Deutsche Rentenversicherung

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Rückblick

32. Reha-Kolloquium 2023 in Hannover PRÄSENZ PLUS

Kongressbericht

Nach drei Jahren war es endlich wieder soweit: Nachdem das Reha-Kolloquium pandemiebedingt im Februar 2020 leider kurzfristig abgesagt werden musste und – wenn auch äußerst erfolgreich – 2021 erstmals im Online-Format stattfand und 2022 Hybrid-Premiere feierte, konnte die Reha-Community bei der diesjährigen Kongressausgabe endlich wieder in Präsenz zusammenkommen. Vom 20. bis 22. Februar 2023 trafen sich Expertinnen und Experten im Hannover Congress Center (HCC), um sich zum Thema „Veränderungskultur fördern - Teilhabe stärken - Zukunft gestalten“ persönlich auszutauschen und zu vernetzen. Für Personen, die nicht nach Hannover reisen konnten, wurden die Programmhighlights per Livestream online übertragen und allen Teilnehmenden im Nachgang als Video-On-Demand-Angebot zur Verfügung gestellt. Bei den Teilnehmenden stieß das angebotene Format „Präsenz Plus“ auf große Zustimmung.

Das 32. Reha-Kolloquium 2023 wurde vom Dezernat Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund, der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover und der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) veranstaltet.

Der Erfolg des Veranstaltung lässt sich auch an Zahlen festmachen:

  • Mit über 1.500 registrierten Teilnehmenden und davon 1.400 Kongressgästen in Hannover wurde Anmeldezahlen aus „Vor-Corona-Zeiten“ erreicht.
  • In mehr als 70 Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen wurde an drei Kongresstagen in bis 7 Parallelveranstaltungen ein vielfältiges wissenschaftliches Programm geboten.
  • Auf über 80 wissenschaftlichen Postern wurden Fragestellungen und Studien zum gesamten Themenspektrum der Reha-Wissenschaften visualisiert.
  • 900 Minuten Video-on-Demand-Angebot stehen allen Teilnehmenden im Nachgang der Veranstaltung zur Verfügung.
  • An 35 Ausstellungsständen wurden Unternehmen, Dienstleistungen und Produkte der Reha-Branche vorgestellt.

 „Veränderungskultur fördern - Teilhabe stärken - Zukunft gestalten“  

Sowohl die Folgen der COVID-19-Pandemie und die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine als auch die Bewältigung des digitalen, ökologischen und demografischen Wandels führen in der Reha-Landschaft zu einer andauernden Anpassungs- und Veränderungsdynamik. Gleichzeitig wird es für die Rentenversicherungsträger und Rehabilitationseinrichtungen in den nächsten Jahren verstärkt darum gehen, sehr konkrete gesetzliche Änderungen umzusetzen und erfolgreich erprobte, innovative Modellprojekte aus dem Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ in die Verwaltungs- und Reha-Praxis zu überführen. Beim diesjährigen Kongress wurde aus unterschiedlichen Perspektiven aufgezeigt, wie eine zielführende Innovations- und Veränderungskultur etabliert werden kann, um die vielfältigen Entwicklungstrends proaktiv mitzugestalten und damit bestmögliche Teilhabe für Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigung zu erreichen und nachhaltig zu sichern.

Kongresseröffnung und Grußworte

In ihrer Eröffnungsrede unterstrich Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, dass sich die Rehabilitation mitten im Transformationsprozess befinde. „Es ist an uns, Veränderungen anzunehmen, sie zu gestalten, hinzuzulernen und beherzt immer wieder neue Wege zu gehen.“ Zu diesem Wandel ins Gespräch zu kommen, Ideen weiterzuentwickeln und neue Impulse zu setzen, stehe im Mittelpunkt des Kongresses. Weitere Grußworte sprachen Dr. Andreas Philippi, Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Niedersachsen, Thomas Hermann, Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, Jan Miede, Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover und regionaler Gastgeber sowie Prof. Dr. Thorsten Meyer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW).

Highlights aus dem Kongressprogramm

Den Anfang am Montag machte Prof.in Dr. Jutta Rump, Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, mit ihrer Eröffnungskeynote „Neue Normalität in der Arbeitswelt – Veränderung als Normalzustand“. Als Professorin für Betriebswirtschaftslehre und international anerkannte Prozessbegleiterin in großen Unternehmen beleuchtete sie das Thema „Veränderungskultur“ aus der spannenden Perspektive der Organisationsentwicklung. Sie berichtete, wie Veränderungsprozesse in Organisationen erfolgreich umgesetzt werden können und woran sie häufig scheitern. Prof.in Dr. Jutta Rump betonte, dass sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft fortlaufende Transformationsprozesse und unvorhersehbaren Disruptionen bewältigen müssen. Um die Motivation und die Leistungsfähigkeit aller Beschäftigten zu bewahren, sollten daher die Talente und Stärken jedes einzelnen Beschäftigten optimal genutzt und eingesetzt werden. „Wir können auf niemanden verzichten“ sagte die Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability.

Doch wie können innovative Ansätze zielführend in die Praxis überführt werden? In welchen zeitlichen Dimensionen geschieht dies? Welche Umsetzungshürden existieren und wie passen Innovation und Krise eigentlich zusammen? Dies diskutierten Brigitte Gross, Direktorin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Jan Miede, Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover, Dr. Petra Becker, Vorständin der Dr. Becker Klinikgruppe, und Prof.in Dr. Anke Menzel-Begemann von der Fachhochschule Münster im Rahmen der zentralen Podiumsdiskussion am Kongressdienstag. Einen spannenden Diskussionsimpuls aus Sicht der Wissenschaft lieferte Prof. Dr. Michel Wensing, Professor für Implementierungswissenschaft an der Universität Heidelberg, mit seinem Plenarvortrag „Implementierung in die Praxis: Brauchen wir eine Brücke oder einen Landeplatz?“. Auf dem Podium war man sich einig: Damit Veränderungskultur in der Rehabilitation gelebt werden kann, braucht es a) Akteure, die zu Innovation bereit sind und b) einen entsprechenden Rahmen, eine Basis, eine Vision. Brigitte Gross betonte, dass sich die Rentenversicherung mit einem gemeinsamen Strategiepapier einen solchen Rahmen gegeben hat.

Am Mittwoch beschäftigte sich Prof. Dr. Siegfried Geyer von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in seinem Plenarvortrag „Später krank und länger gesund? Die langzeitliche Morbiditätsentwicklung im Kontext des demografischen Wandels“ mit der spannenden Frage, wie sich im Kontext steigender Lebenserwartung das Morbiditätsspektrum entwickelt. Die im Vortrag präsentierten Befunde basieren auf der Auswertung anonymisierter Daten von über drei Millionen Krankenkassenversicherten. Das Forschungsteam von Prof. Dr. Geyer konnte zeigen, dass die Raten von z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs im höheren und hohen Alter über die Zeit abnehmen, was insgesamt als positiv zu werten ist. Bei Diabetes mellitus Typ 2 ("Altersdiabetes") und Übergewicht/Adipositas verhält es sich anders: Hier hat der Anteil in der Bevölkerung zugenommen - vor allem bei den unter 40-Jährigen. Auch die Multimorbidität ist angestiegen, d.h. immer mehr Menschen haben sechs oder mehr Erkrankungen gleichzeitig. Die Befunde legen nahe, dass der sich über die Jahre verbessernde Gesundheitszustand der Älteren nicht in die später geborenen Kohorten fortsetzt. Die Forschenden vermuten, dass die Zunahme gesundheitsbeeinträchtigender Lebensweisen und sitzender Tätigkeiten mögliche Ursachen darstellen und Ansatzpunkte für Prävention und Rehabilitation darstellen.

Eine Premiere gab es beim diesjährigen Kongress auch wieder. Denn der von der Deutschen Rentenversicherung initiierte Forschungsschwerpunkt zur Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation geht neue Wege - und zwar ins Ohr. Der Wissenschaftspodcast "rehalitätsnah" mit Dr. Marco Streibelt, Leiter des Dezernats Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund, stellt seit Dezember 2022 die geförderten Forschungsteams und Studien vor, die individuelle und passgenaue Konzepte für die Zukunft der beruflichen Rehabilitation entwickeln sollen. Folge für Folge wird monatlich ein Forschungsprojekt "rehalitätsnah" vorgestellt. Auf dem 32. Reha-Kolloquium in Hannover ging das Format einen Schritt weiter und zeigte sich exklusiv der Öffentlichkeit: Bei "rehalitätsnah" on stage konnte die Aufzeichnung der Märzausgabe live miterlebt werden. Zu Gast beim Interview auf der Bühne war Prof. i.R. Dr. Ernst von Kardorff, Dipl.-Psychologe und Dipl.-Soziologe, der mit seinen Mitarbeitenden der Berliner Werkstatt für Sozialforschung im Projekt „WePsyBTAM“ die Zugänge psychisch Kranker in Berufliche Trainingszentren (BTZ) und ihre Wege in Qualifizierung und in Arbeit untersucht. Der Podcast kann auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify, Apple und Deezer gehört werden. Weitere Details zum Forschungsschwerpunkt „Berufliche Rehabilitation“ finden Sie hier: Link

Weitere Schwerpunkthemen im diesjährigen Kongressprogramm waren u.a.

  • Rehabilitation bei Post-COVID und Bewältigung von Pandemiefolgen
  • Digitale Transformation
  • Klimawandel und Nachhaltigkeit
  • Qualitätssicherung

Resümee & Ausblick

Im Rahmen der Abschlussveranstaltung würdigte Dr. Susanne Weinbrenner, Leitende Ärztin und Leiterin der Abteilung Prävention, Rehabilitation und Sozialmedizin der Deutschen Rentenversicherung Bund, das hohe Engagement aller Mitwirkenden bei der erfolgreichen Durchführung der Veranstaltung. Allen Referierenden, Diskutierenden und Ausstellenden dankte sie für die aktive Beteiligung und die inspirierenden Beiträge aus Forschung und Praxis. Die beachtliche Anzahl von Teilnehmenden, Veranstaltungen und Themen zeige, dass das Reha-Kolloquium seinen Stellenwert als wichtigster Reha-Kongress im deutschsprachigen Raum wiederholt eindrucksvoll unterstreichen konnte. Das Interesse sowohl am Kongress als auch an den einbezogenen Inhalten und Formaten sei ungebrochen hoch. Das 33. Reha-Kolloquium 2023 findet voraussichtlich vom 18. bis 20. Februar 2024 in Bremen statt.

Bildergalerie

Gleich geht’s los: Der Registrierungsbereich im Hannover Congress Centrum (HCC) kurz vor Veranstaltungsbeginn.Quelle: DRV BundGleich geht’s los: Der Registrierungsbereich im Hannover Congress Centrum (HCC) kurz vor Veranstaltungsbeginn.

Video-Impressionen zur Veranstaltung

Machen Sie sich ein Bild vom 32. Reha-Kolloquium 2023: Wir haben vielfältige Eindrücke zum Kongress in einem Video festgehalten.

On-demand-Angebot

Zu den Veranstaltungen aus den beiden Plenarsälen, die während des Kongresses per Live-Stream übertragen wurden, stehen noch bis 31. Mai 2023 die Videomitschnitte als Video-on-Demand-Angebot auf unserer Online-Kongressplattform zur Verfügung. Auch ein Großteil der wissenschaftlichen Poster ist dort noch online abrufbar.

Unter folgendem Direktlink gelangen Sie zur Plattform:

Zur Online-Plattform

Die Zugangsdaten hatten alle Teilnehmenden im Februar per Mail erhalten. Sollten Sie nicht mehr über Ihre Zugangsdaten verfügen, kontaktieren Sie uns gerne per Mail (reha-kolloquium[at]express.converia.de).

Posterpreise

Eine Posterjury prämierte die drei wissenschaftlichen Poster, die ein rehabilitationswissenschaftlich relevantes Thema inhaltlich und gestalterisch sowie im Rahmen eines Kurzvortrags am besten umgesetzt hatten. Die Posterjury bestand aus Mitgliedern des Programmkomitees und Vertreterinnen und Vertretern der Rentenversicherung. Zusätzlich wurde wie jedes Jahr ein Postersonderpreis vom Publikum gewählt.

Folgende Beiträge wurden auf dem 32. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium 2023 prämiert:

1. Posterpreis 2023 (dotiert mit 300 Euro)

Poster Nr. 34 - Health literacy bei Rehabilitand:innen in der verhaltensmedizinisch-orientierten orthopädischen Rehabilitation (VOR)

Karin Meng¹; Claudia Isele²; Christof von Neukirch²; Gabriele Sohr³; Dieter Benninghoven⁴; Verena Heß¹

¹Julius-Maximilians-Universität Würzburg; ²Waldburg-Zeil Kliniken GmbH & Co KG, Argentalklinik; ³Reha-Zentrum Bad Pyrmont, Klinik Weser; ⁴Mühlenbergklinik - Holsteinische Schweiz

Die Arbeitsgruppe ist der Frage nachgegangen, ob sich die - Health literacy (HL) der Rehabilitand:innen im Rehabilitationsverlauf verändert und welche Zusammenhänge HL mit psychischer Belastung, Schmerzverarbeitung und gesundheitsbezogener Lebensqualität bis zu 6 Monate nach der Rehabilitation aufweist. Die Ergebnisse zeigen, dass es im VOR-Verlauf zu einer signifikanten Verbesserung der HL kommt, die bis 6 Monate danach stabil bleibt und mit Verbesserungen in den genannten Reha-Zielparametern einhergeht. Die Studie stützt damit bestehende Befunde zur Relevanz von patientenorientierter Informationsvermittlung und Schulung zu Kompetenzen im Umgang mit Gesundheitsinformationen. Es handelt sich nach Auffassung der Posterjury um eine methodisch hochwertige Studie. Die Ergebnisdarstellung im Rahmen der Posteraufbereitung ist durch die Nutzung der Farb- und Designkomponenten besonders gut gelungen. 

2. Posterpreis 2023 (dotiert mit 200 Euro)

Poster Nr. 80 - Erhebungsmethoden für Return to Work in der orthopädischen Rehabilitation in Deutschland

David Endres (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Mit dem zweiten Platz wurden Ergebnisse eines Scoping Review zu Erhebungsmethoden für Return to Work in der orthopädischen Rehabilitation prämiert. Beim Preisträger handelt es sich um einen Nachwuchswissenschaftler, der dazu über 1.500 Studien aus Datenbanken sichtete. In das Review wurden 103 Publikationen aus 87 Forschungsprojekten eingeschlossen und ausgewertet. Aus den 87 eingeschlossenen Projekten konnten 136 unterschiedliche Erhebungsmethoden für RTW identifiziert werden. Mit den methodisch sehr aufwändig gewonnenen Ergebnissen liefert der Preisträger eine Grundlage für methodische Überlegungen, wie in künftigen Studien die Erhebung von RTW operationalisiert, weiterentwickelt und vor allem vereinheitlicht werden kann. Weiter wurden die Ergebnisse auf dem Medium Poster visuell ansprechend dargestellt.

3. Posterpreis 2023 (dotiert mit 150 Euro)

Poster Nr. 11 REHADI: eine quantitative Befragung von Rehabilitationseinrichtungen zum Einsatz digital unterstützter Angebote

Susanne Stampa¹; Monica Diana Podar²; Alexandra Maria Fretian²; Christine Thienel²; Oliver Razum²; Christoph Dockweiler¹

¹Universität Siegen; ²Universität Bielefeld

Der mit dem dritten Posterpreis ausgezeichnete Beitrag liefert einen Überblick über die in der medizinischen Rehabilitation eingesetzten digital unterstützten Angebote. Gerade im Hinblick auf die aktuellen Bestrebungen der Rentenversicherung zur Formulierung von Rahmenbedingungen für digitale Leistungen vor, während und nach der Reha liefert der Beitrag nach Auffassung der Posterjury sehr spannende Ergebnisse, ein besseres Verständnis der hemmenden und förderlichen Faktoren für die Implementierung digitaler Angebote ermöglichen. Darüber hinaus wurde die Ergebnisdarstellung sehr übersichtlich auf dem Poster umgesetzt.

Postersonderpreis des Publikums 2023 (dotiert mit 300 Euro)

Poster Nr. 51- Medizinerinnen und Mediziner mit ausländischem Abschluss in deutschen Rehabilitationseinrichtungen: Chancen und Schwierigkeiten

Eva Jansen¹; Manuela Marquardt¹; Ariane Funke²; Karla Spyra¹

¹Charité – Universitätsmedizin Berlin; ²Deutsche Rentenversicherung Bund

Das mit dem Postersonderpreis des Publikums prämierte Poster zeigt Ergebnisse der Studie „Medizinerinnen und Mediziner mit ausländischem Abschluss (MaA) in deutschen Rehabilitationseinrichtungen (MaA-quant)“, die eine Bestandsaufnahme zur Anzahl, Verteilung und spezifischen Merkmalen der MaA in den Vertragseinrichtungen der Deutschen Rentenversicherung liefert. Der Beitrag zeigt, dass im Ausland ausgebildete Ärztinnen und Ärzte zahlenmäßig keine Randerscheinung in den DRV-Vertragseinrichtungen sind. Mit einer von drei ärztlichen Stellen leisten sie einen substanziellen Beitrag zur rehabilitativen Versorgung in Deutschland. Ihre professionelle Integration und hierbei auftretende Schwierigkeiten sind ein relevantes Thema, dem mehr Bedeutung beigemessen werden sollte. Die Auswertung der Chancen und Schwierigkeiten zeigt ein teilweise divergierendes Bild zwischen den Einschätzungen der teilnehmenden Fachabteilungsleitungen und der MaAs.

Evaluation

Online-Evaluation

Die Bewertung des Reha-Kolloquiums erfolgt über eine Online-Befragung der Teilnehmenden. Die Bewertungen und die detaillierten Freitextangaben werden dazu genutzt, die Durchführung des Kongresses möglichst an die Wünsche der Teilnehmenden anzupassen. Die Online-Evaluation wird durch die Firma evasys GmbH im Rahmen eines Sponsorings unterstützt.

Teilnehmende

Beim 32. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium 2023 waren 1.392 Kongressgäste für die Präsenzteilnahme in Hannover registriert. Weitere 129 Personen haben sich für die Nutzung des Live-Streams aus den beiden Plenarsälen angemeldet. Von den insgesamt 1.521 Teilnehmen haben sich 214 Personen (14 Prozent) an der Veranstaltungsevaluation beteiligt.

Ergebnisse

Die verschiedenen Aspekte des Kolloquiums wurden auf einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 5 (sehr unzufrieden) beurteilt. In der folgenden Ergebnisdarstellung finden Sie Angaben zum Mittelwert (MW).

ZUFRIEDENHEIT MIT DER VERANSTALTUNGSORGANISATION

  • Vorab-Informationen zum Reha-Kolloquium (MW=1,5)
  • Internetauftritt zum Reha-Kolloquium (MW=1,7)
  • Online-Anmeldung & Online-Einreichung von Beiträgen (MW=1,8)
  • Online-Kongressplattform (mit Live-Streams, Chat & E-Poster-Ausstellung) (MW=1,4)
  • Betreuung durch das Organisationsteam im Vorfeld des Kongresses (MW=1,3)
  • Betreuung durch das Organisationsteam während des Kongresses (MW=1,3)
  • Zeitlicher Ablauf des Reha-Kolloquiums (MW=1,8)
  • Veranstaltungsorganisation insgesamt (MW=1,6)

ZUFRIEDENHEIT MIT DEM WISSENSCHAFTLICHEN PROGRAMM

  • Programmstruktur (Kombination verschiedener Formate) (MW=1,8)
  • Fachliche Qualität der wissenschaftlichen Vorträge (MW=2,0)
  • Fachliche Qualität der wissenschaftlichen Poster (MW=2,0)
  • Fachliche Qualität der Plenarvorträge (MW=1,7)
  • Fachliche Qualität der Podiumsdiskussion (MW=1,9)
  • Fachliche Qualität der DGRW-Updates (MW=1,7)
  • Fachliche Qualität der Diskussionsforen (MW=1,9)
  • Fachliche Qualität der Satellitenveranstaltungen (MW=1,8)
  • Fachliche Qualität der Meet-the-Experts (MW=1,8)
  • Wissenschaftliches Programm insgesamt (MW=2,0)

ZUFRIEDENHEIT MIT DER VERANSTALTUNGSSTÄTTE VOR ORT (Hannover Congress Centrum (HCC))

  • Räumlichkeiten der Veranstaltungsstätte HCC (MW=1,5)
  • Technische Ausstattung der Veranstaltungsstätte HCC (MW=1,6)
  • Pausenverpflegung im HCC (MW=2,2)
  • Präsentation der Aussteller im HCC (MW=1,7)
  • Veranstaltungsstätte insgesamt (MW=1,7)

ZUFRIEDENHEIT MIT DEM RAHMENPROGRAMM

  • Begrüßungsempfang am Sonntag (MW=1,5)
  • Get-Together am Dienstag (MW=2,1)
  • Rahmenprogramm insgesamt (MW=1,9)

Der Gesamteindruck vom 32. Reha-Kolloquium wurde von den Antwortenden mit 1,8 beurteilt. Die positive Einschätzung spiegelt sich auch in den Freitextkommentaren wider und dokumentiert die hohe Zufriedenheit der Anwesenden mit der Veranstaltung.



