Hintergrund
Im Rahmen des Projektes „ICF in der ambulanten Rehabilitation“ haben wir geprüft, ob die ICF ein taugliches Instrument für die Praxis des Rehabilitationsmanagements der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) in der ambulanten Rehabilitation ist.
Projektdesign
Im Projektzeitraum vom 01.06.2006 bis 31.12.2007 haben wir 100 Unfallverletzte im Rahmen des Projektes betreut. Es handelt sich um Betroffene in der ambulanten Rehabilitation mit traumatischen bzw. orthopädischen Verletzungen höheren Grades.
Praktische Umsetzung
Zu Beginn der Behandlung erfolgte eine intensive Problemanalyse auf Grundlage der ICF Systematik über das PC-Programm Rehab-Cycle (Assessment).
Wir setzten hierzu verstärkt Assessmentverfahren (SMART/Jobanalyse, PACT/EFL-Screening, SF36, DASH, Biometrix/Handkraftmessung, isokinetische/-metrische Funktionsdiagnostik Wirbelsäule und Extremitäten Lido, DAVID, PDI) ein.
Im Rahmen unseres aktiven Rehabilitationsmanagements ermittelten wir in persönlichen Gesprächen mit den Versicherten, Arbeitgebern sowie Behandlern das konkrete Ausmaß der Betroffenheit. Dabei identifizierten wir zur individuellen Anpassung des Rehabilitationsprozesses die vorhandenen Förderfaktoren sowie bestehende Barrieren. Wichtiger Bestandteil war zudem das durch uns beim Arbeitgeber erhobene Arbeitsplatzanforderungsprofil. Im Ergebnis konnten wir mit den Betroffenen von Beginn an klare individuelle Rehabilitationsziele vereinbaren.
Um einen effizienten Umgang mit der ICF zu ermöglichen, haben wir zunächst das muskuloskelettale Core-Set genutzt.
Nach Festlegung der Therapieinhalte (Assignment) erfolgte im Rahmen der Rehabilitationsmaßnahme (Intervention) ein ständiger enger Austausch zwischen den Beteiligten über festgelegte Ansprechpartner, zum Beispiel in interdisziplinären Teambesprechungen.
Bei der Beurteilung der Zielerreichung nutzten wir wiederkehrend die Assessmentverfahren. Hilfreich für die Entscheidung über den Erfolg der Rehabilitationsmaßnahme war die grafische Aufbereitung der Ergebnisse mit dem PC-Programm Rehab-Cycle (Evaluation).
Die Dokumentation der ambulanten Rehabilitation erfolgte unter Verwendung von uns entwickelter ICF basierter Aufnahme-, Zwischen- und Abschlussberichte.
Fazit
Unsere Projekterfahrungen verdeutlichen, dass zur Messung des Therapieerfolges die Definierung von gemeinsamen Rehabilitationszielen (Zielvereinbarungen) unter stetiger Einbeziehung der Versicherten unabdingbar ist. Gerade dadurch aktivierten wir die Betroffenen, sie wurden mit ihren individuellen beruflichen Anforderungen mehr und mehr in den Rehabilitationsprozess integriert, sie konnten sich orientieren und arbeiteten im Ergebnis motivierter mit.
Durch die ICF-basierte Betreuung in unserem Projekt reagierten wir individuell auf Veränderungen der Kontextfaktoren unter Berücksichtigung von Aktivitäten und Teilhabe. Wir konnten so den Rehabilitationsplan im Einzelfall anpassen. Fehlinvestitionen haben wir hierdurch vermieden.
Die Projektergebnisse zeigen eine Verbesserung der Behandlungsergebnisse. Wir konnten alle betreuten Versicherten gezielt in den Arbeitsprozess zurückführen, so dass keine qualifizierenden Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben notwendig waren. Durch unser Projekt konnten die Gesamtkosten pro Fall verringert werden, zum Beispiel durch Verkürzung der Arbeitsunfähigkeitszeiten und Reduzierung der Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE).
Im Rahmen des Projektes konnten wir praktikable diagnosebezogene sowie auf Körperregionen bezogene ICF Core Sets entwickeln.
Es konnte erfolgreich nachgewiesen werden, dass die ICF ein taugliches Instrument für die Praxis des Rehabilitationsmanagements der VBG ist. Das Modell der ICF ist in der ambulanten Rehabilitation anwendbar und wirksam.
ICF hat sich als Denkmodell bei allen am Rehabilitationsprozess Beteiligten etabliert und zu einer verbindenden gemeinsamen Sprache geführt.
Autoren
Tom Müller, Uwe Wünschmann: Ein Projekt der VBG Dresden mit den Projektpartnern Ambulantes Reha-Centrum Chemnitz und Medica-Klinik Leipzig.
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