Deutsche Rentenversicherung

Faktencheck: Was machen die Österreicher bei der Rente anders?

Datum: 25.01.2024

Antwort:

Zutreffend ist: International vergleichende Statistiken – etwa der OECD – weisen für die österreichische Rentenversicherung ein höheres Leistungsniveau aus als für die Rentenversicherung in Deutschland. Dies gilt sowohl bei pauschalierter Modellbetrachtung (etwa auf Basis des Modells des „Standardrentners“), als auch im Hinblick auf die tatsächlichen durchschnittlichen Rentenzahlbeträge. Zutreffend ist aber auch: Das deutsche und das österreichische Rentenrecht unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich des Leistungsniveaus, sondern in zahlreichen Gestaltungsmerkmalen. Ein auf einzelne Regelungen und Kennzahlen beschränkter Vergleich der Rentensysteme Deutschlands und Österreichs ist daher problematisch:

In Österreich sind grundsätzlich alle Erwerbstätigen zu vergleichbaren Beitrags-/ Leistungskonditionen in die obligatorische Alterssicherung einbezogen. In Deutschland sind grundsätzlich bis auf die meisten Selbstständigen alle Erwerbstätigen in obligatorische Sicherungssysteme einbezogen, diese sind aber gruppenspezifisch (abhängig Beschäftigte, Beamte, Freiberufler, Landwirte) und hinsichtlich der Beitrags-/ Leistungskonditionen sehr unterschiedlich ausgestaltet.

Die Wartezeit für den Bezug einer Altersrente ist mit mindestens 15 Jahren deutlich höher als in Deutschland (fünf Jahre); entsprechend sind die durchschnittlichen Renten schon daher tendenziell höher. Das bedeutet einerseits, dass in Deutschland auch die aus nur wenigen oder geringen Einzahlungen resultierenden „Minirenten“ (etwa von Beamten, Hausfrauen, Selbstständigen, die nur wenige Jahre versichert waren und deshalb niedrige gesetzliche Renten beziehen) den statistischen Schnitt senken. Auf der anderen Seite erhalten Menschen, die beispielsweise nur zehn oder zwölf Jahre versichert waren und Beiträge gezahlt haben, in Österreich – anders als in Deutschland – dafür überhaupt keine Rente.

Im Übrigen ist der Beitragssatz zur österreichischen Rentenversicherung deutlich höher als in Deutschland und die Beitragstragung ist nicht paritätisch (der Arbeitgeber zahlt mehr). Rentenabschläge bei Rentenbezug vor Erreichen der Regelaltersgrenze sind in Österreich mit 4,2 Prozent höher als in Deutschland (3,6 Prozent). Der Rentenzuschlag bei einem hinausgeschobenen Rentenbeginn ist mit ebenfalls 4,2 Prozent pro Jahr hingegen kleiner als in Deutschland mit 6,0 Prozent. Die von den Rentenbeziehern zu tragenden Beitragssätze zur Krankenversicherung der Rentner sind in Österreich zwar geringer als in Deutschland. Die Renten werden in Österreich dafür grundsätzlich voll versteuert und der Eingangssteuersatz in Österreich ist deutlich höher als in Deutschland.

Alles in allem: Das deutsche und das österreichische Rentensystem unterscheiden sich in vielen Gestaltungsmerk­malen. Ein auf einzelne Kennziffern beschränkter Vergleich, etwa wonach die Durchschnittsrente in Österreich mehrere Hundert Euro höher sei als in Deutschland (wie jüngst zu lesen war), ist daher nur bedingt aussagekräftig.

(Stand: November 2023)