31. Reha-Kolloquium 2022 in Münster HYBRID

Kongressbericht

„Rehabilitation: Neue Wege, neue Chancen.“: Unter diesem Motto wurde das 31. Reha-Kolloquium vom 7. bis 9. März 2022 erstmals als hybride Veranstaltung in Münster durchgeführt – und das mit großem Erfolg! Mehr als 1.400 Teilnehmende diskutierten die Herausforderungen und Entwicklungstrends des zukünftigen Rehabilitationsgeschehens. Das vielseitige Kongressprogramm konnte vor Ort in Münster oder live im Internet verfolgt werden.

Der Kongress wurde vom Dezernat Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund, der Deutschen Rentenversicherung Westfalen und der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) veranstaltet.

Das 31. Reha-Kolloquium HYBRID in Zahlen

  • über 1.400 registrierte Teilnehmende aus Forschung, Praxis, Politik & Verwaltung
  • davon 600 Präsenzteilnehmende in Münster
  • mehr als 50 Veranstaltungen in bis zu fünf parallelen Sitzungen an drei Kongresstagen
  • über 4.000 Minuten Live-Stream
  • 29 Ausstellungsstände vor Ort
  • bis zu 18 ärztliche Fortbildungspunkte

Kongresseröffnung

Eröffnet wurde der Kongress von Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, die im Hinblick auf die zentralen Handlungsfelder zur Weiterentwicklung der Rehabilitation die Bedeutung eines noch stärker vernetzen Vorgehens sowie den hohen Stellenwert der Forschung hervorhob. Dass die Bundesregierung zur Stärkung von Prävention und Rehabilitation neue Wege gehen will und wird, betonte Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), in seinem Grußwort. Dabei verwies er auf das hohe Innovationspotenzial der Modellprojekte aus dem Bundesprogramm „rehapro“. Daran anknüpfend plädierte Thomas Keck, Erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung Westfalen, in seiner Begrüßung für einen möglichst frühzeitigen Zugangs zu Präventions- und Rehabilitationsangeboten. Weitere Grußworte sprachen Karl-Josef Laumann, nordrhein-westfälischer Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, und Prof. Thorsten Meyer, Präsident der DGRW.

„Rehabilitation: Neue Wege, neue Chancen.“ – Highlights aus dem Kongressprogramm

Das diesjährige Kongressmotto „Rehabilitation: Neue Wege, neue Chancen.“ rückte neben aktuellen Forschungsergebnissen zu Prävention, Rehabilitation und Nachsorge die mit bedeutsamen Entwicklungstrends verbundenen Veränderungschancen für den Bereich der Rehabilitation in den Mittelpunkt. Themenschwerpunkte im Hauptprogramm waren:

  • der Umgang mit den Folgen der Pandemie,
  • die Digitalisierung als gemeinsame Gestaltungsaufgabe,
  • die sektoren- und trägerübergreifende Zusammenarbeit,
  • die Zukunft der Rehabilitation unter der neuen Ampelkoalition,
  • die Weiterentwicklung beruflicher Teilhabestrategien.

Das Vortragsprogramm wurde mit dem Plenarvortrag von Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, am Montag offiziell eröffnet. Mit einem interdisziplinären Blick über alle Bereiche des Gesundheitswesens resümierte der Facharzt für Allgemeinmedizin die ersten beiden Jahre der Corona-Pandemie. Dabei forderte er mehr interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Ärzteschaft, Pflege und Sozialer Arbeit und bezog sich dabei auch insbesondere auf die Versorgung chronisch Kranker. Er betonte, dass der Stellenwert dieser Zusammenarbeit bereits in der ärztlichen Ausbildung gestärkt werden müsse. Die intersektorale Vernetzung sei zudem über den Ausbau der Telematikinfrastruktur weiter voranzutreiben.

In seinem Plenarvortrag am Dienstag widmete sich der national und international viel beachtete Experte Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel von der Universität Bayreuth den durch die Pandemie beschleunigten digitalen Transformationsprozessen und ihren Implikationen für eine „Rehabilitation 4.0“. Er betonte, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sei und auch nicht automatisch zu mehr Teilhabe oder besserer Versorgung führe. So bestehe beispielswiese neben der Chance zum Abbau von (Zugangs-) Barrieren durch verschlankte digitalisierte Prozesse die Herausforderung, dass der persönliche Kontakt zwischen Behandlerinnen Behandlern und Versicherten als Qualitätsmerkmal bei der Ausgestaltung von digital unterstützten Versorgungsformen weiterhin bestehen bleibt.

Prof. Dr. Heike Ohlbrecht von der Universität Magdeburg eröffnete mit ihrem Plenarvortrag „Welche Arbeit braucht der Mensch? Zum Wandel der Arbeitswelt(en) und den Herausforderungen für die berufliche Rehabilitation“ am Mittwoch die Auftaktveranstaltung zum Forschungsschwerpunkt „Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation“: Acht Träger der Deutschen Rentenversicherung haben erstmals eine gemeinsame Förderinitiative initiiert und fördern seit Oktober 2021 insgesamt zehn einschlägige Forschungsprojekte. Brigitte Gross, Direktorin der Deutschen Rentenversicherung Bund, diskutierte beim anschließenden Forschung-Praxis-Dialog gemeinsam mit Prof. Dr. Ohlbrecht, Andreas Flegel, Referatsleiter im BMAS, Dr. Susanne Gebauer, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Berufsförderungswerke und Geschäftsführerin des Berufsförderungswerks Nürnberg, und Dr. Marco Streibelt, Leiter des Dezernats Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund, über die wissenschaftliche, praktische, aber auch politische Bedeutung des Forschungsschwerpunktes. Alle Diskutierenden betonten die hohe Relevanz der Initiative, um die berufliche Rehabilitation zu stärken und sichtbarer zu machen.

„Wandel, Wunsch und Wirklichkeiten. Die Zukunft der Rehabilitation und ihre Herausforderungen durch Gesellschaft und Politik“ lautete das Motto der zentralen Podiumsdiskussion, zu der Fachpolitiker unterschiedlicher Bundestagsfraktionen nach Münster geladen wurden. Brigitte Gross und Thomas Keck diskutierten mit Markus Kurth, rentenpolitischer Sprecher der Faktion Bündnis 90/Die Grünen, Matthias W. Birkwald, rentenpolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke und Martin Rosemann, arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion den von der neuen Bundesregierung im Koalitionsvertrag gesetzte Handlungsrahmen, den alle Beteiligten grundsätzlich begrüßten.

Resümee

Im Rahmen der Abschlussveranstaltung würdigte Dr. Susanne Weinbrenner, Leitende Ärztin der Deutschen Rentenversicherung Bund und Leiterin der Abteilung Prävention, Rehabilitation und Sozialmedizin, das hohe Engagement aller Mitwirkenden bei der erfolgreichen Durchführung der Veranstaltung. Allen Referierenden, Diskutierenden und Ausstellenden dankte sie für die aktive Beteiligung und die inspirierenden Beiträge aus Forschung und Praxis. Die Entscheidung für ein Hybrid-Format in diesem Jahr sei schwergefallen, angesichts der Rahmenbedingungen aber richtig gewesen. Das zeige auch das durchweg positive Feedback der Teilnehmenden vor Ort und an den Bildschirmen.

Durch die erfolgreiche Hybrid-Premiere habe das Reha-Kolloquium seinen Stellenwert als wichtigster Reha-Kongress im deutschsprachigen Raum wiederholt eindrucksvoll unterstreichen können. Das Interesse sowohl am Kongress als auch an den einbezogenen Themen und Formaten sei ungebrochen hoch.

Bildergalerie

Gundula Roßbach, Präsidentin der DRV Bund, eröffnete den Kongress per Live-Schalte aus Berlin.31. Reha-Kolloquium - KongresseröffnungQuelle: DRV WestfalenGundula Roßbach, Präsidentin der DRV Bund, eröffnete den Kongress per Live-Schalte aus Berlin.

Posterpreise

Die Posterausstellung ist ein fester Bestandteil des wissenschaftlichen Programms des Reha-Kolloquiums. Sie fand in diesem Jahr erneut als E-Posterausstellung statt: Alle Posterbeiträge wurden als PDF zur orts- und zeitunabhängigen Nutzung auf einer Online-Kongressplattform zur Verfügung gestellt. In einer beim E-Poster hinterlegten Audiodatei wurden die Ergebnisse von den Posterautorinnen und Posterautoren zusätzlich erläutert. Eine Posterjury prämierte die drei Poster, die nach ihrer Ansicht ein rehabilitationswissenschaftlich relevantes Thema inhaltlich und gestalterisch am besten umgesetzt hatten. Die Posterjury bestand aus Mitgliedern des Programmkomitees und Vertreterinnen und Vertretern der Rentenversicherung. Zusätzlich wurde wie jedes Jahr ein Postersonderpreis vom Publikum gewählt. Berücksichtigt wurden alle Bewertungen, die bis einschließlich 8. März 2022 auf der Online-Plattform abgegeben wurden.

Folgende Beiträge wurden auf dem 31. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium 2022 prämiert:

1. Posterpreis 2022 (dotiert mit 300 Euro)

Subjektive Lebensqualität von Menschen mit schweren mehrfachen körperlichen oder geistigen Behinderungen

Christine Thienel, Cornelia Weiß, Jana Stucke, Martina Fier, Thorsten Meyer (Universität Bielefeld)

Mit dem 1. Preis würdigt die Posterjury die Darstellung einer Studie zu den Versorgungserfahrungen von Patientinnen und Patienten mit schweren mehrfachen körperlichen oder geistigen Behinderungen und deren Angehörigen. Im Rahmen eines Mixed-Methods-Ansatzes wurde untersucht, inwiefern sich die ambulante medizinische Regelversorgung nach Aufnahme in ein Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) verändert. Im Mittelpunkt des Posters stehen die Ergebnisse von Befragungsdaten zur subjektiven Lebensqualität, die zur Baselineerhebung über die „Satisfaction with Life Scale“ (SWLS) erfasst wurden. Es zeigte sich, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmenden ihr subjektives Wohlbefinden als eingeschränkt wahrnehmen und dieser Wert deutlich geringer ausfällt als in der Normstichprobe.

Aus Sicht der Posterjury sticht die prämierte Arbeit damit hervor, wie eine Nebenfragestellung bzw. ein Nebenbefund der Studie in den Fokus der vorgestellten Analyse gerät. So stellte sich für die Arbeitsgruppe die Frage, inwieweit sich die in der Versorgungsforschung häufig eingesetzte Skala als Instrument zur Erfassung der Lebensqualität in dieser Zielgruppe eignet. Im Ergebnis sprachen die methodisch-statistischen Befunde zwar für die Validität und den Einsatz der Skala. Allerdings gab es bei der Beantwortung durch die Befragten sozial-emotionale Aspekte, die Auswirkungen auf die gegen den erneuten Einsatz der Skala zum zweiten Erhebungszeitraum. Die Jurorinnen und Juroren bewerten besonders positiv, wie im Posterbeitrag über die Aushandlungsprozesse und teilweise unterschiedlichen Perspektiven im Projekt transparent berichtet wird. Es wird eindrücklich herausgearbeitet, welch hohe Relevanz die aktive Einbeziehung der Betroffenenperspektive in allen Projektteilen besitzt. Zudem wurden die Ergebnisse ansprechend und sehr übersichtlich dargestellt. Das Medium Poster wurde für die Ergebnispräsentation durch die Arbeitsgruppe überzeugend genutzt.

2. Posterpreis 2022 (dotiert mit 200 Euro)

Entwicklung einer Handreichung zur Umsetzung einer diversitätssensiblen Versorgung in der Rehabilitation

Tuğba Aksakal, Yüce Yilmaz-Aslan, Maria Mader, Fabian Erdsiek, Dennis Padberg, Oliver Razum, Patrick Brzoska (Universität Witten-Herdecke & Universität Bielefeld)

Das prämierte Poster berichtet von einem komplexen Projekt zur Erstellung einer Handreichung für Einrichtungen und Reha-Träger zur Implementierung und Optimierung einer diversitätssensiblen Versorgung. Im Rahmen eines Mixed-Methods-Ansatzes wurde von der Arbeitsgruppe ein Instrumentenkatalog erarbeitet, der diversitätssensible Instrumente vorstellt, die im Versorgungsalltag der Vielfalt von Bedürfnissen und Erwartungen Rechnung tragen können (u.a. Anleitungen, Fragebögen, Checklisten und Konzepte). Daneben unterstützt ein praxisorientierter Handlungsleitfaden das Gesundheitspersonal bei der Auswahl und der Umsetzung geeigneter Instrumente in Form einer Schritt-für-Schritt-Anleitung. Fallbeispiele veranschaulichen den Einsatz exemplarischer Instrumente in konkreten Situationen. Eine Auswahltabelle dient zur schnellen Orientierung und der Vorausauswahl geeigneter Instrumente.

Nach Einschätzung der Posterjury stellt die Handreichung zur Umsetzung diversitätssensibler Versorgung einen vielversprechenden Ansatz dar, um durch niedrigschwellige und praxisorientierte Hinweise die Nutzerorientierung in der Rehabilitation erhöhen. Die Arbeitsgruppe ist methodisch vielfältig und umfassend an die Entwicklung der Handreichung (Scoping Review, Befragung, Fokusgruppen, Diskussionszirkel, Delphi-Survey) herangegangen und konnte die Komplexität im Poster sehr gut herausarbeiten. Damit wird mit der Vergabe des zweiten Posterpreises die gelungene Darstellung der Ergebnisse einer qualitativen Studie zu einer sehr relevanten Fragestellung gewürdigt.

3. Posterpreis 2022 (dotiert mit 150 Euro)

Konstrukttheoretische Auseinandersetzung mit der sozialen Partizipation von Jugendlichen zur Entwicklung eines Partizipationsmessinstruments für die (Re-) Habilitation

Laura Hoffmann, Carina Völlm, Marie Bernard, Astrid Fink, Matthias Richter, Britta Gebhard (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg & Fachhochschule Südwestfalen)

Das prämierte Poster stellt die Ergebnisse einer Teilstudie vor, mit der eine Begriffsbestimmung von sozialer Partizipation im rehabilitations- und versorgungswissenschaftlichen Kontext vorgenommen wurde. Hierfür hat die Arbeitsgruppe im Rahmen von qualitativen Interviews und Fokusgruppen neben behinderten und nicht-behinderten Jugendlichen auch Eltern und Expertinnen und Experten zu Erfahrungen mit sozialer Teilhabe sowie der individuellen Bedeutung von Selbstbestimmung befragt. Auf Grundlage der Befunde soll im weiteren Verlauf des DFG-geförderten Gesamtvorhabens ein Erhebungsinstrument zur Selbsteinschätzung der sozialen Teilhabe/Partizipation von Jugendlichen entwickelt werden.

Da für Deutschland bisher kein entsprechendes Erhebungsinstrument vorliegt, wurden Innovationsgehalt und Relevanz der Studie von der Posterjury als hoch eingestuft. So kann das entwickelte Instrument in der Wissenschaft eingesetzt werden, um benachteiligte Gruppen zu identifizieren und zielgerichtete Interventionen zu entwickeln. In der Praxis kann das Instrument genutzt werden, um die Ziele der Rehabilitation gemeinsam mit dem Jugendlichen und der von ihm zugemessenen Bedeutsamkeit zu ermitteln und die Zielerreichung zu evaluieren. Als besonders interessant wurde von der Posterjury der Befund bewertet, dass die Vorstellungen zu Partizipation von Jugendlichen und Expertinnen und Experten nah beieinander liegen und auf "Einbezogensein" fokussierten, während Eltern sich stärker an normativen Erwartungen orientieren. Aus Sicht der Posterjury stellt die Verknüpfung aller drei Perspektiven vor diesem Hintergrund eine zu würdigende Herausforderung dar.

Das Poster ist zudem klar und übersichtlich strukturiert und beschränkt sich auf die wichtigsten Informationen mit klaren Botschaften.

Postersonderpreis des Publikums (dotiert mit 300 Euro)

„Rehabilitationsinanspruchnahme erwerbstätiger Personen mit Rückenschmerzen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Operationalisierungen von Migrationshintergrund“

Hannes Banaschak, David Fauser, Julia-Marie Zimmer, André Golla, Wilfried Mau, Matthias Bethge (Universität zu Lübeck & Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Der vom Publikum am besten bewertete Beitrag hat im Rahmen einer quantitativen Analyse untersucht, ob sich die Rehabilitationsinanspruchnahme zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund unterscheidet und welchen Einfluss die Verwendung unterschiedlicher Operationalisierungen zur Beschreibung des Migrationshintergrundes auf die Ergebnisse hat. Die verwendeten Daten wurden im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie zur Inanspruchnahme und Wirksamkeit medizinischer Rehabilitation bei Personen mit Rückenschmerzen erhoben. Die Ergebnisse der Untersuchung sind epidemiologisch relevant und zeigen, dass eine differenzierte Operationalisierung von Migrationshintergrund sinnvoll erscheint, um die Inanspruchnahme von Personen mit Migrationshintergrund nicht zu über- oder unterschätzen und ein besseres Verständnis von Ungleichheit und Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen in der rehabilitativen Versorgung zu entwickeln.

 

Das Organisationsteam gratuliert allen Preisträgerinnen und Preisträgern ganz herzlich!

Evaluation

Online-Evaluation

Die Bewertung des Reha-Kolloquiums erfolgt über eine Online-Befragung der Teilnehmenden. Die Bewertungen und die detaillierten Freitextangaben werden dazu genutzt, die Durchführung des Kongresses möglichst an die Wünsche der Teilnehmenden anzupassen. Die Online-Evaluation wird durch die Firma evasys GmbH im Rahmen eines Sponsorings unterstützt.

Teilnehmende

Am 31. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium 2022 nahmen 1.419 registrierte Kongressgäste teil. 184Teilnehmende (13 Prozent) haben sich an der Veranstaltungsevaluation beteiligt.

Ergebnisse

Die verschiedenen Aspekte des Kolloquiums wurden auf einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 5 (sehr unzufrieden) beurteilt. In der folgenden Ergebnisdarstellung finden Sie Angaben zum Mittelwert (MW).

ZUFRIEDENHEIT MIT DER VERANSTALTUNGSORGANISATION

  • Vorab-Informationen zum Reha-Kolloquium (MW=1,6)
  • Internetauftritt zum Reha-Kolloquium (MW=1,6)
  • Online-Anmeldung & Online-Einreichung von Beiträgen (MW=1,4)
  • Online-Kongressplattform (mit Live-Streams, Chat & E-Poster-Ausstellung) (MW=1,7)
  • Betreuung durch das Organisationsteam im Vorfeld des Kongresses (MW=1,4)
  • Betreuung durch das Organisationsteam während des Kongresses (MW=1,4)
  • Zeitlicher Ablauf des Reha-Kolloquiums (MW=1,6)
  • Veranstaltungsorganisation insgesamt (MW=1,5)

ZUFRIEDENHEIT MIT DEM WISSENSCHAFTLICHEN PROGRAMM

  • Programmstruktur (Kombination verschiedener Formate) (MW=1,8)
  • Fachliche Qualität der wissenschaftlichen Vorträge (MW=2,0)
  • Fachliche Qualität der E-Poster (MW=1,9)
  • Fachliche Qualität der Plenarvorträge (MW=1,7)
  • Fachliche Qualität des Forschung-Praxis-Dialogs (Berufliche Reha, Mi) (MW=1,8)
  • Fachliche Qualität der Podiumsdiskussion (Politik, Mi) (MW=1,9)
  • Fachliche Qualität der DGRW-Updates (MW=1,7)
  • Fachliche Qualität der Diskussionsforen (MW=1,8)
  • Fachliche Qualität der Satellitenveranstaltungen (MW=1,8)
  • Fachliche Qualität der Meet-the-Experts (MW=1,7)
  • Wissenschaftliches Programm insgesamt (MW=1,9)

ZUFRIEDENHEIT MIT DER VERANSTALTUNGSSTÄTTE VOR ORT (MESSE UND CONGRESS CENTRUM HALLE MÜNSTERLAND (MCC))

  • Räumlichkeiten der Veranstaltungsstätte MCC (MW=1,3)
  • Technische Ausstattung der Veranstaltungsstätte MCC (MW=1,2)
  • Pausenverpflegung im MCC (MW=1,4)
  • Präsentation der Aussteller im MCC (MW=2,0)
  • Tagesausklang am Montagabend im Foyer des MCC (MW=1,5)
  • Tagesausklang am Dienstagabend im Foyer des MCC (MW=1,4)
  • Veranstaltungsstätte insgesamt (MW=1,4)

Der Gesamteindruck vom 31. Reha-Kolloquium wurde von den Antwortenden mit 1,7 beurteilt. Damit konnte an den großen Erfolg der Online-Premiere aus dem Vorjahr angeknüpft werden. Die positive Einschätzung spiegelt sich auch in den Freitextkommentaren wider und dokumentiert die hohe Zufriedenheit der Anwesenden mit der Veranstaltung.



