eingeschlossen werden erwerbsfähige Rehabilitandinnen mit Mammakarzinom. Die Patientinnen der Interventionsgruppe erhalten eine Rehabilitation entsprechend der Philosophie des ‚neuen Credo‘ mit Nachsorge unter Verwendung der App. Patientinnen der Kontrollgruppe durchlaufen Standardrehabilitation und Standardnachsorge. Zur Evaluation werden einschlägige standardisierte Erhebungsinstrumente verwendet (u.a. IMET, EORTC QLQ-BR23, SIBAR II und IV, SPE-Skala, WAI). (2) Qualitative Analyse von Interviews mit Teilnehmerinnen hinsichtlich Akzeptanz und Machbarkeit. (3) Formative Evaluation der App. (4) Gesundheitsökonomische Analysen.

Nutzen und Verwendungsmöglichkeiten

Langfristig ist von einer steigenden Akzeptanz und Nutzung mobiler Geräte auszugehen. Die für das Projekt entwickelte App kann indikationsspezifisch angepasst und erweitert werden. Die App könnte somit grundsätzlich für alle Personen, die Unterstützung bei der Beibehaltung körperlicher Aktivität im Alltag benötigen, zur Verfügung gestellt werden. Nach Abschluss der Studie kann ein Download der App erfolgen.

Förderung durch das BMBF

2020 - 2024 Effektivität und Kosten-Effektivität eines Web-basierten Routineassessments mit integrierten Handlungsempfehlungen für Depression und Angst (RehaCAT+) (Förderung durch BMBF)

Prof. Dr. Harald Baumeister, Universität Ulm:

Das bereits eingesetzte Web-basierte Routineassessment RehaCAT wird erweitert und überprüft.

2020 - 2024 Berufliche Teilhabe sichern: Frühe Intervention und arbeitsplatzbezogene Rehabilitation psychisch erkrankter Beschäftigter (REHA-PSYCH)“ (Förderung durch BMBF)

Prof. Dr. Harald Gündel, Universitätsklinikum Ulm

Eine arbeitsplatzbezogene Sprechstunde für Beschäftigte mit psychischen Erkrankungen mit ggf. anschließender beruflich orientierter Rehabilitation wird entwickelt und bewertet.

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