30. Reha-Kolloquium 2021 DIGITAL

Allgemeines

Die 30. Ausgabe des Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquiums fand angesichts der Covid-19-Pandemie in diesem Jahr erstmals als Online-Kongress statt. Damit war der größte und wichtigste Reha-Kongress im deutschsprachigen Raum Jubiläum und Premiere zugleich. Vom 22. bis 25. März 2021 trafen sich über 1.100 Expertinnen und Experten im virtuellen Raum und tauschten sich zum diesjährigen Rahmenthema „Teilhabe und Arbeitswelt in besonderen Zeiten“ aus. Der Online-Kongress wurde vom Dezernat Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) veranstaltet. Und das mit großem Erfolg!

Tagungsbericht

Besondere Zeiten erfordern besondere Konzepte der Veranstaltungsorganisation

Nachdem das in Hannover vorgesehene 29. Reha-Kolloquium Ende Februar 2020 aufgrund der Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus kurzfristig abgesagt werden musste, stand auch der diesjährige Kongress noch voll im Zeichen der Pandemie. Im Rahmen der Vorbereitungen erschien lange Zeit ein Hybridformat mit Präsenz- und Onlineteilen realisierbar. Allerdings geriet auch dieses Vorhaben spätestens zu Jahresbeginn 2021 angesichts zunehmender Infektionszahlen wieder ins Wanken. Um eine verantwortungsbewusste Durchführung der Tagung trotz dynamischen Pandemiegeschehens in jedem Fall gewährleisten zu können, hat das Organisationsteam innerhalb kürzester Zeit ein innovatives, digitales Veranstaltungskonzept entwickelt und den Kongress vollständig in den virtuellen Raum verlegt.

Veranstaltungskonzept

Auch in einer digitalen Kongressumgebung sollte es wieder ein abwechslungsreiches Pro-gramm mit dem bewährten Mix aus Plenarvorträgen, Vortragssessions, verschiedenen inter-aktiven Diskussionsformaten und der Möglichkeit zum kollegialen Austausch geben. Im Rahmen der Neu-Konzeptionierung mussten allerdings die Programmstruktur und zeitliche Organisation an die Erfordernisse des Online-Formates angepasst werden. Durch zeitliche Entzerrung und die Verlegung etwa der indikationsspezifischen Vortragssessions überwiegend in die Mittagszeit und späten Nachmittagsstunden wurde auf eine weitgehende Vereinbarkeit von Kongressteilnahme und Klinik- bzw. Arbeitsalltag abgezielt. Die Reduzierung der Anzahl konkurrierender Parallelveranstaltungen u.a. durch die Verlängerung des Reha-Kolloquiums von drei auf vier Tage ermöglichte zudem eine logistisch und technisch handhabbare Durchführung des Kongresses.

Umsetzung: Digitale Kongressplattform & TV-Studio

Für die konkrete Umsetzung wurde eine Online-Kongressplattform eingesetzt, die den wissenschaftlichen und kollegialen Austausch aktiv unterstützte: Live-Streams, Chats und Videokonferenzen konnten von den Teilnehmenden genutzt werden, um sich in den fachlichen Diskurs einzubringen und auch über die Sitzungen hinaus untereinander zu vernetzen. Die Teilnehmenden konnten dabei aus bis zu vier parallel laufenden Veranstaltungen auswählen und die virtuellen Vortragsräume jederzeit wechseln. Der Hauptprogrammstrang wurde live aus einem TV-Studio in Berlin von Petra Gute (rbb) moderiert und täglich im Rahmen von Interviews mit der wissenschaftlichen Kongressleitung vor Ort diskutiert und eingeordnet, wodurch eine authentische Kongress- und Gesprächsatmosphäre hergestellt werden konnte. Für die zeitunabhängige Nutzung standen auf der Plattform zusätzlich zu den Live-Inhalten auch vorproduzierte Videos und eine multimediale Posterausstellung mit interaktiver Frage- und Antwortfunktion zur Verfügung. Ergänzend zum wissenschaftlichen Programm bot ein virtueller Austellerbereich zahlreiche Informations- und Interaktionsmöglichkeiten mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Reha-Branche. Ein Großteil der Vorträge und Veranstaltungen wurde mit Einverständnis der Referierenden aufgezeichnet und stand den Teilnehmenden noch bis 31. Mai 2021 als Video-on-Demand-Angebot zur Verfügung.

Das 30. Reha-Kolloquium DIGITAL in Zahlen

  • 1.116 registrierte Teilnehmende
  • über 60 Veranstaltungen in bis zu 4 parallelen Sitzungen
  • darunter u.a. 4 hochkarätige Plenarvorträge, 2 Podiumsdiskussionen, 27 Vortragssessions, 9 Diskussionsforen, 6 Meet-the-Experts, 1 Praxis-Workshop
  • 88 E-Poster, darunter 28 Poster zu rehapro-Modellprojekten
  • über 47.000 Seitenaufrufe auf der Online-Kongressplattform
  • 4.800 Minuten Sendezeit
  • 17 Aussteller
  • bis zu 24 ärztliche Fortbildungspunkte

Rahmenthema „Teilhabe und Arbeitswelt in besonderen Zeiten“

Unter dem bewusst breit gespannten Kongressmotto „Teilhabe und Arbeitswelt in besonderen Zeiten“ bot das vielfältige Kongressprogramm neben aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Prävention, Rehabilitation und Nachsorge natürlich auch ausreichend Ansatzpunkte für einen spannenden fachlichen Austausch und lebhafte Diskussionen zu den pandemiebedingten Auswirkungen auf Teilhabe und Arbeitswelt.

Krisenbewältigung und Innovation – die Schwerpunkte der Eröffnungsveranstaltung

In ihrer Eröffnungsrede unterstrich Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, die hohe Flexibilität und Leistungsfähigkeit des Reha-Systems in den zurückliegenden Krisenmonaten. Teilweise in Rekordzeit seien Rahmenbedingungen und Prozesse angepasst worden, um Teilhabeleistungen unter Pandemiebedingungen gewissenhaft durchführen und zunehmend Menschen mit dem sogenannten Long-Covid-Syndrom durch individuell angepasste multidisziplinäre Reha-Angebote unterstützen zu können. Ein zentraler Erfolgsfaktor der bisherigen Krisenbewältigung liege in der Offenheit gegenüber neuen Wegen und unkonventionellen Ideen – insbesondere mit Blick auf Distanzangebote und Hybridlösungen unter Nutzung digitaler Lösungen. Nun müsse es vermehrt darum gehen, die Erfahrungen der zurückliegenden Monate gemeinsam zu reflektieren und interdisziplinär zu bewerten, damit mögliche Implikationen nicht nur für die aktuelle Lage, sondern vor allem für die Zukunft abgeleitet und bewährte Konzepte in Post-Corona-Zeiten fortgeführt werden können. Das Reha-Kolloquium sei für den notwendigen fachlichen Austausch seit jeher das zentrale Forum.

Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), verwies in seinem Grußwort auf die zur Eindämmung der Pandemie erfolgten arbeits- und sozialpolitischen Maßnahmen des BMAS, die sowohl den Arbeitsmarkt als auch die Situation von Menschen mit Behinderung oder gesundheitlichen Einschränkungen betreffen. Dabei unterstrich er die Bedeutung des Sozialdienstleister-Einsatzgesetzes (SodEG) als „Reha-Schutzschirm“ und würdigte dessen schnelle und unbürokratische Umsetzung durch die Deutsche Rentenversicherung. Um auch in Pandemiezeiten und darüber hinaus Impulse für die Weiterentwicklung von Rehabilitationsleistungen setzen zu können, habe sich das BMAS im vergangenen Jahr zudem dazu entschieden, den zweiten Förderaufruf zum Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben - rehapro“ zu starten. Den antragsberechtigten Jobcentern und Trägern der gesetzlichen Rentenversicherung werde damit die Möglichkeit eingeräumt, die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Herausforderungen in Modellprojekten zur Stärkung der Rehabilitation gezielt aufzugreifen und entsprechende innovative Ansätze und Konzepte zu erarbeiteten.

Prof. Dr. Wilfried Mau, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW), adressierte in seinem Grußwort die herausragende Rolle der Wissenschaft im Generellen, aber auch die der Reha-Wissenschaften im Besonderen. Trotz tiefgreifender Einschränkungen des Wissenschaftsbetriebs hätten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Arbeit fortgeführt und damit die Grundlagen geschaffen, um das Virus und seine Übertragung besser zu verstehen und in kürzester Zeit Impfstoffe mit hoher Wirksamkeit zu entwickeln. Die zur Fortsetzung von Forschung und Lehre erforderlichen Anpassungsleistungen der Forschungseinrichtungen und Hochschulen seien mitunter beeindruckend gewesen. Auch die Reha-Wissenschaften hätten Forschungsaktivitäten zügig auf pandemiebezogene Fragestellungen ausgerichtet, etwa um die Folgen der Pandemie für das Reha-System umfassend aufzuarbeiten und belastbare Erkenntnisse für rehabilitative Ansätze zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19 zu generieren. In diesem Zusammenhang sei die DGRW vielfältig – auch national und international vernetzt – aktiv, u. a. mit Befragungen, Stellungnahmen, Leitlinien, Beratungen zu Förderinitiativen und nicht zuletzt mit Beiträgen und Veranstaltungen beim 30. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium. Wegen der zunehmend erkannten Bedeutung der Rehabilitation sei es zudem gelungen, die wesentlichen Aspekte der rehabilitativen Versorgung viel stärker als bisher in die derzeit laufende Reform des Medizinstudiums zu integrieren.

Teilhabechancen in der Arbeitswelt der Zukunft – Gute Arbeit 4.0?

Obwohl sich der digitale Wandel – insbesondere in der Arbeitswelt – bereits seit Längerem vollzieht, hat die Corona-Pandemie zu einer Beschleunigung dieses Prozesses geführt. Doch verändert die Digitalisierung unsere Arbeitswelt eigentlich zum Guten oder zum Schlechten? Nutzt die Technik dem Menschen oder schadet sie ihm? Mit diesen und weiteren Fragen zu den Chancen und Risiken des technischen Fortschritts befassten sich gleich zwei hochkarätige Plenarrednerinnen und Plenarredner, nahmen dabei aber jeweils unterschiedliche Perspektiven ein.

Den Anfang machte Frau Prof. Dr. Catrin Misselhorn, Professorin für Philosophie an der Georg-August-Universität Göttingen und Vordenkerin im Bereich der Roboter- und Maschinenethik. In ihrem Plenarvortrag "Arbeit, Technik und gutes Leben. Perspektiven für Menschen mit und ohne Behinderung" nahm sie den individuellen Stellenwert von Arbeit in den Blick und stellte dar, welchen Einfluss die Technisierung der Arbeit darauf hat. Dabei plädierte sie für eine Sichtweise, wonach Erwerbsarbeit zwar eine grundlegende Dimension eines guten Lebens von Menschen mit und ohne Behinderung darstelle. Davon ausgenommen seien jedoch gesundheitsschädliche, lebensbedrohliche und entfremdete Arbeiten. Wie die Technisierung der Arbeit unter diesem Blickwinkel zu bewerten sei, hänge von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen etwa die Ausgestaltung und der Einsatzbereich neuer Technologien. Diese können einerseits zur Herausbildung komplexer Aufgaben und Handlungsfelder führen, andererseits aber auch zur Vereinfachung von Arbeitsprozessen beitragen. Ob diese Entwicklung positiv einzuschätzen ist, sei u.a. abhängig von der betrachteten Zielgruppen. Insbesondere für Menschen mit Behinderungen könnten sich dadurch neue Perspektiven ergeben.

Ergänzend zu dieser philosophischen Perspektive auf die Technisierung der Arbeit richtete Prof. Dr. Bertolt Meyer in einem inspirierenden Plenarvortrag am Mittwoch einen psychologischen Blick auf die Technisierung des Menschen. Unter dem Titel „Behindert und Cyborg? Neue Diskurse über Behinderung und Integration im Digitalen Zeitalter“ zeigte der Professor für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der TU Chemnitz auf, welche Möglichkeiten sich durch moderne bionische Hilfsmittel für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ergeben. Die von ihm vorgestellten Ergebnisse basierten dabei u.a. auf Projekten aus dem aktuellen Chemnitzer DFG-Sonderforschungsbereich „Hybrid Societies“, an dem er mit einem Projekt zu Stereotypen gegenüber Trägerinnen und Trägern bionischer Prothesen beteiligt ist. Ergebnisse seiner Forschung würden zeigen, dass Entwicklungen in der Bionik (z.B. High-Tech-Prothesen) zur Linderung von Beeinträchtigungen beitragen und völlig neue Teilhabemöglichkeiten eröffnen. Gleichzeitig können sie Stereotype gegenüber Menschen mit Behinderung in Frage stellen: So werde der technisch unterstützte behinderte Körper beispielsweise in der Berichterstattung zu den paralympischen Spielen als Konkurrenz für nichtbehinderte Körper hochstilisiert. Bionik werde ästhetisiert und die Grenzen zwischen den Diskursen zu Behinderungen, zum Enhancement und Transhumanismus würden verschwimmen. Durch eine nach Einschätzung von Prof. Meyer unzulässige Beschränkung des Diskurses von Behinderung auf Technologie werde die Behinderung ausschließlich zu einem Problem des behinderten Körpers gemacht und die nichtbehinderte Mehrheitsgesellschaft schlimmstenfalls aus der Verantwortung genommen. So sei Inklusion und Teilhabe nicht nachhaltig zu erreichen.

Rehabilitation und Return to Work: Eine vergleichende Perspektive aus Deutschland und Dänemark.

Um die Teilhabechancen von Personen mit chronischen und schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu stärken und zu verbessern, bedarf es zudem eines effektiven Teilhabemanagements, das Krankheitsfolgen reduziert und Wege findet, um Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei der Wiederaufnahme ihrer Arbeit zu unterstützen. Im internationalen Vergleich werden hierfür durchaus unterschiedliche Strategien und Akteure herangezogen. In einem länderübergreifenden „Tandem-Vortrag“ von Prof. Dr. Matthias Bethge aus Lübeck und Prof. Dr. Ole Sten Mortensen aus Dänemark wurden daher Kriterien für erfolgreiche Wiedereingliederungsstrategien beleuchtet. Ein Vergleich des deutschen mit dem dänischen Reha-System zeigte, dass es unabhängig vom zugrundeliegenden Ansatz der Rehabilitation ähnliche Herausforderungen für Rehabilitation gibt. Dies betrifft die Notwendigkeit eines gut funktionierenden interdisziplinären Reha-Teams, insbesondere aber auch die Kommunikation des therapeutischen Settings mit Betrieben und hier v.a. den Vorgesetzten.

Formen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit

Je besser Einrichtungen, Sozialversicherungsträger und weitere Sozialpartner (z.B. Haus-/Betriebsärztinnen und -ärzte) zusammenarbeiten und je stärker alle Beteiligten mit den Betrieben kooperieren, desto größere Teilhaberfolge können für die Betroffenen erzielt werden. Dabei steht weiterhin das Motto „Stay at Work“ im Fokus. Um „Stay at Work“ zu erreichen, werden Leistungsträger noch stärker daran arbeiten, Präventions- und Rehabilitationskonzepte anzupassen und betriebsnah weiterzuentwickeln. Die Deutsche Rentenversicherung Bund geht hierfür neue Wege und hat gemeinsam mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung eine Kooperationserklärung „Starke Partner für gesundes Leben und Arbeiten“ abgeschlossen, um ihre Angebote“ besser abzustimmen, so Brigitte Gross. In einer Satellitenveranstaltung am Dienstag diskutierte die Direktorin der Deutschen Rentenversicherung Bund gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Renten- und Unfallversicherungsträgern bisherige Ergebnisse aus Modellprojekten und der bundesweiten Zusammenarbeit. Mit dem Firmenservice habe die Rentenversicherung zudem ein flächendeckendes Beratungsangebot geschaffen, das Unternehmen und Betriebe bei Fragen rund um das Leistungsspektrum der gesetzlichen Rentenversicherung kostenlos in Anspruch nehmen können, so Karin Klopsch, Mitarbeiterin der Abteilung Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung Bund, im Diskussionsforum zur Prävention am Donnerstag.

Christof Lawall, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation (DEGEMED) widmete sich in einer Veranstaltung am Mittwoch gemeinsam mit Niels Reith, Geschäftsführer beim Bundesverband Deutsche Berufsförderungswerke, neuen Ansätzen der präventiven Gesundheitsförderung. Diskutiert wurde dabei auch, wie Betriebe durch die Leistungserbringer optimal unterstützt werden können. Dabei wurde festgehalten, dass es künftig noch besser gelinge müsse, insbesondere auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit vernetzten Angeboten zuzugehen.

Innovative Formen der Vernetzung und Kooperation werden derzeit auch im Bundesprogramm „rehapro“ von Jobcentern und Trägern der Rentenversicherung erprobt. Einen Schwerpunkt bilden dabei Fallmanagementansätze, mit denen Interventionen zum jeweils optimalen Zeitpunkt angeboten, Schnittstellen im gegliederten System überwunden und die nachhaltige Wiedereingliederung in das Erwerbsleben erreicht werden sollen. Die „rehapro“ Modellprojekte wurden zum einen im Rahmen der E-Posterausstellung umfassend vorgestellt. Dr. Hans-Günter Haaf, Deutsche Rentenversicherung Bund, und Markus Keller vom Deutschen Städte und Landkreistag diskutierten in einem Diskussionsforum am Dienstag mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Praxis zudem über Gelingsbedingungen des Förderprogramms.

Auswirkungen der Pandemie auf die medizinische Rehabilitation

Ein weiterer Schwerpunkt des Kongressprogrammes lag natürlich auf den Auswirkungen der Pandemie auf die medizinische Rehabilitationspraxis. Prof. Dr. Stefano Negrini von der Universität Mailand stellte in seinem mit großer Spannung erwarteten Plenarvortrag die internationale Initiative REH-COVER der Cochrane Rehabilitation vor, die sich der systematischen Sammlung und Veröffentlichung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu den längerfristigen Folgen von Covid-19 und der Rehabilitation der Betroffenen befasst. Negrini machte deutlich, dass trotz schneller Reaktion der Forschung noch nicht genug Wissen dazu existiert, welche Folgen Betroffene längerfristig erfahren, was das für ihre Teilhabe an der Gesellschaft bedeutet und wie man sie rehabilitieren könnte. In einer anschließenden von Dr. Marco Streibelt, Leiter des Dezernats Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund, moderierten Plenardiskussion diskutierten Dr. Konrad Schultz, Dr. Thomas Sigrist und Dr. Roland Winkler, drei Chefärzte aus Reha-Kliniken aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, mit Dr. Susanne Weinbrenner, der leitenden Ärztin der Deutschen Rentenversicherung Bund, über ihre bislang gemachten Erfahrungen im Umgang mit dem neuen Krankheitsbild und den aktuellen Bedingungen der medizinischen Rehabilitation unter Corona-Bedingungen.

Deutlich wurde dabei, dass die Rehabilitation gerade in doppelter Hinsicht vor großen Herausforderungen steht. Einerseits arbeiten Reha-Einrichtungen unter erschwerten Bedingungen, weil bestimmte Therapien wie Gruppenschulungen oder Vorträge anders organisiert werden müssen. Das belastet sowohl die Patientinnen und Patienten als auch die Mitarbeitenden in den Einrichtungen. Andererseits ist das Reha-System mit einem neuen Krankheitsbild konfrontiert, über das bislang gerade im Hinblick auf die (Langzeit-)Folgen für die Betroffenen wenig bekannt ist. Neben chronischer Müdigkeit (Fatigue) weisen die Betroffenen häufig auch weitere körperliche und psychische Folgen auf. Das erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der die Rehabilitation und Rehabilitationsforschung aktuell wichtiger denn je erscheinen lässt.

Forschung unter Pandemiebedingungen

Doch nicht nur die Praxis der Rehabilitation ist betroffen von den tiefgreifenden Auswirkungen der Pandemie. Auch die Reha-Forschung muss sich vielfältigen methodischen und forschungspraktischen Herausforderungen stellen, die insbesondere mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie einhergehen. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit anschließender Kleingruppenarbeit wurden daher unter Federführung der DGRW Problembereiche und Lösungsmöglichkeiten aus dem Blickwinkel der Forschenden, der Reha-Einrichtungen und der Förderer dargestellt und diskutiert. Dabei zeigte sich, dass Herausforderungen sowohl bei der Planung als auch bei Durchführung und Auswertung von Projekten bestehen. Zentral diskutiert wurden insbesondere Verzögerungen in der Projektdurchführung aufgrund von eingeschränkten Rekrutierungsmöglichkeiten, beispielsweise in Reha-Einrichtungen. Als Lösungs- und Unterstützungsmöglichkeiten wurde u.a. administrativer Handlungsbedarf identifiziert, z.B. Fristverlängerungen, unbürokratische Arbeitsplanänderung, kostenneutrale Laufzeitverlängerung, Lockerung von Fristen oder Vereinfachung bzw. Flexibilisierung im Antrags- und Berichtswesen.

Was können wir festhalten?

Sowohl das Pandemie- als auch das Pandemiefolgenmanagement stellen das System der Rehabilitation vor noch nie dagewesene Herausforderungen. Die an der Rehabilitation und den Rehabilitationswissenschaften beteiligten Akteurinnen und Akteure haben auf die damit verbundenen Anforderungen bislang mit einem hohen Maß an Anpassungsvermögen und Kreativität reagiert. Durch dieses entschiedene Handeln hat der Stellenwert der Rehabilitation eine deutliche Akzentuierung erfahren. Die mittel- und langfristigen Folgen für das Reha-System sind zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht vollständig absehbar. Deutlich geworden ist aber: Nicht nur der Umgang mit Long-Covid und den noch zu erwartenden wirtschaftlichen Folgen, sondern auch die vielfältigen psychosozialen Belastungen durch die Pandemie(folgen) mit möglichen Auswirkungen auf die Teilhabechancen von vulnerablen Personengruppen werden uns sicher noch eine ganze Weile beschäftigen.

Bezogen auf die Arbeitswelt hat die Pandemie einen sich bereits vollziehenden tiefgreifenden Wandel noch einmal deutlich verstärkt. Im Zuge der Krisenbewältigung wurden in vielen Branchen quasi über Nacht digitalisierte und flexibilisierte Arbeitsformen geschaffen. Diese Entwicklung kann allerdings sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit und Teilhabe von Beschäftigten haben: So stehen beispielsweise der Chance, Arbeit durch digitale Technologien gesundheitsförderlicher, bedürfnisgerechter und inklusiver zu gestalten, Risiken wie Entgrenzung und fehlender Arbeitsschutz sowie digitale Überforderung und die Schaffung neuer Barrieren gegenüber. Hier muss es also darum gehen, Gestaltungserfordernisse gemeinsam mit politischen und betrieblichen Akteuren dahingehend wahrzunehmen, dass arbeitsbezogene Belastungsfaktoren und Gesundheitsrisiken minimiert und Teilhabemöglichkeiten gestärkt werden. In diesem Zusammenhang ist das Arbeiten im Homeoffice als eine die Pandemie „irgendwie“ überdauernde Notlösung der Arbeitsorganisation abzugrenzen vom Homeoffice als gelebte Arbeits- und Organisationskultur, die u.a. hinreichende digitale Infrastruktur und Kompetenzen sowie entsprechend angepasste Prozesse und Führungsmodelle voraussetzt. Darüber hinaus sollte der fachliche Diskurs um die arbeitsweltlichen Pandemiefolgen keineswegs auf homeofficefähige Bürojobs beschränkt werden. Denn für viele oftmals sogar in besonderem Maße von den (gesundheitlichen) Folgen und Lasten der Pandemie betroffene Beschäftigte - beispielsweise im Gesundheits- oder Dienstleistungssektor - ist orts- und zeitflexibles Arbeiten nach wie vor gar nicht möglich.

Durch eine grundlegende und umfassende Aufarbeitung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen für Rehabilitation, Teilhabe und Arbeitswelt müssen wir nun gemeinsam die richtigen Schlüsse für künftiges Handeln ziehen. Die Erarbeitung und Erweiterung der hierfür erforderlichen fundierten Erkenntnisse kann nur interdisziplinär erfolgen und muss sowohl die Ausschöpfung positiver Entwicklungspotenziale als auch den Abbau negativer Auswirkungen gleichermaßen ins Zentrum der fachlichen Auseinandersetzung stellen.

Ist die Online-Premiere geglückt?

Das erste digitale Reha-Kolloquium wurde rückblickend mit großem Erfolg organisiert und durchgeführt. Dafür sprechen zum einen die Anmeldezahlen, die mit über 1.100 zahlenden Kongressgästen die Erwartungen des Organisationsteams deutlich übertroffen haben. Zum anderen haben sich Teilnehmende und Referierende engagiert in den fachlichen Diskurs eingebracht und die vielfältigen Interaktionsmöglichkeiten auf der Online-Kongressplattform rege genutzt. Die Akzeptanz des digitalen Veranstaltungsformates kann daher als hoch bewertet werden. Dies wird auch durch die sehr positiven Ergebnisse der abschließenden Veranstaltungsevaluation durch die Teilnehmenden unterstrichen (siehe Evaluationsergebnisse). Durch die erfolgreiche Online-Premiere konnte das Reha-Kolloquium seinen Stellenwert als wichtigstes interdisziplinäres Forum für den Austausch über Präventions- und Rehabilitationskonzepte sowie gesellschaftliche und berufliche Teilhabestrategien im deutschsprachigen Raum nachhaltig unterstreichen. Das Interesse sowohl am Kongress als auch an den einbezogenen Themen scheint ungebrochen hoch.

Danksagung

Das Organisationsteam möchte sich ganz herzlichen bei allen Teilnehmenden und Vortragenden für die Flexibilität und das hohe Engagement bedanken. Auch den zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern innerhalb und außerhalb der Deutschen Rentenversicherung Bund gebührt ein großer Dank!

Bildergalerie

30. Reha-Kolloquium 2021 Bild 030. Reha-Kolloquium 2021 PanoramaQuelle: Dr. H.-G. Haaf (DRV Bund)Panaroma-Ansicht des Studios beim digitalen 30. Reha-Kolloquium 2021

Posterpreise

Die Posterausstellung ist ein fester Bestandteil des wissenschaftlichen Programms des Reha-Kolloquiums. Sie fand in diesem Jahr erstmals als E-Posterausstellung statt: Alle Posterbeiträge wurden als PDF zur orts- und zeitunabhängigen Nutzung auf der On,ine-Kongressplattform zur Verfügung gestellt. In einer beim E-Poster hinterlegten Audiodatei wurden die Ergebnisse von den Posterautorinnen und -autoren zusätzlich erläutert. Eine Posterjury prämierte die drei Poster, die nach ihrer Ansicht ein rehabilitationswissenschaftlich relevantes Thema inhaltlich und gestalterisch am besten umgesetzt hatten. Die Posterjury bestand aus Mitgliedern des Programmkomitees und Vertreterinnen und Vertreter der Rentenversicherung. Zusätzlich wurde wie jedes Jahr ein Postersonderpreis vom Publikum gewählt.

Die auf dem 30. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium prämierten Posterbeiträge werden im Folgenden kurz beschrieben und gewürdigt.

1. Posterpreis

Herausforderungen, Kompetenzen und wahrgenommene Unterstützung bezüglich krankheitsrelevanter Informationen bei Rehabilitandinnen mit Brustkrebs und gynäkologischen Tumoren

Natascha Fahmer, Dirk Engehausen, Hermann Faller, Holger Hass, Karin Meng, Monika Reuss-Borst & Peter Heuschmann

(Universität Würzburg & beteiligte Kliniken)

Mit dem 1. Preis würdigt die Posterjury eine explorative qualitative Studie, die sich mit gesundheitsbezogenen Informationskompetenzen von Patientinnen in der onkologischen Reha beschäftigt. In leitfadengestützten Interviews wurden 20 Rehabilitandinnen unter anderem dazu befragt, wie sie Informationen über ihre Erkrankung selbst beschaffen, verstehen, bewerten und für den Umgang mit der Erkrankung nutzen. Zudem ging es um die Schwierigkeiten, die sie dabei erleben und was ihnen die Informationsnutzung erleichtert.

Die Ergebnisse geben wichtige Einblicke in die situativen Herausforderungen, die Krebspatientinnen bei der bedürfnisgerechten Informationsbeschaffung erleben, z.B. bei der Suche von Informationen im Internet oder bei der Gestaltung von Arztgesprächen. Sie verweisen zugleich auf persönliche Kompetenzen wie Vorwissen oder kommunikative Fertigkeiten, die den Umgang mit diesen Anforderungen erleichtern, und zeigen auf, wie Behandler und Angehörige aus Patientinnensicht hilfreiche Unterstützung leisten können.

Mit der Gesundheitskompetenz von Patientinnen wird ein wichtiges Thema aufgegriffen und an einer zwar kleinen, aber sorgfältig ausgewählten Stichprobe umfassend untersucht. Probleme und Chancen der Informationsgewinnung und -verarbeitung werden qualitativ erfasst und tiefgehend und vor allem nicht trivial aufgearbeitet und dargestellt. Das Poster fasst die Informationen über Ziel, Methodik und Ergebnisse der Studie in übersichtlicher, gut verständlicher und grafisch ansprechender Weise zusammen. Hervorzuheben ist insbesondere die zentrale Ergebnisgrafik, die die Essenz der explorativen Befunde ausgezeichnet veranschaulicht.

2. Posterpreis

Instrumenten-übergreifender Vergleich der Ergebnisqualität. Entwicklung und Validierung eines Überführungsalgorithmus aus FIM und EBI

Martin Brünger, Anna Schlumbohm, Stefanie Köhn, Luise Menzi & Karla Spyra

(Charité Universitätsmedizin Berlin, Nationaler Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken, Bern)

Mit dem 2. Preis würdigt die Jury ein Poster, das exemplarisch einen Lösungs-ansatz für ein methodisches Problem aufzeigt, das sich in der Reha-Forschung und in der Qualitätssicherung immer wieder stellt. Es geht um den Vergleich von Ergebnissen zur Funktionsfähigkeit im täglichen Leben (Activities of Daily Living), die mit unterschiedlichen Messinstrumenten erhoben wurden.

Oft verwendete Skalen sind hier der FIM und der erweiterte Barthel-Index (EBI). Um die Werte beider Instrumente in einen einheitlichen ADL-Wert zu überführen, wurde ein mehrstufiges Vorgehen gewählt: Zunächst wurden in einem Expertinnen-und-Experten-Workshop übereinstimmende bzw. analoge Item-Inhalte und Antwortkategorien der beiden Instrumente identifiziert. Daraus wurde ein Überführungsalgorithmus erstellt. Im zweiten Schritt wurde der Algorithmus an einer Stichprobe von N = 263 neurologischen Rehabilitandinnen und Rehabilitanden erprobt. Anhand dieser Ergebnisse wurde der Überführungsalgorithmus in einem weiteren Experten-Workshop überarbeitet.

Die im Poster dargestellten Resultate belegen die hohe Übereinstimmung der auf unterschiedlichen Instrumenten basierenden ADL-Werte und damit die Eignung des Algorithmus für Ergebnisvergleiche, etwa zwischen zwei Reha-Einrichtungen.

Das mehrstufige Vorgehen ist methodisch sehr anspruchsvoll, wird aber für interessierte Leserinnen und Leser dennoch gut nachvollziehbar dargestellt. Das Poster ist übersichtlich und mit vielen veranschaulichenden Grafiken gestaltet. Das Ergebnis besitzt aus unserer Sicht hohe praktische Relevanz.

3. Posterpreis

Einschätzungen zur Realisierbarkeit von Unterstützungswünschen wieder einzugliedernder Mitarbeiterinnen nach Brustkrebs

Dorothee Noeres, Siegfried Geyer & Katrin Hirsch (Medizinische Hochschule Hannover)

Das mit dem 3. Preis ausgezeichnete Poster beschäftigt sich mit dem Themenfeld der beruflichen Wiedereingliederung von Brustkrebspatientinnen. Es nimmt dabei die Passung zwischen den Bedürfnissen von Arbeitnehmerinnen einerseits und der Realisierbarkeit dieser Bedürfnisse aus Sicht von Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber andererseits in den Blick.

Dazu wurden leitfadenbasierte Interviews mit 42 Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber geführt. Die Stichprobe der Unternehmen wurde zufällig nach unterschiedlicher Größen und Branchen gezogen. Die Auswertung durch eine qualitative Inhaltsanalyse.

Es zeigte sich, dass die befragten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ausgewählte Wünsche der Arbeitnehmerinnen grundsätzlich für sinnvoll, aber aus unterschiedlichen Gründen oft nicht für umsetzbar hielten. Dabei geht es zum Beispiel um eine Flexibilisierung von Arbeitsplatz und Arbeitszeit oder um besonderes Verständnis für die spezifische Situation von Krebspatientinnen. Als Hindernisse wurden neben strukturelle Faktoren im Betrieb, vor die Fragen der vertrauensvollen Kommunikation zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und Führungskräften aufgeführt. Möglichkeiten zum Abbau dieser Hindernisse werden in dem Poster aufgezeigt.

Nach Einschätzung der Posterjury widmet sich die Forschungsarbeit der sehr relevanten Fragestellung zur beruflichen Wiedereingliederung nach einer onkologischen Rehabilitation. Dabei wird die selten analysierte Perspektive der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber eingenommen. Fragestellung, Methodik und Ergebnisse werden auf dem Poster gut nachvollziehbar dargestellt und durch Beispielzitate und Abbildungen ansprechend veranschaulicht.

Postersonderpreis (Publikumspreis)

Akzeptanz elektronischer Kommunikationshilfen im öffentlichen Umgang bei durch progrediente Erkrankungen in der Sprechmotorik eingeschränkten Erwachsenen

Marwin Breitling (FH Münster)

Der Beitrag stellt Ergebnisse von Leitfadeninterviews mit fünf Betroffenen progredienter Erkrankungen (Amyotrophe Lateralsklerose, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose etc.) vor, die verschiedene elektronische Kommunikationshilfen mit unterschiedlichen Ansteuerungsmöglichkeiten nutzen. Die Ergebnisse der Untersuchung liefern wichtige Hinweise für Akzeptanz und Weiterentwicklung der Technik. Sie unterstreichen die Bedeutung personen- und umweltbezogener Kontextfaktoren und sind damit anschlussfähig an Befunde, die nahelegen, dass Nutzerinnen und Nutzern neben der technischen Begleitung besonders in der Kommunikation und ihrem Selbstvertrauen während der Kommunikation logopädisch unterstützt werden sollten.

Evaluation

Online-Evaluation

Die Bewertung des Reha-Kolloquiums erfolgt über eine Online-Befragung der Teilnehmenden. Die Bewertungen und die detaillierten Freitextangaben werden dazu genutzt, die Durchführung des Kongresses möglichst an die Wünsche der Teilnehmenden anzupassen. Die Online-Evaluation wird durch die Firma evasys GmbH im Rahmen eines Sponsorings unterstützt.

Teilnehmende

Am 30. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium 2021 DIGITAL nahmen 1.116 registrierte Kongressgäste teil. 182 Teilnehmende (16 Prozent) haben sich an der Veranstaltungsevaluation beteiligt.

Ergebnisse

Die verschiedenen Aspekte des Kolloquiums wurden auf einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 5 (sehr unzufrieden) beurteilt. In der folgenden Ergebnisdarstellung finden Sie Angaben zum Mittelwert (MW).

ZUFRIEDENHEIT MIT RAHMENBEDINGUNGEN UND ORGANISATION

  • Vorab-Informationen zum Reha-Kolloquium (MW=1,8)
  • Internetauftritt zum Reha-Kolloquium (MW=1,8)
  • Online-Anmeldung & Online-Einreichung von Beiträgen (MW=1,7)
  • Online-Kongressplattform „Virtual Venue“ (MW=1,9)
  • Präsentation der Aussteller (MW=2,3)
  • Zeitlicher Ablauf des Reha-Kolloquiums (MW=1,8)
  • Betreuung durch das Organisationsteam im Vorfeld des Kongresses (MW=1,5)
  • Betreuung durch das Organisationsteam während des Kongresses (MW=1,5)
  • Veranstaltungsorganisation insgesamt (MW=1,7)

ZUFRIEDENHEIT MIT DEM WISSENSCHAFTLICHEN PROGRAMM

  • Programmstruktur (Kombination verschiedener Formate) (MW=1,8)
  • Fachliche Qualität der wissenschaftlichen Vorträge (MW=1,9)
  • Fachliche Qualität der Poster (MW=2,0)
  • Fachliche Qualität der Plenarvorträge (MW=1,7)
  • Fachliche Qualität der Podiumsdiskussion (MW=1,9)
  • Fachliche Qualität des DGRW-Forums (MW=1,9)
  • Fachliche Qualität der DGRW-Updates (MW=1,9)
  • Fachliche Qualität der Diskussionsforen (MW=1,9)
  • Fachliche Qualität der Satellitenveranstaltungen (MW=1,8)
  • Wissenschaftliches Programm insgesamt (MW=1,9)

Der Gesamteindruck vom 30. Reha-Kolloquium wurde von den Antwortenden mit 1,7 beurteilt, die bisher beste Gesamtbewertung eines Reha-Kolloquiums. Diese sehr positive Einschätzung spiegelt sich auch in den Freitextkommentaren wieder und dokumentiert die hohe Zufriedenheit der Anwesenden mit der Veranstaltung sowie die hohe Akzeptanz des digitalen Veranstaltungsformates.


29. Reha-Kolloquium 2020 in Hannover (abgesagt)

Allgemeines

Aus Sorge um weitere Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus („Corona-Virus“): Veranstalter sagen Reha-Kolloquium in Hannover ab (Berlin-Hannover, 27.02.2020)

Mit großem Bedauern haben die Veranstalter das Reha-Kolloquium vom 2. bis 4. März 2020 in Hannover abgesagt. Die Entscheidung fiel nach sorgfältiger Prüfung und Abwägung sämtlicher Risiken und in Anbetracht der derzeit unklaren Risikosituation bei der Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus („Corona-Virus“).

An allererster Stelle gilt die Sorge der Veranstalter der Gesundheit und Sicherheit der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden in den Reha-Kliniken. Mit rund 1.600 Teilnehmenden aus der Reha-Branche stellt das Reha-Kolloquium den wichtigsten wissenschaftlichen Reha-Kongress in Deutschland dar. Da die Kongress-Teilnehmenden aus Reha-Kliniken kommen, besteht die große Befürchtung, das SARS-CoV-2-Virus könne auf diesem Wege auf Rehabilitandinnen und Rehabilitanden in den Kliniken übertragen werden.

Die Sorge gilt weiter allen Teilnehmenden und ihren Angehörigen, die auf keinen Fall einem nicht zu kalkulierenden Risiko ausgesetzt werden sollen. Dies gilt in gleicher Weise für die Mitarbeitenden der Deutschen Rentenversicherung, die für die Organisation dieser Veranstaltung verantwortlich sind. Diese dem Risiko einer Infektion auszusetzen, entspräche nicht dem Selbstverständnis der Veranstalter von guter Unternehmensführung.

Das Reha-Kolloquium wird von der Deutschen Rentenversicherung Bund, der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover und der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitations­wissenschaften veranstaltet. Ihnen ist bewusst, welche Tragweite diese kurzfristige Entscheidung für alle Beteiligten besitzt. Um einer weiteren Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus entgegenzuwirken und damit das Risiko einer Infektionskette zu unterbinden, wurde diese Entscheidung nach reiflicher Abwägung und schweren Herzens getroffen. Die Veranstalter bitten alle Betroffenen um ihr Verständnis.

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Alle angenommenen Beiträge wurden im Tagungsband des 29. Reha-Kolloquiums veröffentlicht. Der Tagungsband wird als PDF-Download auf dieser Seite zur Verfügung stehen. (siehe oben - unter Tagungsbände)



28. Reha-Kolloquium | 15th Congress of EFRR 2019 in Berlin

Allgemeines

Vom 15. bis 17. April 2019 haben über 1.500 Reha-Expertinnen nd Experten aus 22 Ländern in Berlin über aktuelle Entwicklungen und die neuesten Ergebnisse in der Rehabilitationsforschung diskutiert. Anlass war das 28. Rehabilitationswissenschaftliche Kolloquium, das in diesem Jahr zusammen mit dem 15. Kongress des European Forum for Research in Rehabilitation (EFRR) stattfand. Die Tagung wurde vom Bereich Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund in Kooperation mit der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg, der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) und dem EFRR veranstaltet.

Tagungsbericht

„Rehabilitation – Shaping healthcare for the future“

Die unterschiedlichen Reha-Systeme in Europa müssen sich fortlaufend weiterentwickeln, um globalen Herausforderungen wie demographischer Alterung, Digitalisierung und Migration angemessen begegnen zu können. Das diesjährige Rahmenthema widmete sich daher der Frage, wie es gelingen kann, die Rehabilitation als globale Gesundheitsstrategie zukunftsfest zu machen. Eine international ausgerichtete und europäisch vernetzte Rehabilitationsforschung kann dies wirksam unterstützen, indem sie Weiterentwicklungsmöglichkeiten aufzeigt und neue Wege zur länderübergreifenden Erschließung, Verbreitung und Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse eröffnet. In der Fachwelt sind sowohl das „Reha-Kolloquium“ als auch der „EFRR-Kongress“ seit Jahren feste Größen: Im deutschsprachigem Raum ist das jährlich stattfindende Reha-Kolloquium sowohl für Forschung und Praxis als auch für Politik und Verwaltung das bedeutendste Forum, um sich über praxisrelevante Ergebnisse zur medizinischen und beruflichen Rehabilitation auszutauschen. Der EFRR-Kongress ist ein international etablierter Treffpunkt der europäischen Reha-Forschungsszene. Mit der Zusammenlegung der beiden Kongresse erfolgte nun eine wichtige Weichenstellung, um Akteurinnen und Akteuren mit der gleichen Zielsetzung zusammenzubringen, nachhaltig zu vernetzen und voneinander lernen zu lassen.

Eröffnungsveranstaltung

Der Kongress wurde von Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, eröffnet. Frau Roßbach betonte, dass die Rehabilitation einen sehr wichtigen Beitrag dazu leiste, dass Menschen trotz gesundheitlicher Einschränkungen möglichst selbstbestimmt am Leben in der Gesellschaft teilhaben können und sich deshalb auch volkswirtschaftlich lohne. Es sollte selbstverständlicher werden, dass Rehabilitation in Anspruch genommen wird. Die Rehabilitation sollte von Anfang an mitgedacht werden, da sie ein unverzichtbarer Teil der medizinischen Behandlungskette darstelle. Durch den Kongress rücke Europa auf der rehabilitationswissenschaftlichen Ebene enger zusammen: Das unterstütze den Austausch von Wissen genauso wie die Positionierung der Rehabilitation in den Gesundheitssystemen.

„Gute Rehabilitation braucht Innovation und gute Reha-Forschung“, mit dieser Botschaft begrüßte Leonie Gebers, Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, die Zuhörenden. Die Weiterentwicklung der Rehabilitation unterstütze die Bundesregierung aktuell u.a. durch die Bereitstellung von Fördermitteln für Forschungs- und Modellprojekte. Allein zur Umsetzung des Bundesprogramms „rehapro“ stünden bis 2026 insgesamt rund eine Milliarde Euro für die Erprobung und Evaluation von innovativen Modellvorhaben zur Verfügung.

Dilek Kolat, Berliner Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, richtete ihr Grußwort stellvertretend für den Regierenden Bürgermeister an die Zuhörenden. Vor allem die trotz positiver sozialrechtlicher Veränderungen durch das „Flexirentengesetz“ nach wie vor geringe Inanspruchnahme der Kinder- und Jugendlichenrehabilitation erfülle sie angesichts der Zunahme von chronischen Erkrankungen im Kinder- Jugendalter mit großer Sorge. Ein zentrales Handlungsfeld bestehe daher im Abbau von Zugangshürden insbesondere für benachteiligte Gruppen wie z.B. Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien.

Für die Deutsche Rentenversicherung Berlin-Brandenburg begrüßte die Geschäftsführerin Sylvia Dünn die Teilnehmenden. Sie betonte, dass das deutsche Rehabilitationssystem einzigartig sei und die Rentenversicherung auf die Leistungsfähigkeit ihrer Rehabilitation stolz sein könne. In Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung sei es jedoch unverzichtbar, für die zukünftige Gestaltung der gesundheitlichen Versorgung auch internationale Erfahrungen zu berücksichtigen. Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts seien vielfältig und endeten nicht an institutionellen oder nationalen Grenzen. Weiter stellte Frau Dünn heraus, dass es einen Rechtsrahmen für eine nachhaltigere und gegebenenfalls längerfristige Unterstützung eines Stay-at-Work und Return-to-Work Prozesses brauche.

Zum Abschluss der Eröffnungsveranstaltung begrüßte Frau Prof. Frederike van Wijck, 2017 – 2019 Präsidentin des EFRR, die Kongressteilnehmenden. Das Dasein als „Aschenputtel des Gesundheitswesens“ habe die Rehabilitation zwar mittlerweile hinter sich gelassen. Dennoch benötige es weitere Anstrengungen, um die Erfolge der Rehabilitation über Sektoren-, Fach-, und Ländergrenzen hinweg noch sichtbarer zu machen. Mit der Zusammenlegung der beiden etablierten Kongresse sei nun eine wichtige Voraussetzung geschaffen worden, um den Stellenwert der Rehabilitation zu untermauern und Weiterentwicklungsprozesse gemeinsam anzustoßen.

Plenarvorträge

Prof. Christoph Gutenbrunner, Leiter der Klinik für Rehabilitationsmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, eröffnete am Montag mit seinem Vortrag „Rehabilitation: International perspectives and global developments“ das wissenschaftliche Programm des Kongresses. Der Arzt und Reha-Wissenschaftler betonte, dass Rehabilitationsangebote in allen medizinischen Versorgungsbereichen und in jeder Behandlungsphase verfügbar sein müssten, um den Bedarfen von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen gerecht werden zu können. Für Betroffene müsste Rehabilitation leicht zugänglich sein, bedarfsgerecht erfolgen sowie den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen. Dies sei auch eine wesentliche Forderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die mit dem Aktionsplan „Rehabilitation 2030: A Call for Action“ für einen globalen Um- und Ausbau der Rehabilitation in den Gesundheitssystemen werbe. Ein konkretes Ergebnis des Aktionsplans sei die kürzlich gegründete Global Rehabilitation Alliance (GRA) mit mittlerweile 15 weltweit im Bereich der Rehabilitation aktiven Mitgliedsorganisationen. Die Arbeit der GRA ziele darauf ab, die Bedeutung der Rehabilitation für eine inklusive Gesellschaft zu betonen, so Gutenbrunner, der als Vizepräsident der GRA auch maßgeblich an der Gründung dieses Bündnisses beteiligt war.

Im Plenarvortrag am Dienstag sprach Frau Prof. Christiane Woopen, Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, über „Intelligent healthcare in a digital society“. Prof. Woopen geht davon aus, dass die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung zu weitreichenden Änderungen führen wird. Es werde zu einer weiteren Auflösung der Grenze zwischen dem medizinischen Bereich im engeren Sinne und dem Life-Style-Sektor kommen. Die traditionelle Krankheitsorientierung werde zunehmend durch eine Gesundheitsorientierung ersetzt. Der Fokus wandere von Schädigungen und Defiziten zu Ressourcen und Perspektiven. Die Rolle des Patienten wandle sich zu einer Rolle als Nutzer und Kunde. Auch die Grenzen zwischen den Sektoren des Gesundheitssystems würden durchlässiger. Diese Entwicklungen müssten aus Sicht von Prof. Woopen durch „ethische Leitplanken“ abgesichert werden, die die Selbstbestimmung des Patienten, den Schutz der Privatheit, eine evidenzbasierte Behandlungsqualität einschließlich Patientensicherheit und gesellschaftlicher Solidarität gewährleisten.

Jan Monsbakken, ehemaliger Präsident des Weltverbandes Rehabilitation International (RI), sprach im Anschluss über „Participation in working life from an international perspective“. Herr Monsbakken führte aus, dass nach wie vor viele Menschen mit Behinderungen beim Zugang zu Gesundheitsversorgung und Beschäftigungen benachteiligt würden. Im internationalen Vergleich gebe Deutschland mit einer Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderungen von knapp 15 Prozent ein gutes Beispiel vor. In Asien etwa liege dieser Anteil bei 80 Prozent. Grundsätzlich müsse ein Umdenken von der Behinderung und auf die Befähigung stattfinden.

Herr Dr. Thierry Keller, Leiter der Abteilung Neurorehabilitation im Technologiezentrum TECNALIA, behandelte am Mittwoch die Thematik „Robotics in rehabilitation“. In seinem Plenarvortrag stellte er aktuelle Einsatzmöglichkeiten für Robotertechnologie in der Rehabilitation dar. Dabei gehe es vor allem um ein gezieltes Training von motorischen Funktionseinschränkungen, u. a. nach Schlaganfall oder schweren Unfällen. Durch die technische Unterstützung könne den Rehabilitanden u. a. eine gezielte Rückmeldung zu ihrem Therapiefortschritt gegeben werden. Damit werde auch die Motivation erhöht. Die Robotertechnik ermögliche zudem eine gezielte Unterstützung von Bewegungen, die sonst nur eingeschränkt trainiert werden könnten. In der aktuellen Entwicklung gehe es u. a. darum, die Geräte so zu gestalten, dass die Rehabilitanden ihr Training zuhause fortsetzen könnten. Große Hoffnungen würden auch in die Entwicklung von sogenannten Exoskeletten gesetzt, die z. B. die Gehfähigkeiten verbessern könnten. Dr. Keller schränkte allerdings ein, dass Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, auch mit dieser Technologie derzeit noch nicht autonom gehen können.

Wissenschaftliches Programm

Aktuelle Forschungsergebnisse und innovative Projekte aus ganz Europa und darüber hinaus wurden in über 200 Vorträgen und 75 Postern vorgestellt. Dabei wurden neben den gemeinsamen Plenarveranstaltungen auch getrennte, parallel stattfindende Programmstränge für das Reha-Kolloquium auf Deutsch und den EFRR-Kongress auf Englisch angeboten. Im Rahmen von zahlreichen Diskussionsforen, „Meet-the-Experts“-Veranstaltungen, DGRW-Updates und Workshops bestand zudem die Möglichkeit, reha-wissenschaftliche Fragestellungen intensiver zu erörtern. Das Konzept des Kongresses zielt auf den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Daher wurden viele Beiträge von Reha-Praktikerinnen und -Praktikern präsentiert.

Bei den Vortragsthemen wurde erneut sichtbar, wie vielfältig und interdisziplinär die Reha-Forschung und -Praxis sein kann. Diskutiert wurden u.a. über Return-to-Work, indikationsspezifische Reha-Konzepte, den Einsatz internetbasierter Interventionen, Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, Qualitätssicherung und -management, sozialmedizinische Begutachtung, Reha-Zugang, Nachsorge und den Praxistransfer von Forschungsergebnissen.

Einige besonders interessante Ergebnisse sollen im Folgenden kurz beschrieben werden.

Rehabilitation bei Menschen mit Migrationshintergrund

Studien zeigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund rehabilitative Leistungen seltener in Anspruch nehmen als jene ohne Migrationshintergrund, obwohl sie teilweise sogar einen höheren Reha-Bedarf haben. Auch weisen sie ungünstigere Behandlungsergebnisse auf und kehren nach einer Reha seltener ins Berufsleben zurück. Hierfür können Zugangs- und Wirksamkeitsbarrieren verantwortlich sein, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Bielefeld, Lübeck und Witten/Herde untersucht wurden. Aus den Ergebnissen der Forschergruppe lässt sich der Bedarf ableiten, nicht nur die Behandlungskonzepte selbst, sondern vor allem auch Informations- und Vorbereitungsangebote kultur-, bzw. diversitätssensibler zu gestalten, um Chancengleichheit bei der Inanspruchnahme von Reha-Leistungen zu gewährleisten. Für ihre Arbeit wurden die Forscherinnen und Forschern mit dem diesjährigen Preis für Rehabilitationsforschung der Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften Nordrhein-Westfalen (GfR) ausgezeichnet.

Wirksamkeit und Evidenzbasierung der Rehabilitation

Der Nachweis der „absoluten“ Wirksamkeit von Rehabilitationsleistungen zählt zu den zentralen Herausforderungen in der Reha-Forschung: Aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen in der rehabilitativen Versorgung, insbesondere aber aus rechtlichen und ethischen Gründen, war es bislang nicht oder nur schwer möglich, randomisierte Vergleichsgruppen mit unbehandelten Versicherten zu bilden. Eine Arbeitsgruppe aus Lübeck hat nun ein Studiendesign entwickelt, das die Untersuchung der absoluten Wirksamkeit der Rehabilitation ermöglicht. Der Ansatz besteht in der proaktiven Ansprache zuvor durch Krankenkassen identifizierter und sich weiter selbst selektierender Versicherter. In einer Studie wurde das Design an der Indikation chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) erprobt. Nach Einschätzung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zeigt der bisherige Studienverlauf, dass unter bestimmten Rahmenbedingungen und Vorkehrungen individuell randomisierende kontrollierte Studien auch in der Reha-Forschung machbar sind. Dies wird in der Fachwelt als bedeutender innovativer Studienansatz gewertet. Gleichzeitig geben erste Auswertungen Hinweise auf eine generelle absolute Wirksamkeit und einen Zusatznutzen der CED-Reha im Vergleich zu "usual care".

Den Blick über den nationalen Tellerrand wagen

Oftmals kann der Vergleich mit Lösungsansätzen aus anderen Ländern dazu beitragen, sich der Stärken, aber auch der Grenzen des eigenen Systems bewusst zu werden. Daher wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion beim EFRR-Kongressteil der jeweilige Stellenwert sowie die verschiedenen länderspezifischen Möglichkeiten der Rehabilitation erörtert. Hierfür brachten die acht Mitglieder des EFRR-Councils ihre jeweils länderbezogene Perspektive aus Deutschland, Finnland, Italien, der Türkei, Schottland, Slowenien und Ungarn ein. In zwei hochkarätig besetzten Vortragssessions zum Thema “Return-to-Work and Rehabilitation in Science and Politics” wurden zudem Faktoren und Trends diskutiert, die den Return-to-Work-Prozess in Ländern wie Kanada, Frankreich, den Niederlanden oder Deutschland bestimmen. Strategien zur Arbeitsplatzorientierung in Deutschland und Österreich wurden in einem Diskussionsforum miteinander verglichen. Die Diskussionen zeigten insgesamt zwar die Unterschiede zwischen den Reha-Systemen auf, verdeutlichten aber auch, dass die grundlegenden Herausforderungen ähnlich sind. Nicht trotz, sondern gerade wegen systembezogener Unterschiede seien Synergie- und Lerneffekte zu nutzen, so das Fazit der Diskutierenden.

Posterpreise

Die Posterausstellung, die regelmäßig am ersten Veranstaltungstag des Reha-Kolloquiums mit der offiziellen Posterpräsentation eröffnet wird, ist ein fester Bestandteil des wissenschaftlichen Programms. Sie fand in diesem Jahr auf der Galerie im Saal Maritim des Maritim Hotels statt. Die Autorinnen und Autoren hatten zusätzlich die Gelegenheit, ihre Beiträge und Projekte als Kurz-Präsentationen in sechs parallelen Postersessions persönlich vorzustellen und mit dem interessierten Publikum zu diskutieren. Die Posterpräsentationen wurden von Mitgliedern des Programmkomitees, Vertretern und Vertreterinnen der Rentenversicherung sowie Reha-Medizinern und Reha-Medizinerinnen moderiert, die - wie in den Vorjahren - gemeinsam die Posterjury bildeten. Im Anschluss an die Präsentationen wählte die Jury jene 3 Poster als Preisträger aus, die nach ihrer Ansicht ein rehabilitationswissenschaftlich relevantes Thema inhaltlich und gestalterisch am besten umgesetzt hatten. Zusätzlich wurde wie jedes Jahr ein Postersonderpreis vom Publikum gewählt.

Die auf dem 28. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium prämierten Posterbeiträge werden hier kurz beschrieben und gewürdigt.

Erster Posterpreis

Aspekte einer guten und wirksamen Ernährungsberatung aus der Perspektive von Rehabilitanden

Malte Klemmt, Andrea Reusch & Karin Meng

Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Ernährungsbezogene Interventionen sind ein wesentlicher Bestandteil medizinischer Rehabilitationsbehandlungen. Häufig wird in diesem Zusammenhang eine verstärkte Patientenorientierung gefordert, d.h. eine systematische Berücksichtigung von Vorerfahrungen, Meinungen und Bedürfnissen der Patienten bei der Gestaltung der Interventionen.

Die explorative Studie, die auf dem prämierten Poster dargestellt wird, greift diese Forderung auf. Hierzu stützt sie sich auf indikationsspezifische leitfadengestützte Fokusgruppengespräche mit insgesamt 37 Rehabilitanden aus den fünf Indikationsbereichen Kardiologie, Innere Medizin, Psychosomatik, Orthopädie und Onkologie.

Die Rehabilitanden-Äußerungen zu ihren Erfahrungen und Bedürfnissen in Bezug auf ernährungsbezogene Gruppenangebote wurden nach einem differenzierten Kategoriensystem inhaltsanalytisch ausgewertet. Die sorgfältig durchgeführten qualitativen Analysen ergaben vier übergeordnete Kategorien, die - indikationsübergreifend - aus der Perspektive von Rehabilitanden eine gute Ernährungsberatung ausmachen: Eine hohe „Alltagstauglichkeit“ der Schulungsinhalte, vielfältige „praktische Übungen“ zur Umsetzung theoretischer Hinweise, hoher „Individualitätsbezug“ mit Blick auf indikationsspezifische und individuelle Themen sowie eine adäquate „Gestaltung und Vermittlung“ der Schulungsinhalte, die auf eine gute Verknüpfung von Theorie und Praxis der Ernährung abzielt.

Die Ergebnisse werden auf dem Poster strukturiert dargestellt, grafisch ansprechend aufbereitet und durch konkrete Beispiele veranschaulicht. Nach Auffassung der Posterjury ergänzen sie in sinnvoller Weise bereits vorliegende Befunde zur Gestaltung von Patientenschulungen und lassen sich theoretisch und methodisch-didaktisch hervorragend an die einschlägige Forschungsliteratur anbinden. Perspektivisch erscheinen sie damit besonders wertvoll, um Gruppeninterventionen zur Ernährungsberatung orientiert an den Bedürfnissen der Rehabilitanden weiterzuentwickeln.

Zweiter Posterpreis

Rehabilitation seltener schwerer Erkrankungen: Osteoporose bei systemischer Mastozytose – Analyse eines großen Patientenkollektives

Martin Gehlen, Niels Schmidt, Michael Pfeifer, Ana Doina Lazarescu, Michael Schwarz-Eywill, Christian Hinz

Klinik Der Fürstenhof, Bad Pyrmont

Die Studie, über die das Poster berichtet, widmet sich der Diagnostik und Rehabilitation der systemischen Mastozytose. Für Nicht-Mediziner: Hierbei handelt es sich um eine Gruppe seltener Erkrankungen, die unter anderem zu schwerer Osteoporose mit Wirbelkörperfrakturen führen kann und die Erwerbsfähigkeit der Betroffenen bedroht. Da die Patienten bei Erkrankungsbeginn oftmals relativ jung sind, kommt einer frühzeitigen Diagnostik und Therapie aus individueller und sozioökonomischer Perspektive hohe Bedeutung zu.

Ziel der retrospektiven Studie war es abzuschätzen, wie häufig Patienten, die wegen einer Osteoporose eine stationäre medizinische Rehabilitation erhalten, ursächlich unter einer systemischen Mastozytose leiden. Die Ausgangsstichprobe bildeten 7.722 orthopädische Rehabilitanden. Waren spezifische klinische Kriterien gegeben, wurde zur präzisen Diagnostik eine Knochenmarkbiopsie durchgeführt.

Hierdurch wurde bei insgesamt 0.5 % der Patienten erstmals eine systemische Mastozytose als die ursächliche Erkrankung diagnostiziert - im Mittel etwa 5 Jahre nach der Erstdiagnose „Osteoporose“. Unter angepasster medikamentöser Therapie zeichnete sich – gemessen an der Anzahl von Wirbelkörperfrakturen – im Langzeitverlauf über 22 Monate eine Besserung des Krankheitsbilds ab.

Das Poster zeigt nach Auffassung der Jury in gelungener Weise exemplarisch auf, wie im Rahmen der stationären Rehabilitation spezifische medizinische Expertise eingesetzt werden kann, um die Erkennung seltener, ansonsten oftmals nicht diagnostizierter Erkrankungen zu verbessern und eine adäquate Behandlung einzuleiten. Zwar mögen die absoluten Fallzahlen gering sein. Die ursächliche Klärung und Therapie des schwerwiegenden Problembilds sind jedoch hoch relevant; dies gilt gleichermaßen für die betroffenen Patienten wie auch aus sozialmedizinischer Perspektive. Die Ergebnisse der Studie wurden für die Posterpräsentation verständlich und anschaulich aufbereitet.

Dritter Posterpreis

Entwicklung und qualitative Evaluation eines diversitätssensiblen Fragebogens zur Erfassung von Bedürfnissen in der rehabilitativen Versorgung

Tugba Aksakal, Yüce Yilmaz-Aslan, Nurcan Akbulut, Oliver Razum & Patrick Brzoska

Universität Bielefeld und Universität Witten/Herdecke

Die prämierte Forschungsarbeit befasst sich mit einem sehr aktuellen und für die Versorgungspraxis hoch relevanten Thema an, nämlich der „diversitätssensiblen“ Gestaltung der Rehabilitation. Die Heterogenität von Rehabilitandinnen und Rehabilitanden mit Blick auf Merkmale wie Geschlecht, Alter und Migrationshintergrund stellt Rehabilitationseinrichtungen vor die Herausforderung, die spezifischen Reha-Bedürfnisse der jeweiligen Gruppen zu erkennen und in den Therapien angemessen zu berücksichtigen.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, wurde von den Posterautorinnen und -autoren auf Basis von leitfadengestützten Interviews mit Rehabilitandinnen und Rehabilitanden und Mitarbeitenden in Reha-Einrichtungen ein Erhebungsinstrument mit einer Mischung aus geschlossenen und offenen Fragen entwickelt. Das Vorgehen bei der Konstruktion wird auf dem Poster gut nachvollziehbar und übersichtlich dargestellt. Qualitativ erfasste Erfahrungen deuten darauf hin, dass das Instrument sehr gut geeignet ist, die Kommunikation mit Rehabilitandinnen und Rehabilitande nüber ihre spezifischen Wünsche, Bedürfnisse und Ziele in der Rehabilitation sowie ihre persönlichen Rahmenbedingungen anzuregen, wechselseitige Missverständnisse zu vermeiden und die Motivation der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden zu fördern.

Die Posterjury würdigt mit der Auszeichnung den wertvollen Beitrag der Arbeitsgruppe zu einer verstärkten Berücksichtigung bedeutsamer interindividueller – und hier insbesondere interkultureller – Unterschiede in der Gestaltung der Rehabilitationspraxis. Das Instrument besitzt nach Einschätzung der Jury das Potenzial, ungünstige Rehabilitationsverläufe und Behandlungsabbrüche zu vermeiden und damit die Bedürfnisse dieser Rehabilitandengruppen gezielt aufzunehmen.

Postersonderpreis (Publikumspreis)

Standardisiertes ICF-bezogenes Assessment in der orthopädischen Reha möglich?/!

Sebastian Schmidt, Calvin Burkart, Boudewijn Kavelaars, Daniel Kassner, Jürgen Hekler

Aggertalklinik Engelskirchen

Das Poster berichtet über die Implementierung eines standardisierten Assessmentcenters für orthopädische Rehabilitanden in einem stationären Setting. Das Untersuchungsschema lehnt sich an die Ebenen der ICF an. Es umfasst Fragebögen und Funktionsmessungen, die indikationsspezifisch zu unterschiedlichen Testclustern zusammengefasst und mit einem digitalen Tool ausgewertet werden. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie mit 1.006 Rehabilitandinnen und Rehabilitanden bestätigen die Praktikabilität des Verfahrens im Rehabilitationsalltag.

27. Reha-Kolloquium 2018 in München

Allgemeines

Vom 26. bis 28.2.2018 fand im Internationalen Congress Center München (ICM) der größte rehabilitationswissenschaftliche Kongress in Deutschland statt.

Die Deutsche Rentenversicherung Bund veranstaltete das 27. Reha-Kolloquium gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften.

Über 1.600 Wissenschaftler, Ärzte, Psychologen, Therapeuten und weitere Fachleute diskutierten zum Rahmenthema "Rehabilitation bewegt!" aktuelle Forschungsergebnisse und Trends in der Rehabilitation.

Tagungsbericht

Regelmäßige körperliche Aktivität gilt als integraler Bestandteil eines gesunden Lebensstils und insbesondere chronisch Kranke profitieren von regelmäßiger Bewegung. Zudem ist die Bedeutung von bewegungstherapeutischen Ansätzen im Rahmen einer interdisziplinären Therapie wissenschaftlich gut belegt. Entsprechende Angebote haben daher einen zentralen Stellenwert im Rahmen der Rehabilitation. Technischer Fortschritt in Beruf, Haushalt und Verkehr führen jedoch dazu, dass das gesundheitsförderliche Potenzial von körperlicher Aktivität nicht ausgeschöpft wird. Vor diesem Hintergrund diskutierten die Expertinnen und Experten beim 27. Reha-Kolloquium u. a., wie Reha-Konzepte und Reha-Strukturen kontinuierlich weiterentwickelt werden können, um die Betroffenen dauerhaft zu einem aktiven Lebensstil zu motivieren.

Das Kolloquium wurde von Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund eröffnet. Frau Roßbach betonte, dass der Abbau von Bewegungsmangel eine zentrale Strategie der DRV darstelle, um die Gesundheit und Erwerbsfähigkeit der Versicherten im Rahmen von Präventions-, Rehabilitations- und Nachsorgeleistungen langfristig zu erhalten oder wiederherzustellen. Dabei sei es notwendig, die Bedürfnisse sowie die beruflichen und häuslichen Verhältnisse der Versicherten stets in die Leistungsgestaltung mit einzubeziehen. Ihr Leistungsportfolio habe die DRV folglich z. B. dahingehend angepasst, dass sich Rehabilitandinnen und Rehabilitanden im Rahmen von Nachsorgeleistungen bei Bedarf nun ganz auf körperliches Training konzentrieren können. Dies soll die Versicherten dabei unterstützen, einen aktiven Lebensstil eigenverantwortlich fortzuführen und dauerhaft in den Alltag zu integrieren. Ein wesentlicher Faktor für die konsequent durch die DRV betriebene Weiterentwicklung ihres Leistungsangebots sei der regelmäßige interdisziplinäre Austausch beim Reha-Kolloquium.

Als Mitglied der Geschäftsführung der DRV Bayern Süd begrüßte Gerhard Witthöft die Teilnehmenden. Herr Witthöft betonte, wie wichtig es sei, nicht nur kurzfristig mehr Bewegung anzuregen, sondern einen aktiven Lebensstil nachhaltig zu verstetigen. Ihre Versicherten unterstütze die DRV dabei, indem sie mit differenzierter Prävention, Rehabilitation und Nachsorge gesundheitswirksame Leistungen für verschiedene Bedarfe erbringe. Das hohe Potenzial dieser Leistungen habe auch der Gesetzgeber erkannt. So sei etwa mit dem Flexirentengesetz der Aspekt der Nachhaltigkeit wesentlich gestärkt worden. Neue Chancen, die fortlaufende Weiterentwicklung der Rehabilitation weiter zu forcieren, bieten zudem die Neuregelungen aus dem Bundesteilhabegesetz. Insbesondere mit der Förderung von Modellvorhaben unter dem Titel Rehapro gebe der Gesetzgeber den Rentenversicherungsträgern die Möglichkeit, innovative Ansätze in der Praxis zu erproben und damit Prävention, Rehabilitation und Nachsorge bedarfsgerecht weiterzuentwickeln.

Weitere Grußworte sprachen Herr Ministerialdirektor Michael Höhlenberger, Amtschef im Bayrischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales sowie - in einer Videobotschaft – Christine Strobl, Bürgermeisterin der Stadt München.

In ihrem Plenarvortrag „Bewegung für den Sprung aufs Treppchen“ am Montag berichtete Verena Bentele, vielfache Paralympics-Siegerin und Weltmeisterin im Biathlon und Skilanglauf, über ihre persönlichen Erfahrungen als blinde Profi-Sportlerin. Besonders eindrucksvoll war ihre Schilderung, wie sie nach einem schweren Trainingsunfall wieder Vertrauen zum Skilaufen gewonnen hat. Neben der gesundheitsfördernden Wirkung hob Frau Bentele die integrative Funktion von Bewegung und Sport hervor. Als ehemalige Spitzensportlerin sei es ihr ein besonderes Anliegen, gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung auch im Bereich des Sports zu erzielen. In der vergangenen Legislaturperiode hatte sie als Behindertenbeauftragte der Bundesregierung die Möglichkeit, die Gesetzgebung auf Bundesebene dahingehend aktiv zu begleiteten. Ihre Amtszeit stellte sie daher unter das Motto „Inklusion bewegt“. Der Plenarvortrag wurde durch das Publikum mit großem Beifall bedacht.

Am Dienstag widmete sich Prof. Dr. Klaus Pfeifer, Professor für Sportwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg, dem Rahmenthema unter dem Gesichtspunkt „Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilitation – Anspruch, Qualität, Herausforderungen“. Prof. Pfeifer umriss zunächst die vielseitigen positiven Wirkeffekte, die die Bewegungstherapie für verschiedenste chronische Erkrankungen zum viel genutzten „Therapeutikum mit Breitbandwirkung“ mache. Der Plenarredner verdeutlichte aber auch, dass die durch Bewegungstherapie erreichten Effekte nur dann nachhaltig aufrechterhalten werden können, wenn es gelingt, eine Bindung an eigenständige körperliche Aktivität zu erreichen. Entsprechend bedürfe es einer Bewegungstherapie, die auf langfristige Bewegungsförderung ausgerichtet ist. Hierfür müsse das körperliche Üben und Trainieren mit dem direkten Erfahren positiver Bewegungswirkungen verknüpft werden. Für die Rehabilitationsforschung gelte es, so Prof. Pfeifer, wirksame Interventionskonzepte dahingehend weiterzuentwickeln und zu erproben sowie deren nachhaltige Nutzung durch Organisationsentwicklungsprojekte in der Praxis zu sichern.

Die anschließende von Dr. Martin Steinau (Sportwissenschaftler in einer Reha-Klinik und Vorstandsmitglied des Deutschen Verbands für Gesundheitssport und Sporttherapie) moderierte Plenardiskussion befasste sich mit dem Thema „Rehabilitation bringt Menschen in Bewegung – Anspruch, Wirklichkeit, Potenziale“. Als Diskutanten nahmen teil: Prof. Dr. Gerhard Huber (Institut für Sport und Sportwissenschaft, Universität Heidelberg), Martina Lakämper (Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen), Dr. Mischa Kläber (Ressortleiter „Präventionspolitik und Gesundheitsmanagement“ beim Deutschen Olympischen Sportbund), Dieter Olbrich (Ärztlicher Direktor Reha-Zentrum Bad Sulzuflen), Dr. Konrad Schultz (Medizinischer Direktor der Klinik Bad Reichenhall), Gerhard Witthöfft (Mitglied der Geschäftsführung der DRV Bayern Süd).

Am Mittwoch referierte Frau Dr. Guthold von der WHO in Genf zum Thema „Förderung von körperlicher Aktivität: aktuelle Entwicklungen auf internationaler Ebene“. Frau Dr. Guthold machte zunächst deutlich, dass ein Mangel an Bewegung nicht nur ein Problem der Industriestaaten sei, sondern ein weltweites Phänomen darstelle. Um körperliche Aktivität auf globaler Ebene zu fördern, erstelle die WHO derzeit einen “Globalen Aktionsplan für körperliche Aktivität 2018-2030” (GAPPA). Der GAPPA solle allen Ländern konkrete Strategien und Aktionen zur Verminderung von Bewegungsmangel anbieten. Im Vortrag wurden insbesondere diejenigen Aktionen des GAPPA beleuchtet, die direkt relevant sind für den Rehabilitationsbereich. Frau Dr. Guthold verdeutlichte anschaulich, welche wesentliche Rolle der Rehabilitation zur Bewegungsförderung bei gesundheitlich eingeschränkten Menschen zukommt.

Im wissenschaftlichen Programm wurden 164 Vorträge und 59 Poster präsentiert. Außerdem konnten in 13 Diskussionsforen reha-wissenschaftliche Fragestellungen intensiver erörtert werden, z.B. zur medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR), zur Praxis der Sozialen Arbeit in der Medizinischen Rehabilitation oder zum Fallmanagement.  

Eine Vielzahl der Veranstaltungen widmete sich dem Rahmenthema. Erstmalig wurde dazu auch ein Pre-Conference-Workshop angeboten. Einen weiteren Schwerpunkt des Kongresses bildete das Thema „Rehabilitation und Arbeit“ mit zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen u. a. zu Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben, Vernetzungsaspekten und Return to work. Das Themenfeld “Assessmentinstrumente und Testdiagnostik“ sowie der Indikationsbereich „Psychosomatische Rehabilitation“ waren ebenfalls wieder stark vertreten. Erstmalig fand auch eine Vortragssession zum Thema „Diversity“ statt. Zusammen mit jeweils zwei Veranstaltungen zum Thema „Recht“ und „Kinder-Reha“ hat das Programm damit aktuell besonders relevante Themen aufgegriffen.

Die DGRW-Updates zu den Themen „Rehabilitation der peripheren arteriellen Verschluss-Krankheit“ und „Bundesteilhabegesetz“ als praxisbezogene Übersichtsveranstaltungen rundeten das Kongressprogramm ab.

Das Kolloquium wurde vom Bereich 0420 Reha-Wissenschaften in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd organisiert. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützten kompetent und engagiert die Durchführung der Tagung. Dazu gehörten u. a. die Abwicklung der Anmeldung, die Betreuung der Referentinnen und Referenten sowie die Koordination der eingehenden Präsentationen.

Posterpreise

Die Postersterausstellung, die regelmäßig am ersten Veranstaltungstag des Reha-Kolloquiums mit der offiziellen Posterpräsentation eröffnet wird, ist ein fester Bestandteil des wissenschaftlichen Programms. Sie fand im Foyer des Internationalen Congress Centers München statt. Die Autorinnen und Autoren hatten zusätzlich die Gelegenheit, ihre Beiträge und Projekte in Kurz-Präsentationen (5 Minuten) in parallelen Sessions in 6 Vortragssälen persönlich vorzustellen und mit dem interessierten Publikum zu diskutieren. Die Posterpräsentationen wurden von Mitgliedern des Programmkomitees, Vertretern der Rentenversicherung und Reha-Medizinern moderiert, die - wie in den Vorjahren - gemeinsam die Posterjury bildeten. Im Anschluss an die Präsentationen wählte die Jury jene 3 Poster als Preisträger aus, die nach ihrer Ansicht ein rehabilitationswissenschaftlich relevantes Thema inhaltlich und gestalterisch am besten umgesetzt hatten. Zusätzlich wurde wie jedes Jahr ein Postersonderpreis vom Publikum gewählt.

Die auf dem 27. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium prämierten Posterbeiträge werden hier kurz beschrieben und gewürdigt.

Erster Posterpreis

Wirksamkeit und Nutzen der medizinischen Rehabilitation bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen: Rekrutierung und Studienstichprobe der MERCED-Studie

AutorInnen: Hüppe, A., Langbrandtner, J., Cassandra, L., Raspe, H.

Universität Lübeck

Inhalt

Die Arbeitsgruppe hat ein Studiendesign entwickelt, das die Untersuchung der absoluten Wirksamkeit der Rehabilitation ermöglichen soll. In einer DFG geförderten Studie wurde das Design an der Indikation chronisch entzündlicher Darmerkrankungen erprobt. Nach der Identifizierung von potentiell reha-bedürftigen Versicherten durch Abrechnungs- und Arbeitsunfähigkeitsdaten der Krankenversicherungen, wurden rund 4.000 Versicherte angeschrieben und um Teilnahme an der Studie gebeten. Nach vorheriger Beratung wurde die Interventionsgruppe gebeten, möglichst zeitnah eine medizinische Rehabilitation zu beantragen, während die Kontrollgruppe dies möglichst noch ein Jahr hinausschieben sollte. In die Randomisierung konnten 530 Versicherte eingeschlossen werden.

Nach Einschätzung der Autoren zeige der bisherige Studienverlauf, dass unter bestimmten Rahmenbedingungen und Vorkehrungen individuell randomisierende kontrollierte Studien auch in der Reha-Forschung machbar sind. Die Planung und Durchführung der Studie erwies sich allerdings als sehr aufwändig.

Die Posterjury würdigt mit dem ersten Posterpreis die kreative Erarbeitung des Studiendesigns sowie die aufwändige Planung und gelungene Durchführung des Projekts. Die Entwicklung eines Studiendesigns für individuell randomisierende kontrollierte Studien in der Rehabilitation wird als ein bedeutender innovativer Studienansatz gewertet. Die optisch sehr gut gelungene Aufbereitung des Posters hat die Posterjury zudem überzeugt.

Zweiter Posterpreis

Früh- und Spättoxitäten sowie sozialmedizinische-relavante Folgestörungen bei Brustkrebs-Patienten - Auswertung von 5.800 Fällen während der AHB vs. Rehabilitation

AutorInnen: Hass, H., Seywald, M., Zabieglinski, T., Kunzmann, V., Denzlinger, C.

Paracelsus-Klinik Scheidegg

Universität Würzburg

Marienhospital Stuttgart

Inhalt

Für die Rehabilitation von Brustkrebspatientinnen ist u. a. die Vielzahl von unterschiedlichen therapieinduzierten Folgestörungen von Bedeutung. In einer retrospektiven Analyse wurden von 5.800 Brustkrebspatientinnen Daten zu therapieinduzierten Folgestörungen in der Anschlussrehabilitation und der onkologischen Rehabilitation im Antragsverfahren ausgewertet. Die Arbeitsgruppe analysierte über 40 tumorbiologische und klinische Parameter, therapieinduzierte Nebenwirkungen sowie Früh- und Spätfolgestörungen der onkologischen Therapie und sozialmedizinische Faktoren.

Abhängig vom zeitlichen Verlauf konnte die Arbeitsgruppe unterschiedliche rehabilitationsrelevante Folgestörungen bei AHB-Patientinnen und Patienten in der onkologischen Rehabilitation mit Antragsverfahren dokumentieren. Während bei AHB-Patientinnen und Patienten v. a. noch Nebenwirkungen durch die Chemotherapie vorliegen, spielen bei den Rehabilitandinnen im allgemeinen Antragsverfahren hauptsächlich operationsbedingte Störungen und eine häufig schlechtere Gesamtprognose eine größere Rolle. Die Ergebnisse zeigen, dass Patientinnen im Allgemeinen Antragsverfahren häufiger chronische, therapieindizierte Folgestörungen aufweisen als AHB-Patientinnen und Patienten.

Die Posterjury würdigte mit dem 2. Preis die systematische Auswertung der medizinischen Routinedaten sowie die klinische Relevanz der Ergebnisse für viele Reha-Praktikerinnen und -Praktiker. Die Resultate belegen die vielfältigen und bedeutsamen Reha-Bedarfe der Brustkrebspatientinnen. Das Poster überzeugte durch seine strukturierte und übersichtliche Darstellung der Ergebnisse.

Dritter Posterpreis

Vergleichende Analyse von Methoden zum Umgang mit Missing Data im SF-12 Version 2.0

AutorInnen: Roettele, N., Morfeld, M., Glaesmer, H., Brähler, E., Wirtz, M.A.

Pädagogische Hochschule Freiburg

Hochschule Magdeburg-Stendal

Universitätsklinikum Leipzig

Inhalt

Fehlende Werte stellen für Forscher eine methodische Herausforderung dar. Wenn z. B. Fragebögen unvollständig beantwortet werden, besteht die Gefahr der Verringerung auswertbarer Fragebögen und der Verzerrung der statistischen Ergebnisse bei der Auswertung. Ein in der Reha-Forschung häufig verwendeter Fragebogen ist der SF-12 zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität.

Anhand einer Stichprobe von über 1.000 orthopädischen Rehabilitanden hat die Arbeitsgruppe einen SF-12 Datensatz analysiert. In einem Simulationsverfahren wurden im Datensatz Missing-Data erzeugt und durch sieben verschiedene Imputationsverfahren wieder ersetzt. Durch den anschließenden Vergleich mit den tatsächlichen Werten konnte die Arbeitsgruppe belegen, dass der Expectation-Maximation-Algorithmus die besten Ergebnisse erzeugt hat. Die Nutzung dieses Algorithmus kann den Umgang mit fehlenden Werten beim SF-12 erleichtern und die Aussagekraft entsprechender Studien erhöhen.

Die Posterjury würdigte mit dem 3. Preis, dass die Arbeitsgruppe mit ihrer methodischen Arbeit das Problem der Missing Data in das Bewusstsein von Forschern und Anwendern gerückt und konkrete Lösungsansätze vorgestellt hat. Zudem wurde das Medium Poster für die Ergebnispräsentation überzeugend genutzt.

Postersonderpreis (Publikumspreis)

Die langfristige Veränderung von schmerzbezogenen Kognitionen in Abhängigkeit vom Chronifizierungsstadium bei Rehabilitanden mit chronischen Rückenschmerzen

AutorInnen: Köpnick, A., Herbold, D., Roßband, H., Geigner, B., Beddies, A., Hampel, P.

Europa-Universität Flensburg

Paracelsus-Klinik an der Gande

Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf

Rehabilitationsklinik Auental, Bad Steben

Rehabilitationsklinik Göhren

Inhalt

Im Übergang von akuten zu chronischen Schmerzen nehmen schmerzbezogene Kognitionen eine entscheidende Rolle ein. Angesprochen werden unter anderem Angst-Vermeidungs-Überzeugungen, an sich selbst gerichtete Durchhalteappelle sowie Schonungs- und Vermeidungsverhalten aber auch die Entwicklung einer depressiven Symptomatik. Das Forschungsprojekt der Arbeitsgruppe untersuchte den langfristigen Einfluss des Chronifizierungsstadiums und des kombinierten Schmerzkompetenz- und Depressionspräventionstrainings „Debora“ auf die Schmerzkognitionen. Das Training wurde dabei mit der Standardbehandlung ohne Depressionspräventionsmodule verglichen. Dazu wurde eine prospektive Kontrollgruppenstudie mit Cluster-Block-Randomisierung durchgeführt.

Auch wenn für die Depressionspräventionsmodule im langfristigen Verlauf keine zusätzlichen Effekte auf die schmerzbezogenen Kognitionen nachgewiesen werden konnten, belegen die Ergebnisse für Rehabilitanden in einem hohen Chronifizierungsstadium eine besondere Belastung. Die Autoren schließen daraus, dass hoch chronifizierte Rehabilitanden durch intensivere psychologische Behandlungen und differenziertere Zuweisung unterstützt werden müssen.

Hervorzuheben sind bei dem Projekt das elaborierte Studiendesign, die hohe Fallzahl sowie die klare und übersichtliche Darstellung auf dem Poster.

Evaluation

Kolloquiumsinteressenten

Das 27. Rehabilitationswissenschaftliche Kolloquium 2018 in München wurde von 1.634 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht. Die Besucherzahl für das Reha-Kolloquium liegt seit Jahren deutlich über 1.500 Teilnehmenden.

Online-Evaluation

Die Bewertung des Reha-Kolloquiums erfolgt über eine Online-Befragung der Teilnehmenden. Mit einem Fragebogen werden verschiedene Aspekte des Kolloquiums auf einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 5 (sehr unzufrieden) beurteilt. Die Online-Evaluation wird durch die Firma Electric Paper Evaluationssysteme GmbH im Rahmen eines Sponsorings unterstützt.

In diesem Jahr haben 395 Kongressbesucherinnen und -besucher an der Kongressevaluation teilgenommen. Das entspricht 24,2 Prozent der Teilnehmenden.

Der Gesamteindruck vom 27. Reha-Kolloquium wurde von den Antwortenden mit 1,8 und damit besser als der Durchschnitt der letzten 10 Kolloquien bewertet. Diese Einschätzung dokumentiert die hohe Zufriedenheit der Anwesenden mit der Veranstaltung.

Die Informationsmedien zum Kongress, wie der Kolloquiums-Flyer (1,9), der Internetauftritt (2,1) und die Tagungsunterlagen (1,8) schnitten in der Bewertung gut ab. Die Anmeldung zum Kongress und die Einreichung der Beiträge erfolgt seit 2 Jahren über das Kongressmanagementsystem (KMS) CONVERIA. Die noch relativ neue Online-Anmeldemöglichkeit wurde mit 1,6 bewertet und gut angenommen.

Die fachliche Qualität der Plenarvorträge (1,8), der Plenardiskussion (2,1) und der DGRW-Updates (1,9) wurde positiv beurteilt. Auch die fachliche Qualität der Poster (2,2) und der wissenschaftlichen Vorträge (2,3) wurde positiv eingeschätzt. Aus den Freitextkommentaren geht hervor, dass sich die Teilnehmenden in den einzelnen Veranstaltungen teilweise mehr Raum für praxisbezogene Diskussionen wünschen. Das Kongressthema „Bewegung“ wurde in den Antworten zustimmend hervorgehoben.

Der zeitliche Ablauf des Kolloquiums und die Übersichtlichkeit des Programms wurden mit jeweils 1,9 als gut bewertet. In den Freitextangaben äußerten sich die Kongressbesucherinnen und -besucher lobend über die neue App zum Programm. Sie wird als hilfreiche und sinnvolle Neuerung angesehen.

Die Organisation vor Ort wurde von den Kongressbesucherinnen und -besuchern wieder sehr positiv bewertet: Insbesondere die Arbeit des Tagungsbüros würdigten die Antwortenden mit einer sehr guten Bewertung (1,4).

Das Internationale Congress Center München als Veranstaltungsort (1,4), die Technik am Veranstaltungsort (1,4) sowie die Pausenverpflegung (1,5) sind bei den Teilnehmenden ebenfalls sehr gut angekommen. Die Präsentation der Aussteller wurde positiv bewertet (1,9).

Das beliebte Rahmenprogramm zum Kongress war auch dieses Jahr wieder schnell ausgebucht. Der Begrüßungsempfang bei der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd wurde von den Gästen mit 1,6 bewertet. Der Gesellschaftsabend im Hofbräuhaus schnitt mit 2,4 ebenfalls gut ab. In den Freitextangaben wurde das Musikprogramm beim Begrüßungsempfang und beim Gesellschaftsabend unterschiedlich beurteilt.

Insgesamt wurde das 27. Reha-Kolloquium in München von den Teilnehmenden sehr positiv bewertet, was sich auch an den freitextlichen Rückmeldungen im Evaluationsbogen ablesen lässt. Die Bewertungen und die detaillierten Freitextangaben werden dazu genutzt, die Durchführung des Kongresses möglichst an die Wünsche der Teilnehmenden anzupassen.

26. Reha-Kolloquium 2017 in Frankfurt

Allgemeines

Die Deutsche Rentenversicherung Bund veranstaltete das 26. Reha-Kolloquium gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung Hessen in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften an der Goethe Universität Frankfurt/Main.

Der Kongress widmete sich den Auswirkungen der Globalisierung für Versicherte und Patienten, aber auch den daraus resultierenden Anforderungen an Prävention und Rehabilitation. Erfolgreiche Prävention und Rehabilitation müssen die verschiedenen interkulturellen Voraussetzungen, Erwartungen und Ansprüche als Kontextfaktoren im Sinne der ICF berücksichtigen. Für die Rentenversicherung gewinnt das Zusammenwirken von Prävention und Rehabilitation im Sinne von „Prävention vor Rehabilitation vor Rente“ zunehmend an Bedeutung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten u. a. das Thema Migration als wesentlichen Teil dieser globalen Entwicklungen. Die Ausgestaltung einer angemessenen medizinischen und rehabilitativen Versorgung für Migrantinnen und Migranten ist ein wesentliches Handlungsfeld.

Tagungsbericht

Das Kolloquium wurde von Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, eröffnet. Die Auswirkungen der Globalisierung sind immer deutlicher im Alltag zu spüren. Durch den kulturellen und technischen Wandel verändern sich sowohl die Arbeitsanforderungen als auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Wesentlicher Teil dieser globalen Entwicklungen ist die Migration, betonte Frau Roßbach in ihren Eröffnungsworten und wies darauf hin, dass die Rentenversicherung deshalb unter anderem mehrere Forschungsprojekte fördere, die sich mit dem Themenfeld „Migration und Rehabilitation“ beschäftigen.

Für die DRV Hessen begrüßte die Erste Direktorin Birgit Büttner die Teilnehmenden. Das Thema Prävention und Gesundheitsförderung sei angesichts der demografischen Entwicklung und der Herausforderungen einer sich mit hoher Geschwindigkeit verändernden Welt von stetig wachsender Bedeutung, sagte Frau Büttner. Das Land Hessen habe gemeinsam mit Krankenkassen und Sozialversicherungsträgern als erstes Bundesland die Rahmenvereinbarung zum Präventionsgesetz unterzeichnet, als Rehabilitationsträger, als Beraterin regional ansässiger Unternehmen und als Arbeitgeberin sei die Deutsche Rentenversicherung Hessen mit dieser Thematik eng verbunden.

Weitere Grußworte sprachen Stefan Grüttner, Minister für Soziales und Integration des Landes Hessen und - in einer Videobotschaft - Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main.

Wie essenziell und erfolgreich Primärprävention sein kann, zeigen die Ergebnisse der Forschungen von Prof. Dr. Harald zur Hausen in seinem Eröffnungsvortrag. Der Nobelpreisträger erkannte als einer der ersten Ärzte und Forscher weltweit, dass es einen Zusammenhang zwischen einer Viruserkrankung und einer Krebserkrankung geben könnte. Es gelang ihm und seiner Forschergruppe nachzuweisen, dass bestimmte Typen der Humanen Papillomviren (HPV) ursächlich für die Entstehung des Gebärmutterhalskrebses sind. Diese Ergebnisse sind die Grundlage dafür, dass ein Impfstoff gegen die Infektion mit HPV entwickelt wurde und dieser nachweislich dazu in der Lage ist, die Entstehung einer Zervixkarzinoms zu verhindern.

In seinem Plenarvortrag am Dienstag hat sich Oliver Razum, Professor an der Universität Bielefeld, mit dem Rahmenthema unter dem Gesichtspunkt „Rehabilitation und Migration: Zugang, Wirksamkeit, Herausforderungen“ beschäftigt. Menschen mit Migrationshintergrund haben ein ähnliches Krankheitsspektrum wie die Mehrheitsbevölkerung, allerdings mit Unterschieden in Verlauf und Häufigkeit von Erkrankungen. Sie werden durch präventive und rehabilitative Angebote vergleichsweise schlechter erreicht und ihre Reha-Ergebnisse sind oft ungünstiger. Außerdem treffen sie im Gesundheitssystem auf Barrieren, welche die Inanspruchnahme und Qualität ihrer Versorgung nachteilig beeinflussen können. Neben sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten gehören dazu fehlende Informationen über Angebote und sozialrechtliche Ansprüche. Prof. Razum plädierte dafür, den Umgang mit Unterschiedlichkeit systematisch anzugehen. Reha-Kliniken sollten sich im Diversity-Management fit machen.

„Rehabilitation – the key health strategy for the 21st century“ war das Thema des Plenarvortrags am dritten Kongresstag. Prof. Alarcos Cieza leitet und koordiniert bei der World Health Organization (WHO) in Genf den Bereich „Disability and Rehabilitation“ und ist u. a. für die Implementation des Disability Action Plans zuständig. Prof. Cieza hat deutlich gemacht, dass vor dem Hintergrund der Zunahme von chronischen Erkrankungen die Rehabilitation eine zentrale Rolle bei der Gesundheitsversorgung der Zukunft einnehmen wird. Es ist ein wesentliches Ziel der WHO die Rehabilitation weiter zu stärken. Dazu gehört auch die Bereitstellung von entsprechenden statistischen Daten zur Rehabilitation und Förderung von Forschung und Entwicklung. Der Vortrag von Prof. Cieza verdeutlicht auch, dass die Entwicklung der Rehabilitation in Deutschland im internationalen Vergleich sehr positiv zu bewerten ist. Prof. Cieza ermutigte u. a. auch die Deutsche Rentenversicherung den Weg zur Stärkung und Weiterentwicklung der Rehabilitation weiterzugehen.

Die Plenardiskussion fand am Dienstag ebenfalls zu dem Aspekt „Rehabilitation und Migration: Herausforderungen und Lösungen“ statt. In der Diskussion wurde vor allem deutlich, dass sich viele in der Rehabilitation Tätige unsicher im Umgang mit Migrantinnen und Migranten fühlen. Es ist für sie oftmals nicht klar, welche Erwartungen die Menschen mit Migrationshintergrund haben bzw. welche berechtigten Anforderungen an sie gestellt werden können. Die Erarbeitung entsprechender Informationen und Klärung von wesentlichen Fragen scheint vor dem Hintergrund der Plenardiskussion notwendig zu sein.

Im wissenschaftlichen Programm wurden 165 Vorträge und 35 Poster präsentiert. Außerdem konnten in 20 Diskussionsforen rehabilitationswissenschaftliche Fragestellungen intensiver erörtert werden.

Thematisch stark vertreten war in diesem Jahr der Bereich „Rehabilitation und Arbeit“ mit zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen u. a. zu Medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation (MBOR), Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben sowie Vernetzung und Return to work. Einen Schwerpunkt bildete das Thema „Neue Medien“. Assessmentinstrumente und Reha-Nachsorge (Schwerpunkte der vergangenen Jahre) waren ebenfalls wieder mit zahlreichen Vorträgen und Posterbeiträgen vertreten. Drei Sessions sowie ein Diskussionsforum widmeten sich dem Indikationsbereich Psychosomatische Rehabilitation. Die DGRW Updates „Kardiologische Rehabilitation“ und „Neue Medien zur Diagnostik und Intervention der funktionalen Gesundheit in der Rehabilitation“ rundeten das Kongressprogramm ab.

Der Kongress wurde vom Bereich Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung Hessen durchgeführt. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Rentenversicherung unterstützten kompetent und engagiert die Durchführung der Tagung. Dazu gehörten u. a. die Abwicklung der Anmeldung, die Betreuung der Referenten sowie die Unterstützung bei den Präsentationen. In Frankfurt wurde mit über 1.600 Teilnehmenden wieder eine besonders hohe Teilnehmerzahl erreicht. Die damit verbundenen besonderen Anforderungen unterstreichen die erfolgreiche Arbeit der beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Trotz der großen Herausforderung wegen eines Brandes im Casinogebäude des Campus Westend in der Woche vor dem Kolloquium, zahlreiche Veranstaltungen, das Tagungsbüro, das Mittagscatering und den Begrüßungsempfang umplanen zu müssen, lief die Organisation des Kongresses reibungslos. Die Teilnehmenden gaben viele positive Rückmeldungen zum Ablauf und zur Ausgestaltung des Reha-Kolloquiums.

Posterpreise

Die Posterausstellung, die regelmäßig am ersten Veranstaltungstag des Reha-Kolloquiums mit der offiziellen Posterpräsentation eröffnet wird, ist ein fester Bestandteil des wissenschaftlichen Programms. Sie fand im Hörsaalzentrum der Goethe-Universität Frankfurt am Main statt. Die Autorinnen und Autoren hatten zusätzlich die Gelegenheit, ihre Beiträge und Projekte in Kurz-Präsentationen (5 Minuten) in parallelen Sessions persönlich vorzustellen und mit dem interessierten Publikum zu diskutieren. Die Posterpräsentationen wurden von Mitgliedern des Programmkomitees, Vertretern der Rentenversicherung und Reha-Medizinern moderiert, die - wie in den Vorjahren - gemeinsam die Posterjury bildeten. Im Anschluss an die Präsentationen wählte die Jury jene 2 Poster als Preisträger aus, die nach ihrer Ansicht ein rehabilitationswissenschaftlich relevantes Thema inhaltlich und gestalterisch am besten umgesetzt hatten. Zusätzlich wurde wie jedes Jahr ein Postersonderpreis vom Publikum gewählt.

Die auf dem 26. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium prämierten Posterbeiträge werden hier kurz beschrieben und gewürdigt.

Erster Posterpreis

Entwicklung einer Datenbank (MediaWiki) für Dozenten interdisziplinärer rehabilitationsbezogener Lehre

AutorInnen: Schmidt, S., Schwabe, S., Wichmann, D., Mau, W.

Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Rehabilitationsmedizin

Inhalt

Für den Bereich der Rehabilitation wurden 2004 für das Studium der Medizin rehabilitationsbezogene Lernziele durch die DRGW und die DGPMR formuliert. In dem vorgestellten Projekt wird eine lernzielbasierte Datenbank mit interdisziplinären rehabilitationsbezogenen Lehrmaterialen entwickelt. Für die Datenbank werden verfügbare rehabilitationsmedizinische Lehrmaterialien den vorhandenen Lernzielen zugeordnet und didaktisch sowie formal aufbereitet.

Das Onlineportal ist in vier inhaltliche Bereiche gegliedert:

Im Portal „Lehr- und Lernziele“ sind u. a. die rehabilitationsbezogenen Lernziele sowie Verweise zu didaktischen Methoden und Lehrmaterialien hinterlegt. Das Portal „Didaktik“ enthält eine Zusammenstellung und Beschreibung von interaktiven Lehrmethoden mit detaillierten Instruktionen. Im Portal „Lehrmaterialen“ gibt es eine Übersicht zu den Lehrmaterialien gegliedert nach Medientypen. Das „Glossar“ enthält Definitionen wesentlicher rehabilitationsmedizinischer Begriffe.

Die intuitiv bedienbare Online-Datenbank wird Lehrenden nach Projektende über das Online-Portal kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Die Posterjury sieht in der rehabilitationsbezogenen Lehre im Medizinstudium eine wichtige Weichenstellung, um bei den künftigen Ärztinnen und Ärzten Interesse an der Rehabilitation zu wecken und notwendige Kenntnisse zu vermitteln. Deshalb freute sich die Posterjury, dass durch das Projekt ein bundesweit zugängliches Internetportal entsteht, das die vorhandenen Lehrmaterialen systematisch aufbereitet und darstellt. Die grafische Darstellung der Inhalte auf dem Poster hat die Posterjury überzeugt. Die Arbeitsgruppe hat das Medium Poster damit sehr gut genutzt.

Zweiter Posterpreis

InResPro - Integrative Resilienzförderung im Reha-Prozess: Entwicklung einer verhaltens- und verhältnisorientierten Intervention

AutorInnen: Christoffer, A., Altenhöner, T., Heuft, G., Stock-Gissendammer, S., Hinrichs, J.

Universitätsklinikum Münster

Fachhochschule Bielefeld

Berolina Klinik Löhne

Inhalt

In dem Poster wurden die Ergebnisse der qualitativen Entwicklungsphase einer Intervention für Reha-Mitarbeiter zur Wahrnehmung und Nutzung patientenbezogener Ressourcen.

Die Intervention soll aus einer Fortbildung für Reha-Mitarbeiter und aus einer Übung für die Rehabilitanden bestehen.

Als Grundlage für die Entwicklung des ressourcenorientierten Konzepts wurden Fokusgruppen mit fünf Berufsgruppen und drei Rehabilitanden-Gruppen durchgeführt. Gegenstand der Fokusgruppen waren die wahrgenommenen ressourcenförderlichen und -hinderlichen Aspekte der Rehabilitation im eigenen Arbeitsbereich der Behandler bzw. im Reha-Alltag der Patienten. Außerdem wurden die Auswirkungen auf das persönliche Wohlbefinden und Selbstwirksamkeitserleben der Rehabilitanden erörtert.

Die Auswertungen zeigen, dass jede untersuchte Berufsgruppe im eigenen Arbeitsbereich eine Vielzahl alltäglicher und scheinbar kleiner zwischenmenschlicher Interaktionen sowie auf der Handlungsebene unterschiedliche ressourcenorientierte Interventionen mit Rehabilitanden durchführt. Diese können im Reha-Setting, in Übereinstimmung mit den Aussagen der Rehabilitanden, eine wechselseitig positive Wirkung entfalten und die Kommunikation deutlich verbessern.

Die Informationen aus den qualitativen Analysen werden nun genutzt, um ein Modell für die Zusammenhänge zwischen den Ressourcenfeldern der Patienten, den Interventionen der Mitarbeiter und den Gegebenheiten in der Reha-Einrichtung zu erarbeiten. Dieses Modell dient der Auswahl von Schulungsinhalten und -methoden für die geplante Mitarbeiterfortbildung.

Die Posterjury würdigte mit dem 2. Preis die Nutzung eines Ansatzes, der die Bedeutung der persönlichen und umweltbezogenen Ressourcen betont und die Kommunikation mit den Rehabilitandinnen und Rehabilitanden einerseits und im Reha-Team andererseits fördert. Die Studieninhalte wurden für das Poster sehr ansprechend aufbereitet.

Postersonderpreis (Publikumspreis)

Internetbasierte Interventionen bei beruflicher Belastung (Akzeptanz und Barrieren bei Versicherten mit erhöhtem Erwerbsminderungsrisiko)

AutorInnen: Hennemann, S., Thukral, J., Witthöft, M., Beutel, M.E., Bethge, M., Zwerenz, R.

Universität Mainz

Universitätsmedizin Mainz

Universität zu Lübeck

Inhalt

In der vorgestellten Untersuchung wurde im Rahmen des „Dritten Sozialmedizinischen Panels für Erwerbspersonen“ bei Risikoversicherten die gesundheitsbezogene Internetnutzung sowie die Akzeptanz für niedrigschwellige internetbasierte Interventionen bei beruflichen Belastungen überprüft.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Bereitschaft zur Nutzung bei dieser Gruppe eher gering ausgeprägt ist. Die Befunde können zukünftig die Implementierung niedrigschwelliger internetbasierter Interventionen an verschiedenen Stellen des Behandlungspfades verbessern.

Das Publikum würdigte mit dem Postersonderpreis die gelungene Darstellung der Ergebnisse bei einem sehr relevanten Thema.

Evaluation

Kolloquiumsinteressenten

Das 26. Rehabilitationswissenschaftliche Kolloquium 2017 in Frankfurt am Main wurde von 1.606 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht. Die Besucherzahl für das Reha-Kolloquium liegt seit Jahren stabil bei über 1.500 Teilnehmenden.

Online-Evaluation

Die Bewertung des Reha-Kolloquiums durch die Teilnehmer wird über eine Onlinebefragung durchgeführt. Dazu wird ein Fragebogen eingesetzt, mit dem verschiedene Aspekte des Kolloquiums auf einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 5 (sehr unzufrieden) bewertet werden können. Die Online-Evaluation wird durch die Firma Electric Paper Evaluationssysteme GmbH im Rahmen eines Sponsoring s unterstützt.

In diesem Jahr haben 403 Kongressbesucherinnen und Kongressbesucher an der Kongressevaluation teilgenommen, also etwa 25 Prozent der Teilnehmenden.

Der Gesamteindruck vom 26. Reha-Kolloquium wurde von den Antwortenden mit der Note 2,1 bewertet und liegt damit im Durchschnitt der letzten 2 Jahre (2,0). Die hohe Zufriedenheit der Teilnehmer mit der Veranstaltung konnte erneut bestätigt werden.

Die Informationsmedien zu dem Kongress, wie der Kolloquiums-Flyer, der Internetauftritt und die Tagungsunterlagen sowie die Übersichtlichkeit des Programms haben in der Bewertung gut abgeschnitten. Erstmalig wurde dieses Jahr das Kongressmanagementsystem (KMS) CONVERIA zur Online-Anmeldung der Teilnehmenden und der Kurzbeiträge eingesetzt. Diese neue Anmelde-Möglichkeit wurde mit der Note 1,8 bewertet und sehr gut angenommen.

Die Qualität des wissenschaftlichen Programms erhielt bezogen auf Plenarvorträge und DGRW-Updates mit 2,0 jeweils sehr positive Bewertungen. Die Plenarvorträge von Prof. Cieza, Prof. Razum und Prof. zur Hausen wurden in den freitextlichen Bewertungen als Highlights und Bereicherung bezeichnet. Die wissenschaftlichen Vorträge und die Poster wurden mit den Noten 2,4 und 2,2 vergleichbar mit den vergangenen Kolloquien bewertet.

Die Organisation vor Ort wurde von den Kongressbesucherinnen und Kongressbesuchern wieder sehr positiv eingeschätzt: Die Goethe-Universität Frankfurt am Main als Veranstaltungsort, die Veranstaltungsorganisation vor Ort und das Tagungsbüro wurden jeweils mit der Note 1,9 bewertet. In den Freitextangaben zeigten sich die Teilnehmenden beeindruckt von der schnellen Reaktion der Veranstalter auf den Brand im Casino-Gebäude. Die Präsentation der Aussteller honorierten die Teilnehmenden mit der Note 2,3. Die Pausenverpflegung wurde gut angenommen und mit gut (2,1) bewertet.

Beim Rahmenprogramm schnitten der Begrüßungsempfang in der Frankfurter Klassikstadt und der Gesellschaftsabend im historischen Festsaal im Gesellschaftshaus Palmengarten mit jeweils 1,4 sehr gut ab.

Insgesamt wurde das 26. Reha-Kolloquium in Frankfurt am Main von den Teilnehmenden sehr positiv bewertet, was sich auch an den freitextlichen Rückmeldungen im Evaluationsbogen ablesen lässt. Die Bewertungen und die detaillierten Freitextangaben werden dazu genutzt, den Kongress inhaltlich und organisatorisch weiterzuentwickeln.



25. Reha-Kolloquium 2016 in Aachen

Allgemeines

Das 25. Reha-Kolloquium fand vom 29. Februar bis 2. März 2016 im Eurogress Aachen statt. Über 1.600 Wissenschaftler, Ärzte, Psychologen, Therapeuten und weitere Fachleute diskutierten zum Rahmenthema "Gesundheitssystem im Wandel - Perspektiven der Rehabilitation" aktuelle Forschungsergebnisse und Trends in der Rehabilitation.

Der größte Deutsche Kongress für Reha-Forschung wurde von der Deutschen Rentenversicherung Bund, der Deutschen Rentenversicherung Rheinland und der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften veranstaltet

Tagungsbericht

Durch den demografischen Wandel, die Zunahme chronischer Erkrankungen sowie den medizinischen und technischen Fortschritt entstehen zahlreiche Herausforderungen für Medizin und Rehabilitation. Die Rehabilitation als Teil des Gesundheitssystems muss gemeinsam mit den Akteuren der Gesundheitsversorgung darauf reagieren, ohne ihren eigenständigen Charakter und die Fokussierung auf die Arbeitswelt zu verlieren. Die Expertinnen und Experten diskutierten beim 25. Reha-Kolloquium wie das am besten zu erreichen ist. Behandelt wurde auch die Frage, wie in der Rehabilitation der Rentenversicherung auf eine Verschiebung der Indikationen und insbesondere eine deutliche Zunahme von psychischen Erkrankungen reagiert werden kann.

Gundula Roßbach, Direktorin der Deutschen Rentenversicherung Bund, eröffnete das Reha-Kolloquium mit den Worten, dass Medizinische und berufliche Rehabilitation unverzichtbar seien, wenn es darum gehe, die selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen zu fördern. Neben der Rehabilitation trete für die Rentenversicherung die Prävention immer stärker in den Fokus. Es gelte jetzt nicht nur „Reha vor Rente“, sondern auch „Prävention vor Rehabilitation“.

Marcel Philipp, Oberbürgermeister der Stadt Aachen, wünschte dem Kongress einen erfolgreichen Verlauf mit vielen inspirierenden Gesprächen und Vorträgen. Hans-Ludwig Flecken aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales begrüßte die Teilnehmer und ging auf aktuelle Gesetzesvorhaben im Bereich der Rehabilitation ein.

Holger Baumann, Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Rentenversicherung Rheinland, wies in seinen Eröffnungsworten darauf hin, dass die Rentenversicherung mit modernen und individuell zugeschnittenen Gesundheitsvorsorgeleistungen, der klassischen Rehabilitation und der Nachsorge auf die sozialpolitischen Herausforderungen unserer Tage reagiere.

Im Spannungsfeld zwischen Ethik und Ökonomie sieht Giovanni Maio, Professor für Medizinethik an der Universität Freiburg, die Rehabilitation. Im Eröffnungsvortrag des Kongresses plädierte er für eine Medizin und eine Rehabilitation als soziale Praxis, die den chronisch Kranken auf dem Weg zu einer selbstbestimmten Teilhabe unterstütze. Das erfordere kommunikative Kompetenzen, Behutsamkeit und Geduld sowie ausreichende zeitliche und finanzielle Ressourcen.

In seinem Plenarvortrag am Dienstag hat sich Achim Peters, Professor an der Universität zu Lübeck, mit dem Zusammenhang zwischen andauerndem Stress, Übergewicht und kardiovaskulären Risiken beschäftigt. Ausgangspunkt ist dabei seine Theorie des egoistischen Gehirns ("Selfish Brain"), das einen Großteil der Energiezufuhr für sich beanspruche und damit unser Essverhalten steuere. Prof. Peters verdeutlichte, dass andauernder Stress die Entstehung von Übergewicht fördere und ein erhebliches Erkrankungsrisiko darstelle. Von der individuellen Verarbeitung hänge es ab, wie sich der Stress auf die Körperform auswirke und inwieweit die kardiovaskuläre Mortalität ansteige. Über die Verbesserung der Stressbewältigung könne z. B. in der Rehabilitation gegengesteuert werden. Noch besser sei es aber, die Ursachen für Stress (u. a. Armut, Bedingungen am Arbeitsplatz) zu beseitigen.

In einem gemeinsamen Vortrag sprachen der Freiburger Professor Oskar Mittag und der Ärztliche Direktor der Klinik Niederrhein der DRV Rheinland Hartmut Pollmann über Alkohol in der Rehabilitation. Riskanter Alkoholkonsum und Abhängigkeit machten vor der Rehabilitation nicht halt. In der Reha-Praxis gebe es Unsicherheiten im Umgang mit Suchtproblemen. In dem durch die DRV geförderten Projekt „Praxisempfehlungen zum Umgang mit komorbiden Suchtproblemen in der Rehabilitation (PESu)“ gehe es darum, Wege aufzuzeigen, wie diese Probleme professionell und wirksam, aber auch praktikabel im Rehabilitationsalltag angegangen werden könnten. In einem abwechslungsreichen Vortrag mit vielen Praxisbeispielen zeigten die Plenarredner die Hintergründe des Projekts auf und stellten Auszüge aus den Praxisempfehlungen vor.

Im wissenschaftlichen Programm wurden knapp 160 Vorträge und rund 50 Poster präsentiert. Außerdem konnten in 18 Diskussionsforen reha-wissenschaftliche Fragestellungen intensiver erörtert werden wie z.B. zu den aktuellen Reha-Therapiestamdards (RTS), zu Zielvereinbarungen, zum Forschungstransfer, zur rehabilitativen Versorgung Sehbehinderter oder Menschen mit vollständigem Sehverlust und zur ICF.

Einen Schwerpunkt des Kongresses bildete das Thema „Rehabilitation und Arbeit“ mit zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen u. a. zu Medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitation (MBOR), Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und Return to work. Stark vertreten, mit 18 Beiträgen, war in diesem Jahr das Thema Assessments und Testen. Reha-Nachsorge sowie Gesundheitsbildung und Patientenschulung (Schwerpunkte der vergangenen Jahre) waren mit insgesamt 19 Vortrags- und Posterbeiträgen vertreten.

Die DGRW Updates „Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation“ und „Rehabilitation bei depressiven Störungen“ rundeten das Kongressprogramm ab. Diese praxisbezogenen Übersichtsveranstaltungen zum aktuellen Erkenntnisstand fanden vor allem bei Reha-Praktikern regen Anklang.

Das Kolloquium wurde vom Bereich 0420 Reha-Wissenschaften in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung Rheinland organisiert. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützten kompetent und engagiert die Durchführung der Tagung. Dazu gehörten u. a. die Abwicklung der Anmeldung, die Betreuung der Referentinnen und Referenten sowie die Unterstützung bei den Präsentationen in den Vortragssälen.

Posterpreise

Die Posterausstellung, die regelmäßig am ersten Veranstaltungstag des Reha-Kolloquiums mit der offiziellen Posterpräsentation eröffnet wird, ist ein fester Bestandteil des wissenschaftlichen Programms. Sie fand im Foyer des Eurogress Aachen statt. Die Autorinnen und Autoren hatten zusätzlich die Gelegenheit, ihre Beiträge und Projekte in Kurz-Präsentationen (5 Minuten) in parallelen Sessions persönlich vorzustellen und mit dem interessierten Publikum zu diskutieren. Die Posterpräsentationen wurden von Mitgliedern des Programmkomitees, Vertretern der Rentenversicherung und Reha-Medizinern moderiert, die - wie in den Vorjahren - gemeinsam die Posterjury bildeten. Im Anschluss an die Präsentationen wählte die Jury jene 3 Poster als Preisträger aus, die nach ihrer Ansicht ein rehabilitationswissenschaftlich relevantes Thema inhaltlich und gestalterisch am besten umgesetzt hatten. Zusätzlich wurde wie jedes Jahr ein Postersonderpreis vom Publikum gewählt.

Die auf dem 25. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium prämierten Posterbeiträge werden hier kurz beschrieben und gewürdigt.

Erster Posterpreis

Die Bedeutung von Patientenorientierung für die Patientenzufriedenheit und Behandlungsergebnisse in der medizinischen Rehabilitation

AutorInnen: Plewnia, A., Bengel, J., Körner, M.

Medizinische Fakultät Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Abteilung Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie

Institut für Psychologie Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Abteilung Rehabilitationswissenschaften und Psychotherapie

Inhalt

Es scheint zunächst unstrittig, dass die Patientenorientierung eine wesentliche Einflussgröße bezogen auf das Ergebnis einer Rehabilitation ist. Die Arbeitsgruppe weist jedoch darauf hin, dass es zu diesem Zusammenhang zwar in anderen Bereichen der Gesundheitsversorgung wissenschaftliche Ergebnisse gibt, ein entsprechender Nachweis für die Rehabilitation aber noch aussteht.

In einer großen Fragebogenstudie mit Daten von über 1.000 Rehabilitandinnen und Rehabilitanden hat die Arbeitsgruppe den Einfluss der erlebten Patientenorientierung auf die Patientenzufriedenheit einerseits und auf den Behandlungserfolg andererseits untersucht. Für beide Ergebnisgrößen finden sich Zusammenhänge, wobei die Patientenzufriedenheit vergleichsweise stärker durch die Patientenorientierung erklärt wird.

Die Arbeitsgruppe zieht aus ihren Ergebnissen den Schluss, dass die Umsetzung einer patientenorientierten Behandlung in Reha-Einrichtungen weiter vorangetrieben werden sollte. Insbesondere über die Stärkung von Selbstmanagement und Empowerment können die Reha-Einrichtungen auch die gesundheitliche Situation ihrer Rehabilitandinnen und Rehabilitanden verbessern.

Nach Einschätzung der Posterjury ist die Untersuchung der wichtigen Frage des Einflusses der Patientenorientierung auf den Reha-Erfolg mit großer Fallzahl besonders positiv zu bewerten. Nicht zuletzt wurde die Posterjury durch die ansprechende und übersichtliche Darstellung auf dem Medium Poster überzeugt.

Zweiter Posterpreis

Welche migrationssensiblen Versorgungsangebote werden auf den Webseiten von medizinischen Rehabilitationseinrichtungen vorgestellt? Ergebnisse einer Dokumentenanalyse

AutorInnen: Langbrandtner, J., Brzoska, P., Yilmaz-Aslan, Y., Aksakal, T., Razum, O., Deck, R.

Universität Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie

Technische Universität Chemnitz, Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften

Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Abteilung Epidemiologie & International Public Health

Inhalt

Menschen mit Migrationshintergrund nehmen seltener an Rehabilitationsleistungen teil als Menschen ohne Migrationshintergrund. Als Ursachen wurden Zugangsbarrieren wie fehlende kultursensible bzw. mehrsprachige Informationen angesehen. Die Autorengruppe untersuchte Reha-Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein an Hand ihrer Internetauftritte im Hinblick auf migrationssensible Angebote für türkischstämmige Personen. Die untersuchten Webseiten verfügten nur vereinzelt über Angaben zu kultursensiblen Therapien, kulturspezifischer Ausstattung und Verpflegung. Informationsmaterialien in verschiedenen Sprachen oder Sprachbuttons zur Übersetzung finden sich selten. Die Ergebnisse lassen Handlungsbedarf für die Reha-Einrichtungen zum Abbau von Zugangsbarrieren erkennen.

Die Posterjury würdigte unter anderem die methodische Klarheit der Studie und die gelungene grafische Umsetzung des Posters.

Dritter Posterpreis

Förderfaktoren und Barrieren der Zusammenarbeit im interprofessionellen orthopädischen Reha-Team

AutorInnen: Kleine, S., Preßmann, P.F., Exner, A.-K., Philipp, J., Leibbrand, B.

Institut für Rehabilitationsforschung Norderney

Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld

Salzetalklinik, Bad Salzuflen

Klinik am Lietholz, Bad Salzufflen

Inhalt

Die Güte der Zusammenarbeit im Reha-Team ist nach vorliegenden Forschungsergebnissen ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Qualität und das Ergebnis der Rehabilitation. Nicht zuletzt hängt auch die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eng mit der Teamqualität zusammen. Die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation stellt nach Einschätzung der Arbeitsgruppe besondere Ansprüche an die Teamarbeit.

Im Rahmen der formativen Evaluation  eines MBOR-Konzepts wurden 15 qualitative Interviews zu Förderfaktoren und Barrieren der Zusammenarbeit im orthopädischen Reha-Team durchgeführt.

Die Arbeitsgruppe hat die verschiedenen Förderfaktoren und Barrieren anhand eines theoretischen Konzepts gruppiert und anschaulich auf dem Poster dargestellt. Illustriert werden die Faktoren durch Zitate der interviewten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dadurch können die Ergebnisse der Studie sehr gut nachvollzogen werden. Nach den Studienresultaten verbessert sich insbesondere die bedarfsgerechte Zuweisung der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden zu den einzelnen Therapieverfahren durch eine engere Zusammenarbeit im Reha-Team.

Die Posterjury würdigt mit dem 3. Posterpreis die gelungene Darstellung der Ergebnisse einer qualitativen Studie bei einem sehr relevanten Thema.

Postersonderpreis (Publikumspreis)

Eltern- und Kindbewertungen zur Rehabilitation. Inwieweit stimmen sie überein?

AutorInnen: Ritter, S., Jankowiak, S., Kaluscha, R., Krischak, G.

Institut für Rehabilitaionsmedizinische Forschung an der Universität Ulm (IFR Ulm), Bad Buchau

Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie, Federseeklinik, Bad Buchau

Inhalt

In einem durch die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg geförderten Projekt hat die Forschungsgruppe die Bewertungen von Kindern ab 11 Jahren zu ihrer Rehabilitation erfasst und dann mit den Angaben der Eltern verglichen. Dabei konnten bei 220 Familien beide Einschätzungen erhoben werden.

Insgesamt stimmten die Bewertungen gut überein. Bezogen auf ihre gesundheitlichen Einschränkungen machten sich die Kinder allerdings weniger Sorgen als die Eltern. 

In ihrem Projekt konnte die Arbeitsgruppe zeigen, dass es sich lohnt auch Kinder zu ihrer Rehabilitation und deren Ergebnis zu befragen.

Das Poster wurde vom Publikum offensichtlich auf Grund seiner ansprechenden und übersichtlich gestalteten Aufbereitung ausgewählt.

Evaluation

Kolloquiumsinteressenten

Das 25. Rehabilitationswissenschaftliche Kolloquium 2015 in Aachen wurde von 1.634 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht. Die Besucherzahl für das Reha-Kolloquium liegt seit Jahren stabil bei über 1.500 Teilnehmenden.

Online-Evaluation

Die Bewertung des Reha-Kolloquiums durch die Teilnehmer wird über eine Onlinebefragung durchgeführt. Dazu wird ein Fragebogen eingesetzt, mit dem verschiedene Aspekte des Kolloquiums auf einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 5 (sehr unzufrieden) bewertet werden können. Die Online-Evaluation wird durch die Firma Electric Paper Evaluationssysteme GmbH im Rahmen eines Sponsorings unterstützt.

In diesem Jahr haben 446 Kongressbesucherinnen und -besucher an der Kongressevaluation teilgenommen. Das entspricht 27,3 Prozent der Teilnehmenden.

Der Gesamteindruck vom 25. Reha-Kolloquium wurde von den Antwortenden mit der Note 1,8 und damit etwas besser als der Durchschnitt der letzten 2 Jahre (2,1) bewertet. Die hohe Zufriedenheit der Teilnehmer mit der Veranstaltung konnte erneut bestätigt werden.

Die Informationsmedien zu dem Kongress, wie der Kolloquiums-Flyer und der Internetauftritt, die Zusammenstellung der Tagungsunterlagen und die Übersichtlichkeit des Programms haben in der Bewertung wieder gut bis sehr gut abgeschnitten. Gleichermaßen positiv wurde die Möglichkeit bewertet, sich über das Internet anmelden und Beiträge einreichen zu können.

Die Qualität des wissenschaftlichen Programms erhielt bezogen auf Plenarvorträge, DGRW-Updates und Poster mit 1,6, 2,0 und 2,1 sehr positive Bewertungen. Die Plenarvorträge von Prof. Maio und Prof. Peters wurden in den freitextlichen Bewertungen häufig mit Begriffen wie "außergewöhnlich ansprechend", "hervorragend" und "Highlight" bedacht. Die wissenschaftlichen Vorträge und die Plenardiskussion wurden mit den Noten 2,3 und 2,2 etwas besser als bei den vorherigen Kolloquien bewertet.

Die Organisation vor Ort wurde von den Kongressbesucherinnen und -besuchern insgesamt wieder sehr positiv eingeschätzt. Dabei schnitten das Eurogress Aachen als Veranstaltungsort und die Veranstaltungsorganisation vor Ort mit der Note 1,4 am besten ab, gefolgt vom Tagungsbüro und der Technik während des Programms mit der Note 1,5. Die Präsentation der Aussteller honorierten die Teilnehmenden mit der Note 2. Die Pausenverpflegung wurde gut angenommen und mit gut bis sehr gut (1,7) bewertet.

Beim Rahmenprogramm schnitt der Begrüßungsempfang im Aachener Krönungssaal mit der Note 1,7 sehr gut ab. In den Freitextangaben zeigten sich die Bewertenden beeindruckt von der historisch bedeutsamen Location. Der Gesellschaftsabend kam bei den Gästen ebenfalls sehr gut an und wurde mit durchschnittlich 1,8 Punkten bewertet. In den Freitexten wurde die Veranstaltung des Gesellschaftsabends im Eurogress wegen der räumlichen Nähe zum Kongress und der musikalischen Untermalung gelobt.

Insgesamt wurde das 25. Reha-Kolloquium in Aachen von den Teilnehmenden sehr positiv bewertet, was sich auch an den freitextlichen Rückmeldungen im Evaluationsbogen ablesen lässt. Die Bewertungen und die detaillierten Freitextangaben werden dazu genutzt, die Durchführung des Kongresses den Wünschen unserer Teilnehmenden anzupassen.


Sollte Interesse an Berichten zu älteren Kolloquien bestehen, nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf unter:

reha-kolloquium[at]express.converia.de oder unter der Rufnummer: 030/865-39350

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